Nikolas Gleber im Interview mit dem DJV über sein Projekt „Friendly Fur“ – Freundliche Pelze:
Für seine junge Mode verwendet Nikolas Gleber Pelze aus nachhaltiger Jagd. (Foto: Nikolas Gleber/ENGEE.de mit Manuel Krug) |
Nikolas Gleber: Von Frau Westwoods Reaktion weiß ich ehrlich gesagt nichts, den Claim von PETA kenne ich. Ich habe damals bereits gewusst, dass Füchse aus gutem Grund bejagt werden und habe mich gewundert, dass diese nicht verwertet werden. Das war für mich der Grund, Marke und Zertifikat zu gründen, in einer Zeit zu der Pelz kein Thema war. Im Gegenteil: Pelz war ein generalisiertes Tabu. Ich dachte damals recht naiv, dass man mir die Bude einrennt, wenn ich Schokolade biete, die nicht nur nicht dick, sondern sogar dünn macht.
DJV: Pelz wird zunehmend kritisch gesehen – wie Tierprodukte generell. Warum gerade jetzt Friendly Fur und der Fokus auf jagdliche Gewinnung?
Nikolas Gleber: Nein, Pelz wird zunehmend weniger kritisch gesehen. Friendly Fur hat eine Lanze gebrochen für Natur und Ressourcen, Lokales und Regionales, mehr Kunst und weniger Konsum. Pelz ist wieder en Vogue – leider ohne Differenzierung. Friendly Fur ist eine Alternative zum „Bad-Fur“ – also zu Pelz aus Zuchtfarmen. Meine Signale sind eindeutig und positiv: schonende Naturnutzung anstatt Monokultur und Industrie; bedachte Stückzahlen in guter Qualität statt Masse. Friendly Fur geht es klar darum, Werte zu schaffen. Unsere Natur ist unser größter Wert –aus ihr schöpfen wir und aus ihr entsteht alles. Das verdient ein besonderes Augenmerk und dazu bedarf es auch gewisser Kenntnisse.
DJV: Sie verwenden für Ihre Mode Pelz aus „freundlicher“ Herkunft, also von Tieren, die aufgrund Ihrer Überpopulation bejagt werden. Was wollen Sie mit Ihrer Marke erreichen?
Nikolas Gleber: Ich mache keine Mode, denn Mode ist inflationär, temporär und kommt als saisonales Produkt daher. Ich mache Objekte, die als Unikate in kleinen Auflagen kommen. Dieser Unterschied ist bedeutend. Einen mahnenden Zeigefinger vermeide ich, denn so etwas entzweit mehr, als dass es fruchtet. Wenn jemand meine Philosophie gut findet, dann wird er diese gerne annehmen und weitertragen. Es würde mich freuen, wenn man Zusammenhänge in Produktion, Wirtschaft und Umwelt hinterfragt und die Resultate als Ausgangspunkt für sein Handeln nimmt. Für die Marke wünsche ich mir, dass Friendly Fur ein immer breiteres Publikum anspricht und sich immer mehr Kunden für meine Objekte, meine Parfums und mein Material nebst Zertifikat entscheiden. Ich darf, nun im Fünften Jahr, nicht klagen, aber da ist definitiv noch Ressourcenpotential.
DJV: Wenn die Jägerinnen und Jäger Sie mit Fellen unterstützen wollen, was müssen Sie tun? Woher müssen Füchse stammen und wie müssen die Felle aufbereitet sein?
Nikolas Gleber: Ich möchte alle Naturliebhaber, Jägerinnen und Jäger einladen, mein Netzwerk zu erweitern und für Friendly Fur Bälge zu sammeln. Es gibt auch eine Abbalg-Prämie. Stammen die Füchse aus gerechtfertigter und korrekter Bejagung im Winter, so ist das Friendly-Fur-Kriterium erfüllt. Selbstverständlich achte ich auf Größe und Qualität des Felles. Bitte die Felle trocknen und eventuell salzen. Fettfalten bitte vermeiden oder mit Zeitungspapier auslegen. Sonst entstehen Faulstellen. Im Februar sollten die Bälge dann möglichst gebündelt an meinen Zurichter geschickt werden.
Wer mitmachen möchte, sollte mich zu Anfang der Saison informieren und vor dem Einsenden die Anzahl der Bälge mitteilen. Generell freue ich mich sehr über Netzwerk und Unterstützung, letzteres kann ich bei einem visionären Projekt wie Friendly Fur gebrauchen.
Wer mitmachen möchte, sollte mich zu Anfang der Saison informieren und vor dem Einsenden die Anzahl der Bälge mitteilen. Generell freue ich mich sehr über Netzwerk und Unterstützung, letzteres kann ich bei einem visionären Projekt wie Friendly Fur gebrauchen.
DJV: In Schutzgebieten, etwa dem Großtrappenschutzprojekt in Rathenow (Brandenburg) oder im Stollhammer Wisch (Niedersachsen), einem der größten Schutzgebiete für Kiebitze, werden Füchse, aber auch Waschbären oder Marderhunde bejagt. Können Sie sich eine Kooperation mit solchen Projekten vorstellen?
Nikolas Gleber:Grundsätzlich bin ich offen für alles, was aus Naturschutzgründen oder wildökologischen Gründen passieren muss und sinnvoll ist. Anhand von Beratern, Common Sense und der Nachfrage entscheide ich, wohinter und wofür Friendly Fur im Einzelfall stehen kann und möchte. Ob nun Marderhund im Ranking meiner Kunden an Platz eins steht, habe ich noch nicht getestet, aber Waschbär und Fuchs sind ganz weit vorne. Auch Abwurfstangen oder schöne Federn sind übrigens geeignete Rohstoffe! Also es gibt Vieles, für das Friendly Fur berechtigterweise sehr offen ist. Derzeit suche ich zudem Adressen von Wildkammern und private Produktanbieter mit verschiedensten Waren aus der Natur: Honig, Kräuter, etc. Meine Kunden fragen immer wieder danach und ich möchte gerne regionale Auskünfte geben können –also Tipps sind sehr willkommen.
DJV: Ob Recycling bei H&M oder Biobaumwolle bei Armani, der „grüne Trend“ scheint die Mode zu dominieren. Wie sehen Ihre Zukunftspläne mit „Friendly Fur“ aus?
Nikolas Gleber: Friendly Fur mutet in der Reihe dieser Aufzählung ein wenig wie ein Alien an: viele Marken halten nicht, was sie suggerieren oder gar versprechen. Friendly Fur dagegen verspicht nichts, hält aber alles, was man sich so vorstellen könnte, ganz selbstverständlich aus bereits benannten und sich-selbst erklärenden Gründen. Trotzdem freue ich mich, in einer solch marktrelevanten Reihenfolge aufzutauchen. Nun, ich denke ich möchte meine freundlichen Bande zu Jägern und Verbänden pflegen und meine Netzwerke erweitern. Und weil eine Murmel vom Tisch fällt, wenn man nicht alle Beine gleichmäßig-bedacht hochzieht, werde ich auch meine Bande zu Kunden und Marken ausbauen. Friendly Fur ist nun an einem Punkt, wo es relevant und wachsend ist: Diesen Augenblick möchte ich nicht verpassen. Meine beiden Parfums machen sich ganz gut und ermuntern mich genauso, wie erste Modemarken-Kontakte, die Friendly Fur für sich entdecken.