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„Es ging ihm nur um den Schutz der Hunde“

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Auf einer Bewegungsjagd im brandenburgischen Rädigke am wurde am 18. Januar ein Wolf von einem niederländischen Jagdgast geschossen. WILD UND HUND sprach mit dem Jagdleiter Franz-Clemens H.

Der Wolf griff die Hunde sofort an.
Foto: Privat

WuH: Herr H., wie kam es zu dem Abschuss?
Hoff: Der holländische Jagdgast ist auf einem Drückjagdbock angesetzt worden. Gegen zwölf, halb eins ist der Wolf das erste mal links auf zehn Meter an ihm vorbeigewechselt und zog dann in ein relativ lichtes Altholz. Kurz davor waren vier Rehe an ihm vorüber dorthin gewechselt. Der Wolf folgte dann mit 50 Meter Abstand dem Rehwild. Die Hunde, die die Rehe hochgemacht hatten, das waren zwei Drahthaar, zwei Kurzhaar und ein Terrier, kamen dann von hinten. Der Wolf hat den Spurlaut von den Hunden mitgekriegt, und ist sofort zurück und auf die Hunde los. Die beiden Kurzhaar sind stiften gegangen, als sie die Wolfswittrung bekommen haben. aber die Drahthaar und der Terrier haben erstaunlicherweise nicht zurückgesteckt. Der Jagdgast hat das gesehen und gerufen, aber der Wolf hat nicht abgelassen. Dann hat der Jäger sogar einen Warnschuss abgegeben. Aber da der Wolf immer aggressiver wurde, hat er ihm eine Kugel angetragen. Der Wolf lag auch sofort.

Wurden die Hunde verletzt?
Ja, zwei Drahthaar wurden gebissen, da haben wir auch Fotos von, einer sogar ins Brustbein, unterhalb des Halses. (Krankenbericht und Foto der Bisswunde liegen WuH vor). Das war nicht lebensgefährlich, hätte aber schnell lebensgefährlich werden können, wenn der Jagdgast den Wolf nicht geschossen hätte.

Trugen die Hunde Schutzwesten?
Ja. Material und Modelle sind mir aber nicht bekannt.

Gab es Zeugen des Vorfalls?
Ja, ein anderer Schütze saß auf einem hohen Ansitzbock und hat durch den Altholzbestand alles beobachten können. Er hat den Vorgang auch der Polizei geschildert.

Kann man dem Schützen in Ihren Augen einen Vorwurf machen?
Nein, in keinster Weise. Was hätte er sonst noch tun können? Er hätte die Hunde opfern können. Und das wäre auch passiert. Der Wolf war schließlich entschieden größer. Fast so groß wie ein Bernhardiner Rüde. Hätte er nicht geschossen, wären die Hunde getötet worden.

Wie haben die Polizei und der Wolfsbeauftragte reagiert?
Die Polizisten haben vor Ort alles aufgenommen und den Zeugen befragt. Das war ein ganz normales Gespräch. Der Wolfsbeauftragte kam dann relativ spät, das war schon im Dunkeln. Er hat Fotos gemacht.

Was droht jetzt dem Schützen?
Es ging ihm nur um den Schutz der Hunde. Der Schütze hat einen Anwalt eingeschaltet, und jetzt geht das meines Wissens erstmal zur Staatsanwaltschaft.

Wurden Sie nach dem Wolfsabschuss angefeindet?
Es gab eine konkrete Drohung: Da hat mir jemand geschrieben, er wolle mir was tun. Aber die Leute in dem umliegenden Ortschaften, mit denen ich gesprochen habe. sind sehr erbost über den Wolf, die haben Angst um ihre Kälber.

Was ist mit dem Wolfskadaver passiert?
Der Wolfsbeauftragte hat ihn in eine Art Leichensack gesteckt. Wo der jetzt ist, weiß ich nicht. Ich vermute in Potsdam oder Berlin in irgendeinem Institut.

Wann tauchten die ersten Wölfe bei Ihnen im Revier auf und hat sich dadurch jagdlich etwas verändert?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben immer wieder Risse gefunden. Sie sind mehrfach auf der Wildkamera aufgetaucht. Gesehen habe ich sie bisher nur einmal, bei einer Nachsuche auf einen Damhirsch. Da sind sieben Wölfe auf uns zu, bis auf 40 Meter. Das war aber aber das einzige Mal, das wir sie in Natura gesehen haben. Auf dieser Drückjagd gab es insgesamt vier Sichtungen.

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