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Handys im sinnvollen Jagdeinsatz: Retter in der Not

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Viele Jäger sind bereits im Besitz eines Mobiltelefons, und sie werden es auch ab und zu im Jagdbetrieb nutzen. Mit der Einführung dieses modernen Kommunikationsmittels eröffnen sich aber auch neue Wege, um im Notfall schnell und vor allem effektive Hilfe holen zu können.

 

Hier konnten die Rettungskräfte bis zum Einsatzort gelangen. Sind die Wege allerdings in so schlechten Zustand, dass z.B. der Krankenwagen nicht durchkommt, muss man per Handy einen Treffpunkt vereinbaren, wo man die Helfer mit dem Geländewagen abholt

Horst Rieger

Egal, ob bei Revierarbeiten oder der Jagd selbst – Jäger sind einer nicht zu unterschätzenden Unfallgefährdung ausgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Orten befindet man sich aber im Jagdrevier völlig „ab vom Schuss“. Bei kleineren Blessuren ist das kein Problem, doch sobald die Sache schlimmer ist, entscheiden oft Minuten über Wohl oder Weh des Verletzten.

Noch vor einiger Zeit mussten Mitjäger oder andere Personen zur nächsten Telefonzelle hetzen, um Hilfe zu holen. War man allein, so blieb einem lediglich die Hoffnung, irgendwann durch Zufall oder von einem Angehörigen, der einen vermisst, entdeckt zu werden.

Durch die Erfindung und den immer weiteren Vormarsch der Mobiltelefone sollten diese Zeiten eigentlich vorbei sein. Die Vorteile des Handys sind offensichtlich:

 

      • Man kann am Ort des Geschehens bleiben, kann Erste Hilfe leisten und muss den Verunfallten nicht allein lassen.
      • Sollte einem selbst etwas zustoßen, kann man sich eigenständig Hilfe organisieren. Voraussetzung ist aber, dass das Handy am Mann ist. Moderne Geräte sind so leicht und klein, dass sie kaum in der Jacke oder am Gürtel stören.
      • Man kann unmittelbar nach einem Unglück tätig werden. Die oft mühsame Suche nach einem Telefon entfällt, gerade für Jäger, die sich ja oft in einsamen und unwegsamen Gegenden aufhalten, ein wichtiger Faktor.
      • Mit einem Handy kann man auch ohne Kartenvertrag einen Notruf absetzen. In jedem Gerät ist eine Notrufnummer, in der Regel die 110, gespeichert. Das heißt, ich brauche das Handy nur einzuschalten und den Anweisungen folgen, die mir im Display angezeigt werden. Der Nachteil ist allerdings, dass man ansonsten niemanden anrufen kann, bzw. auch nicht angerufen werden kann. Erst ein Kartenvertrag ermöglicht dies.

 

Den Ernstfall im Vorfeld proben

Die oben genannten Vorteile führen aber noch nicht unbedingt dazu, dass man für jeden erdenklichen Unglücksfall gerüstet ist. Gerade vor großen Gesellschaftsjagden sollte man sich daher genau überlegen, wie man schnellstmöglich Hilfe herbeiholen kann. Vor allem den Hubschrauber, der bei schweren Verletzungen oder z. B. Herzinfarkten angefordert werden muss, darf nicht vergessen werden. Keinesfalls darf man warten bis ein solcher Fall eingetreten ist.

Es könnte sonst ein böses, sprich „planloses“ Erwachen geben. Wenn man allerdings nachfolgende Checkliste Punkt für Punkt abhakt und damit die eine oder andere Trockenübung durchführt, ist man gut gewappnet.

 

