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Britisches Arbeitspferd

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Land Rover Defender 110 Crew Cab:
Das tägliche Straßenbild zeigt es – der Land Rover Defender verfügt über eine eingeschworene Fan-Gemeinde. Kein Wunder also, dass die britische Traditionsmarke ihre Fans mit einer vollständigen Modellpallette bedienen will. Bekam man den Defender 110 bisher nur als Pickup oder geschlossenen Station-Wagon, schließt Land Rover jetzt eine Lücke: Nun gibt es ihn als Pritsche mit Doppelkabine.

 

Wer den ursprünglichen Land Rover – seit Existenz weiterer Modelle des britischen Herstellers schlicht „Defender“ genannt – nicht kennt, könnte sich beim Besteigen dieses Fahrzeuges wundern: Man ist versucht, sich eine kleine Leiter zu holen, um die rund einen halben Meter hohe Einstiegskante zu überwinden. Dieses Erlebnis zeigt, worauf die Konstrukteure des „Defender“ wert legen; denn auf einen PKW-ähnlichen Fahrkomfort, mit dem fernöstliche Hersteller ihr Klientel zu gewinnen suchen, pfiff man bei Land Rover geflissentlich. Ein Geländeauto ist dazu da, extreme Fahrsituationen abseits der Straße zu meistern, und nicht, um auf ihr komfortabel dahinzuschaukeln – soweit das puristische Statement der Briten in Gestalt eines Defenders.

Dem gemäß erscheint auch das Interieur der Defendermodelle – alles ist funktional einfach gehalten, von gehobenen Komfortansprüchen kaum eine Spur. Seit der neuen Baureihe wird der Ur-Land Rover allerdings zumindest in den drei verschiedenen Ausstattungsvarianten E, S und SE angeboten, die zum Beispiel statt der serienmäßigen Vinylsitze auch Bezüge aus Stoff (S) oder Leder (SE) beinhalten. Außerdem umfasst die S-Variante nun erstmalig elektrische Fensterheber, eine fernbedienbare Zentralverriegelung und ein Kassettenradio. Gegen Aufpreis sind auch Extras wie Klimaanlage sowie Frontscheiben- und Sitzheizung zu haben.

Von diesen Überbleibseln zeitgemäßen Automobilkomforts abgesehen, ist der „Landi“ allerdings geblieben, was er immer war: Seine Stärken sind die eines Arbeitspferdes. Das gilt im Besonderen für den neuen 110er mit Doppelkabine. Denn mit diesem Radstand gab es ihn bislang nur als geschlossen „Station Wagon“, der seinen Schwerpunkt im Mannschaftstransport mit neun Sitzen hatte oder als einfachen Pickup, der als „Lastenesel“ in erster Linie zum Materialtransport gedacht war. Aber eine Kombination aus beidem – ein guter Materialtransporter mit ausreichend Platz für Personen – das war bislang dem 130er-Modell mit langem Radstand vorbehalten. Und der ist mit seinem Wendekreis von 15,1 Metern für die Arbeit in deutschen Revieren nun nicht unbedingt die erste Wahl. Mit dem deutlich handlicheren 110er als Pritsche mit Doppelkabine lässt sich mit 12,8 Metern Wendekreis im Revier dagegen etwas anfangen.

Robuste Geländetechnik

Technisch stimmt der Neue mit allen Defender-Modellen überein: Gebaut mit Starrachsen an einem Leiterrahmen solidester Art mit einer Alukarosse, einem permanenten Allrad-Antriebsstrang, auf den die Handbremse greift, ein kurz übersetztes Getriebe, das noch mal untersetzbar ist, und einem manuell sperrbaren Mittendifferential.

Ebenso wenig hat sich der Innenraum verändert – das einfache Interieur versprüht mit viel Gummi und Vinylverkleidungen den Charme eines Arbeitsgerätes, das auf maximale Haltbarkeit bei maximaler Belastung ausgelegt ist.

