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Afrikanische Schweinepest auf Vormarsch

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Die hochansteckende Virusseuche tobt in Osteuropa. Deutsche Forscher befürchten, dass sie in die EU eingeschleppt wird.

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Tiertransporte begünstigen die Ausbreitung der Viren. Foto: Fotolia/Falk
„Bisher wurde die Afrikanische Schweinepest in Deutschland noch nicht nachgewiesen“, erklärt Dr. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik, gegenüber WILD UND HUND. Um die Einschleppung des Virus so rasch wie möglich erkennen zu können, sollten Jagdausübende, Schweinehalter und Tierärzte jeden Verdacht anzeigen. Weil sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) von der Klassischen Schweinepest (KSP) klinisch nicht unterscheiden lässt, sollten Proben kranker Schweine auf beide Seuchen hin untersucht werden. ASP und KSP können zu sehr variablen Krankheitsbildern führen, wobei die Symptome von chronischen Verläufen mit Gewichtsverlust, Wachstumsverzögerung und Kümmern über respiratorische Symptome, die oft durch Sekundärinfektionen ausgelöst werden, bis zu Blutungen und plötzlich auftretenden Todesfällen reichen können.
 
Die ASP ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die sich seit 2007 vom Kaukasus und Russland mit einer Geschwindigkeit von rund 360 Kilometern pro Jahr ausbreitet und sich nach Westen bis zur ukrainischen Grenze vorgearbeitet hat. Als Übertragungswege fungieren lebende Schweine, Samen, tierische Erzeugnisse und deren Rohstoffe sowie Speiseabfälle und blutsaugende Insekten. Jäger sollten auch an die mögliche Weiterverschleppung dieser Seuchen durch mit Blut verschmutzte Werkzeuge und Kleidung denken. „Das sollte auch jetzt schon sehr ernst genommen werden, wenn man in von KSP- oder ASP-betroffenen Gebieten jagt“, rät Dr. Beer. Für beide Krankheiten stehen molekulare Testsysteme zur Verfügung, die ein sicheres Ergebnis innerhalb eines Tages ermöglichen. Der derzeit im Kaukasus und Russland vorkommende ASP-Virusstamm ist besonders virulent, und Dr. Beer geht davon aus, dass infizierte Schweine und Wildschweine innerhalb weniger Tage verenden.
 
Eine direkte Einschleppung nach Deutschland durch Wildschweine hält Dr. Beer für nicht wahrscheinlich. Die Infektion von Wildschweinen in den betroffenen Regionen macht jedoch die dortige Bekämpfung sehr schwierig, was immer wieder für Einträge in die Hausschweinpopulation in der betroffenen Region sorgt und die Infektion für sehr lange Zeit persistieren lässt. Auch bei der schrittweisen Ausbreitung der Seuche in Russland spielen infizierte Wildschweine eine Rolle, daneben auch Militärtransporte von kontaminierten Produkten. Von Fahrzeugen, die für Schweinetransporte in die Russische Föderation eingesetzt werden, und die aus betroffenen Gebieten zurückkehren, geht daher ein erhöhtes Einschleppungsrisiko aus. Deshalb muss bei solchen Transportfahrzeugen auf eine sorgfältige Desinfektion geachtet werden. Auch das illegale Einführen von Lebensmitteln (Fleisch, Wurstwaren etc.) aus den betroffenen Regionen ist ein Risikofaktor. Das ASP-Virus ist außerordentlich stabil und kann in solchen Produkten über Monate seine Ansteckungsfähigkeit erhalten.
 
Impfstoffe, die das ASP-Virus eindämmen können, gibt es noch nicht. Wildbret von infizierten Tieren darf nicht verwertet werden, da über Fleisch und Fleischprodukte ein hohes Infektionsrisiko besteht. Für den Menschen stellt das Virus kein Gesundheitsrisiko dar.
sd

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