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Feldhasen-Myxomatose: Jäger müssen jetzt handeln!

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Die Feldhasenbesätze im Norden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen gehen schweren Zeiten entgegen. Zuerst im Raum Wesel und inzwischen in vielen weiteren Kreisen von Viersen bis Steinfurt wurden an Myxomatose erkrankte Feldhasen gefunden.

Die Feldhasenbesätze im Norden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen gehen schweren Zeiten entgegen. (Symbolbild: WildMedia /Adobestock)

Die Forschungsstelle Jagdkunde und Wildschadensverhütung NRW geht davon aus, das in den kommenden Wochen die Seuche bis nach Niedersachsen vordringen wird.

Nachdem die Feldhasen in der modernen Agrarlandschaft mit einer geringen Überlebensrate der Junghasen zu kämpfen haben, kann eine Seuche, die vor allem erwachsene Hasen befällt und dezimiert schnell Bestandes bedrohend werden.

Die Kaninchenpest, wie die Myxomatose auch genannt wird, kam vor etwa 70 Jahren nach Europa. Ursprünglich war das MYX Virus (MYXV) nur in Süd- und Nordamerika bekannt und an die dort vorkommenden Wald-Kaninchen angepasst. Europäische Haus- und Wildkaninchen erkranken dagegen schnell und heftig und sterben auch nach kurzer Zeit. Typische Symptome sind die geschwollenen Augenlider, Schwellungen und Abszesse vor allem im Kopfbereich. Übertragen wird das Virus in erster Linie über blutsaugende Insekten, den Kaninchenfloh, aber auch durch Stechmücken. Deshalb begünstigt ein feuchter Sommer die Verbreitung der Seuche.

Vor 70 Jahren kamen einige Leute auf die Idee, mit Hilfe von Myxomatose Kaninchenbesätze zu reduzieren. Nach einer ersten Aussetzung 1950 in Australien, versuchte man diese Art der Populationskontrolle auch in Europa: 1952 in Frankreich, 1953 in Großbritannien und 1954 in Irland. Die Seuche verbreitete sich rasant über den ganzen Kontinent und verursachte eine globale Pandemie. Die Kaninchenbesätze brachen komplett zusammen, entwickelten aber mit der Zeit ausreichend genetische Widerstandskraft und erwarben Immunität gegen dem Virus.

Zwar fand man bereits kurz nach der Einführung der Kaninchenpest in Europa auch infizierte Feldhasen. Jedoch zeigten die Hasen nur wenige Symptome und schienen weitgehend resistent gegenüber dem MYXV zu sein. Antikörper gegen das Virus sind weit verbreitet. Doch immer öfter übersprang das Virus die Artschranke und es kam zu Erkrankungsspitzen: 2004/5 in Mittelengland, 2007 in der Schweiz, 2008 in Luxemburg, 2009 in Russland und in Nordengland, 2012 in Griechenland und 2018 in Portugal und Spanien.

Dieser letzte Ausbruch der Hasen-Myxomatose war jedoch völlig anders. Vorher waren die Feldhasen jeweils eine Art Kollateralschaden bei Kaninchenausbrüchen. Von Mitte Juli bis Ende September 2018 fand man 530 tote iberische Hasen – eine eigene Hasenart – im Süden Spaniens, mit atypischen Symptomen. Rasch breitete sich der Seuchenherd aus und erreichte weite Teile Spaniens und Portugals; mehr als die Hälfte der erkrankten Hasen starben. Bei den Kaninchen in den betroffenen Regionen gab es dagegen keinen Seuchenalarm. Ein neuer Virusstamm hatte sich entwickelt, das ha-MYXV oder Hasen-Myxomatose Virus. Wie bei der „alten“ Myxomatose flaute die Epidemie im Laufe des Winters ab, doch im Folgejahr betrug die Hasenstrecke in Spanien nur noch 60% des Vorjahresniveaus.

Ob sich auch in NRW ein neuer Virustyp in der Hasenpopulation NRWs ausbreitet, wird gerade mit Hochdruck untersucht. Auf jeden Fall, sind die Jäger nun gefordert.

Der LJV NRW ruft dazu auf, die Bejagung von Feldhasen erstmal komplett einzustellen: „Jeder Hase mit geschultem Immunsystem ist wichtig“, so der Jagdverband. Auch die Hundearbeit sollte weitgehend eingestellt werden, denn jeder zusätzliche Stress kann das Immunsystem schwächen, die Abwehrkräfte reduzieren. Besonders wichtig ist aber auch, so gut wie alle toten Hasen einzusammeln und keinesfalls im Revier zu belassen oder zu vergraben. Das MYXV ist sehr widerstandsfähig, besonders gegenüber Kälte und kann sieben Monate in der Umwelt aktiv bleiben. Deshalb sollten bei der Entsorgung der Hasen-Kadaver auch auf Hygiene geachtet werden und Schuhe gründlich gereinigt und desinfiziert werden.

Dr. Christine Miller

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