Die Krähenjagd kam bis Ende November zu kurz – nicht nur aus Zeitgründen, sondern weil im Revier kaum etwas los war. Oder täuschte der Eindruck?
Peter Schmitt
Kein Niederschlag, mäßiger Wind und Temperaturen um die fünf Grad, gute Voraussagen, um das erste Mal in der Saison auf Krähen zu gehen – Ende November. Bis dato gab das Revier in puncto Huckebein heuer nämlich wenig her. Die Jungvögel zweier Familien, die Anfang Sommer im Revier groß geworden sind, waren bis zum Aufgang der Jagdzeit über alle Berge.
Zwar wurde ab August das eine oder andere der wenigen Standkrähenpaare durch eine gezielten Kugel entzweit. Aber im Gegensatz zur sonstigen Gewohnheit schaute nicht einmal ein kleiner Schwarm im Testrevier vorbei, für den es sich gelohnt hätte, mit dem freundlichen Lockbild loszulegen. Nennenswerte Zahlen fanden sich in der Gegend nur auf Äckern der umliegenden Reviere oder in der Nähe des Verlagsstandortes in Singhofen, wo am Ortsrand eine Müllkippe lockt.
Trotzdem zogen Tobias und ich am Montag in der Früh los. Erstens kam es schon öfter vor, dass man dachte, es sei nichts los, und fragte sich dann nach Jagdende, wo die ganzen Krähen denn herkamen. Zweitens war es Ende November einfach an der Zeit, bevor man sich den Rest der Saison mit dem
Endgegner der Lockkrähen – dem Frost – herumschlagen muss. Und drittens sollte das Wetter passen. Das behauptete zumindest das Internet.
In der Realität pfiff der Wind schon beim Aufbau wie verrückt aus allen Richtungen, unterstützt durch noch stärkere Böen. Und als wir trotzdem frohen Mutes in unserem Tarnschirm saßen, fing es zudem an zu schneien, was alsbald in einen ekligen Schnee-regen überging. Spätestens jetzt fühlten sich die circa fünf Grad wie null oder weniger an.
Auch die Krähen überraschten uns nicht wirklich – zumindest, was deren Zahl anging. Lediglich vier Stück flogen das exponierte und in der Umgebung weit sichtbare Lockbild an. Alle
kamen einzeln, und drei davon erwischten wir. Die vierte narrte uns. Die Salutschüsse zum Abschied hätte man sich auch schenken können. Alles in allem bestätigte sich der Eindruck: In Bezug auf Krähen ist in Obertiefenbach dieses Jagdjahr bis jetzt kaum etwas los. Aber als Schneider gehen wir andererseits auch nur selten nach Hause