Vorn wie hinten herrscht einigermaßen Beinfreiheit, so dass man auf allen Plätzen bequem sitzt. Vor allem aber kommt man mit dem eigenen Fahrgestell und daran eventuell haftendem lehmverklumptem Schuhwerk mit nichts in Berührung, das durch eine ordentliche Portion Dreck Schaden nehmen könnte. Die Ladefläche wird von einer dicken Gummimatte geschützt, die frontseitig bis hinter das an die Kabine geschraubte Reserverad reicht, und heckseitig von einer Aluleiste an der Ladekante dicht abgeschlossen wird.

Gegen Aufpreis werden die Innenseite der Ladeklappe und die Radkästen mit Aluriffelblechen ausgestattet. Außerdem wird er mit Plane und Spriegel (Rahmen) angeboten. Die Plane besitzt eingesetzte Kunststoff-Fenster für vollen Durchblick über den Innenspiegel auch im geschlossenen Zustand. Der Mittelteil über der Ladeklappe ist dabei mit Haltegurten versehen, so dass die Plane zum Transport von längeren Gegenständen hinten hochgerollt werden kann.

Die Ladeklappe ist durch aushakbare Stahltrossen aus der Waagerechten zu bringen. Durch die auf der Ladefläche durchgezogenen Radkästen lassen sich bei Revierfahrten vier Personen mitnehmen. Damit kommt man – selbst wenn man auf den optionalen dritten vorderen Sitz zugunsten der extrem geräumigen Ablagebox verzichtet – immer noch auf die insgesamt neun Sitzmöglichkeiten, die der 110er-Defender sonst nur als geschlossene Version bietet. An Variabilität lässt der Neue also keine Wünsche offen.

Revierarbeiter mit viel Platz

Auf diversen Gesellschaftsjagden nutzten wir den „Crew Cab“ als „Mannschaftstransporter“, setzten ihn bei der Pflanzung eines Kastanienhaines von mehr als 30 Bäumen als Materialfahrzeug und Arbeitsbühne ein, und bargen schließlich ein Stück Schwarzwild nach einem Ansitz. Dass der 110er alle Aufgaben auch unter extremen Fahrsituationen mühelos bewältigte, braucht man bei seiner Steigfähigkeit von 100 Prozent (45 Winkelgraden) wohl nicht gesondert zu erwähnen. In engen Beständen musste man hier und da noch mal extra rangieren, alles in allem blieb der Wagen aber auch dort sehr gut manövrierbar.

In Sachen Beladung macht der 110er mit einer guten Tonne zwischen Leer- und Maximalgewicht keine Abstriche, und weil er dann etwas über drei Tonnen wiegen darf, wird der Wagen als „LKW offener Kasten“ ausgeliefert. Eine Diskussion um einen beim PKW üblichen hohen Dieselsteuersatz für den 2,5-Liter-Fünfzylinder kommt damit gar nicht erst auf.

Fazit: Wer puristische Fahrerlebnisse bevorzugt und dabei ein zuverlässiges Arbeitspferd sucht, sollte sich den neuen 110er-Defender mit Doppelkabine unbedingt anschauen. Vom Preis her liegt er etwa wie seine japanischen Mitbewerber. Die sind dafür zwar komfortabler ausgestattet, dem Defender im Gelände und an Belastbarkeit aber unterlegen – nicht umsonst sind noch heute 75 Prozent aller seit mehr als 50 Jahren gebauten Defender im Einsatz.

Eine Kritik sei bei soviel Lob allerdings gestattet: Dass sich in einem Auto von mehr als 26 000 Euro nicht ein Minimum an Komfort-Extras serienmäßig findet, kann leider nur als schwach bezeichnet werden.

Vier Personen passen auf die Sitzflächen über den Radkästen. Die Aluriffelbleche gibt es gegen Aufpreis

 


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