$(kursiv:Arbeite ich meinen Hund an der Feldleine, so zeigt er sich gehorsam. Mache ich die Feldleine ab, ist es mit dem Gehorsam vorbei. Wo liegt mein Fehler?)
Von Uwe Heiß
Bei Ihrem Hund liegt die Vermutung nahe, dass er eine unerwünschte Verknüpfung zur Feldleine hat. Unerwünscht, weil er an der Feldleine Gehorsam zeigt und ohne nicht. Der Hund weiß also: „Feldleine angelegt – ich werde kontrolliert und konsequent korrigiert.“ Hätte er diese Verknüpfung nicht, würde er auch an der Feldleine unerwünschtes Verhalten zeigen. Es scheint auch klar zu sein, dass der Hund die Kommandos verstanden hat, sie aber nur befolgt, wenn er keine andere Wahl hat.
Grundsätzlich kommt die Feldleine in den meisten Fällen viel zu spät zum Einsatz. Erst wenn der „Halbstarke“ Ungehorsam zeigt, besinnen sich viele Hundebesitzer auf die Feldleine. Das ist zu spät. Ist der Entschluss dann gefasst, dem Bengel Gehorsam beizubringen, wird die Arbeit mit der Feldleine nicht genügend vorbereitet. Im Gegenteil: Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird fleißig an ihr geruckt.
Sehr gut ist es, wenn möglichst viele Spaziergänge mit dem Welpen (ab der zehnten Woche) an der zunächst leichten Feldleine in einer Umgebung stattfinden, in der sich die Leine möglichst nicht verfangen kann. In dieser sehr frühen Phase kann schon in so genannten „wertvollen Situationen“, wenn der Hund auf etwas konzentriert ist, zu dem er gerne hinlaufen möchte, das „Komm“ geschult werden. Es darf aber in diesem sehr frühen Alter nicht übertrieben werden. Das Wichtigste ist die positive Verknüpfung mit der Feldleine. Ich stelle beispielsweise den Fressnapf außerhalb des Zwingers auf die Erde und hole den Junghund. Etwa zwei Meter vor dem Napf lege ich dem Junghund demonstrativ die Feldleine an und schicke ihn zum Napf. Nach und nach verlängere ich die Distanz und lege sogar einen Grundstein zum Einweisen (Voranschicken). Der Hund verknüpft schnell die Feldleine mit etwas Positivem.
Habe ich den Hund verrückt nach einem Tennisball gemacht, leite ich auch dieses Bringspiel mit dem Anlegen einer Feldleine ein. Hierbei benutze ich oft, je nach Gelände, lediglich ein Eineinhalbmeterstück identischer Leine, damit der Hund sich nicht verfangen kann.
Fahre ich ins Revier, bekommt der Hund auch hier demonstrativ die „kurze“ Feldleine angelegt, bevor er hinaus darf. Freudige Erlebnisse sollten bei ihrem Gebrauch im Vordergrund stehen. Gehorsamsübungen sollten unbedingt immer vorgeschaltet sein.
Hat der Hund bereits die unerwünschte Verknüpfung, würde ich sehr konsequent daran arbeiten, die Feldleine „positiv“ zu verknüpfen. Das ist auch im fortgeschrittenen Alter möglich. Man darf aber nicht glauben, diese Verknüpfung sei jetzt für immer und ewig. Nehme ich die Feldleine – unmittelbar nachdem ich sie angelegt habe – einige Male zur Korrektur, laufe ich Gefahr, dass er ohne Leine ungehorsam ist. Also immer Feldleine anlegen – freudiges Ereignis. Erst dann – möglichst im fließenden und wechselnden Übergang Spiel/Gehorsam – an die Arbeit gehen. Uwe Heiß