      • Im Revier muss überprüft werden, wo man mit dem Handy Empfang hat. Sollte er überall völlig inakzeptabel sein, bleibt nur noch der Wechsel zu einem anderen der drei Anbieter D1, D2 und e-plus.
      • Als sinnvolles Zubehör sollte man sich eine Autoantenne zulegen. Diese verbessert gerade in Gebieten mit schlechter Abdeckung den Empfang um einiges. Dazu noch eine Ledertasche, die das Handy gegen Schmutz, Regen und mechanischer Beschädigung schützt. Außerdem haben die meisten Taschen einen robusten Gürtelclip, so dass man das Telefon immer bei sich tragen kann.
      • Neben der Notrufnummer kann man in den meisten Handys noch bis zu 100 Telefonnummern und Namen speichern. Es ist aber auch möglich, die sogenannten „5 W’s“ für die Notrufabfrage einzuprogrammieren. „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wie“, „Wie viel“ sind die Zauberwörter. Alle W’s wird man nicht auf einen Speicherplatz bekommen, aber „Wer“, „Wo“ und „Was“ passen allemal rein. Wichtig ist im Ernstfall, zuerst den Kontakt zur Rettungsleitstelle/Polizei herzustellen und dann im Speicher auf den „Spickzettel“ zu schauen.
      • Unbedingt muss man die Rufnummer des eigenen Handys angeben. So können Rettungskräfte bei Bedarf zurückrufen.
      • Soll bei einem Notfall ein Rettungshubschrauber geschickt werden, muss man sich beim Herannahen des Helikopters ausreichend bemerkbar machen, um von oben gesehen zu werden. Gerade im Wald ist es häufig so, dass man vom Boden aus den Hubschrauber sieht, aber aus der Luft keine Menschenseele zu entdecken ist.
      • Bei der Notfallmeldung sollten markante Geländeerscheinungen wie z. B. Seen, Bäche, oder markante Waldstücke angegeben werden. Auch Hochspannungsleitungen können wertvolle Orientierungshilfen sein. Der Pilot wird sich eigenverantwortlich in größtmöglicher Nähe zum Notfallort einen Landeplatz suchen. Wenn der Landeplatz nicht in unmittelbarer Nähe zum Notfallort liegt, muss das Notfallteam abgeholt werden. Unter allen Umständen muss man aber aus dem Gefahrenbereich des Hubschraubers bleiben. Mindestens 30 Meter Abstand sind mit einem Fahrzeug zu halten, ansonsten besteht für Jäger und Retter Lebensgefahr!
      • Neben einem evtl. Rettungshubschrauber wird immer ein Rettungswagen zum Notfallort geschickt. Wenn die Wege im Revier für normale Rettungsfahrzeuge unpassierbar sind, muss dies der Leitstelle/Polizei mitgeteilt werden. Steht ein geländegängiges Fahrzeug zur Verfügung, ist ein Treffpunkt auszumachen, um die Besatzung des Rettungswagens zu übernehmen. Sollte kein geeignetes Fahrzeug vor Ort sein, kann man per Handy versuchen, kurzfristig eines herbeizuholen.
      • Sind genug Leute vor Ort, bietet es sich an, Einweiser einzuteilen, die dem Rettungswagen den Weg zeigen. Diese Personen sollten möglichst lange auf ihrem Posten bleiben, denn oft kommen Rettungswagen, Notarzt und Polizei getrennt und in zeitlichem Abstand.
      • Ein weiterer Weg, um dem Rettungsdienst, speziell der Hubschrauberbesatzung, die Arbeit zu erleichtern, ist die Angabe von Koordinaten. Dazu muss man sich jedoch in Kartenkunde und mit UTM-Koordinaten etwas auskennen. Hier bietet sich an, mit dem zuständigen Landesvermessungsamt Kontakt aufzunehmen und nach Karten im Maßstab 1:50 000 mit UTM-Gitter zu fragen. Einige Vermessungsämter geben diese Karten nicht an Privatpersonen ab. Bei der Anforderung sollte daher darauf hingewiesen werden, dass sie für die Erkundung von Landeplätzen für Rettungshubschrauber benötigt werden. In Niedersachsen z. B. reicht dies aus.
      • Als Hubschrauberlandeplatz muss eine 30 x 30 Meter große, ebene Fläche mit einem Bewuchs von maximal 30 Zentimetern Höhe zur Verfügung stehen. Auch dürfen keine hohen Hindernisse sowie Draht oder Überlandleitungen in unmittelbarer Nähe sein.
      • Mit dem Landeplatz-Vorschlag wendet man sich an die zuständige Rettungsleitstelle bzw. den zuständigen Rettungshubschrauber. Dort werden dann auch ggf. die erforderlichen Koordinaten herausgesucht. Es ist zwingend, dass die Koordinaten wirklich stimmen, sonst ist alles für die Katz. Dieser Aufwand lohnt sich nur in sehr großen und unwegsamen Revieren, da die Landeplätze natürlich auch entsprechend gepflegt und kontrolliert werden müssen. Interessant dürfte dies daher vor allem für große Forstbetriebe sein oder für schwer erreichbare Gebirgsreviere. Die ermittelten Koordinaten lassen sich problemlos in den Speicher des Handys aufnehmen, so dass man sie im Notfall parat hat.

 

Fit für den Ernstfall

Unglücke und Notfälle kommen immer überraschend. Deshalb ist es weder unsinnig noch lächerlich, sich bereits im Vorfeld für den Ernstfall fit zu machen. Denn nur so kann man Schwachstellen erkennen und vor allem ausräumen. Gerade das Handy offeriert uns Jägern viele Möglichkeiten, Leben retten zu können. Doch nur wer im Vorfeld übt, kann später richtig reagieren. Bleibt zu wünschen, dass es für jeden mit den Übungen getan ist und es nie zum Ernstfall kommt.

 


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