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Alles aus Loden

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Kreativer Umgang mit dem Naturstoff Wolle:
Die Firma Hubertus GmbH – vormals MB-Filze – bemüht sich mit kreativer und funktionaler Verarbeitung von Schurwolle, dem Loden etwas von seinem angestaubten Image zu nehmen. Heiko Hornung hat die Loden-Produkte der Bayern über ein Jahr lang getragen.

 

Von Heiko Hornung

Es gibt heute tolle Hightech-Materialien für Jagd- und Outdoor-Bekleidung: das geht los bei verschiedenen Membranen und endet bei teflonbeschichteten Stoffen. Wer Jagdreisen in ferne Länder unternimmt, wird von dem Outfitter und dem heimischen Jagdreisebüro gern auf die richtige Kleidung hingewiesen, Loden gehört um Gottes-Willen nicht dazu. Und so hat der Naturstoff Wolle, der in Loden und Filz verarbeitet wird, ein etwas angestaubtes Image. Loden steht für konservativ, altertümlich, überholt. Ältere Jäger, die einfach auf ihren Lodenmantel nicht verzichten wollen, werden dann auch schon mal gern als Lodengespenster belächelt.

Produkktest über eineinhalb Jahre

Einer, der sich um die Rennaisance des Werkstoffes Loden müht, ist die Firma Hubertus GmbH (www.hubertus-gmbh.de), ursprünglich aus Grünwald bei München, jetzt auch mit Sitz in Lößnitz im Erzgebirge. Ihr Chef, Hubert Müller-Bauer, beschreibt die Vorzüge von Schafschurwolle mit strapazierfähig, hygienisch, lautlos, leicht, kälte- und wärme-isolierend und hautsympathisch. Oberste Maxime bei der Produktion und im Design der MB-Produkte sind nach Auskunft der Bayern Zweckmäßigkeit, Einfachheit und größtmögliche Effektivität. Ein Produkttest über eineinhalb Jahre in Sonne, Regen, Wind und Sturm sollte zeigen, was im Loden steckt.

Absolute Geräuschlosigkeit

Die Lodenjacke „Isartal“ (1) trug ich zu jeder Gelegenheit. Der herrlich weiche Innenfilz sorgte für ein angenehmes Tragegefühl. In den beiden aufgesetzten Außentaschen hatte fast ein halber Apfelbaum Platz und in dem raffinierten außen zusätzlich aufgesetzten Seitentäschchen steckte immer Feuerzeug und Pfeifenstopfer. Der Tuchloden musste einiges aushalten: Arbeitseinsätze im WILD UND HUND-Revier, Nachsuchen und Dauerregen bei herbstlichen Treibjagden. Nach zweieinhalb Stunden Dauerberegnung drückte die Feuchtigkeit durch das Tuch. Schön am Loden aber, dass ich trotz Feuchtigkeit nicht fror. Einen kleinen Mangel hat der zwar dicht schließende Kragen, der aber etwas zu kurz ist und am winterlichen oder herbstlich kühlen Ansitz auf jeden Fall einen Schal notwendig macht. Der Reißverschluss, der von beiden Seiten zu öffnen ist, hat beim Ansitz seine Vorteile, weil die Jacke so nicht aufträgt und schön am Körper sitzt, allerdings verträgt sich der Kunststoff-Reißverschluss wohl eher nicht mit der Firmenphilosophie. Beim Trocknen der Jacke über dem Hüttenofen sind prompt die Reißverschlusszähne etwas verzogen, und die Jacke ließ sich nicht mehr „verriegeln“. Was ich allerdings bei Ansitz und Pirsch am meisten an der Lodenjacke schätze, ist ihre absolute Geräuschlosigkeit (Preis ab 150 Euro).

Schnelles und leises Abnehmen des Futterals

Für mich unentbehrlich der MB-Sitzfilz (2) mit Nierenschutz, der sich mit einer praktischen Schnalle um den Bauch schließen lässt (50 Euro). Konkurrenzlos auch das Universal-Blitz-Futteral (4) für den Repetierer (65 Euro). Wenn es auf dem Weg zur Kanzel oder zum Stand regnet, oder auf dem Drückjagd-Wagen eng hergeht, steckt die Waffe trocken im Lodenschutz und kann auch nicht zerkratzt werden. Und selbst auf der Pirsch lässt sich das Futteral problemlos, schnell und vor allem leise abnehmen. Besonders von Vorteil ist dabei, dass der Gewehrriemen an der Waffe bleibt und das Futteral sich um sie legt. Am Ansitz dient die Gewehrhülle dann als Auflage oder man schiebt sie sich als zusätzliches Polster einfach unter den Hintern. Zweckmäßig sollte auch das neue superleichte Mini-Blitzfutteral (8) für die Drückjagd sein. Allerdings bin ich mit den Druckknöpfen und der angepriesenen besonderen Handlichkeit nicht so richtig zurecht gekommen (53 Euro).

Für den Einsatz in den Brombeeren

Herrlich warm und dicht sind die MB-Gamaschen (3 und 6). Während das Modell „Bis übers Knie“ (3) auf dem Ansitz durch sein Filzinnenfutter schön warm hält, sind die Gamaschen mit den praktischen Clip-Verschlüssen für die Pirsch oder gar für einen Aufstieg am Berg fast zu warm (110 Euro). Besser geeignet, beispielsweise beim Steigen durch Schnee oder durchs Holz, ist das Modell „Bis unters Knie“ (6), das an der Seite durch einen Reißverschluss zusammengehalten wird. Mehrere Stunden beim Einsatz in den Brombeeren als Treiber konnten dem Material aus fest gewebtem, doppelten Loden nichts anhaben. Durch die Kordeln oben und unten drang weder Schmutz noch Nässe in die Kniebundstrümpfe oder die Bergstiefel ein (68 Euro).

Der ganze Kerl im Umhang

Ich gebe es zu, ich bin ein Fan von Lodenkotzen, im Süden werden sie auch gern als Wetterfleck bezeichnet. Auch wenn man darin für manchen wie der Bibabutzemann aussieht, sie gehört zum festen Bestandteil meines Rucksackes und begleitet mich auf jeder Tour. Bei Schnürlregen und starkem Wind schlüpft einfach der ganze Kerl in den Umhang und ist geschützt. Die großzügige, abnehmbare Kapuze beim Wetterfleck-Salzburg (7) lässt sich problemlos auch über den Hut ziehen. Durch die Knopfleiste kann man die Kotze auch offen tragen, und bei der Drückjagd das fertige Gewehr schnell aus dem Schutz des Umhangs hervorholen. Mit der relativ geringen Länge ist sie bequem im Gebirge zu tragen, ohne dass man sich beim Steigen im Hang auf die vorderen Zipfel tritt. Allerdings liegen so fast die Knie frei, und die werden bei starkem Regen dann schön nass. Überhaupt zieht sich der Gebirgsloden schnell voller Wasser und wird etwas schwer (ab 235 Euro).

Bei der Idee war ein Jäger am Werk

Besser ist da schon der dünnere fest gewebte Tuchloden, der nicht nur leichter, sondern auch wasserfester ist. Als etwas längerer Poncho hat mir der Wetterfleck (5) wertvolle Dienste bei vielen regnerischen Reviergängen, Ansitzabenden und Wandertouren geleistet. In der Brusttasche hatte leicht ein Fernglas oder eine Wanderkarte Platz. Der Poncho war eine warme Decke in der Hütte oder auf dem Hochsitz über den Knien, und im Sommer nahm ich ihn einfach als Picknickdecke (ab 200 Euro).

Egal, was MB sonst noch aus Loden anbietet: Einlegesohlen, Patronenetuis, Mündungsschoner, Sturmkappen oder auch die kuscheligen „Alaska“-Fäustlinge, eins spürt man immer: Bei der Idee war ein Jäger am Werk.

 


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