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Anschussknigge Schweiß sagt nicht alles

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Schweiß sagt nicht alles

Hat der Schütze den Anschuss gefunden, wird sofort nach Schweiß gesucht. STEFAN MEYER erklärt, warum man damit schnell auf dem Holzweg sein kann.

Am Anschuss wird meist analysiert, ob es sich um Lungenschweiß oder „nur“ um Wildbretschweiß handelt. Auch die Menge wird schnell taxiert. Häufig bekommt man als Nachsuchenführer später die Auskunft: „Viel Schweiß, jeden Meter ein Tropfen, das Stück müsste bald verblutet sein.“ Wie dieser Blutverlust tatsächlich aussieht, zeigt folgendes
Rechenbeispiel: Bis ein lebensbedrohender Zustand eintritt, kann ein Tier bis zu 40 Prozent seiner Blutmenge verlieren. Bei einem Reh mit 25 Kilogramm Lebendgewicht (8 Prozent Blut) wären dies rund 0,8 Liter. Etwa 20 Tropfen entsprechen einem Milliliter, sodass bei
einem Tropfen pro Meter erst nach 16 Kilometern der kritische Zustand erreicht wäre. Aber der Organismus hemmt die Blutung unter anderem durch Gerinnung und  Adrenalinausschüttung. Sind im Schweiß keine weiteren Bestandteile (Darminhalt, Speichel, Organteile usw.) enthalten, kann seine Herkunft nicht beurteilt werden. Die Farbe
(hell oder dunkel) wird nur aufgrund des Sauerstoffgehalts im Blut bestimmt. Selbstverständlich ist trockener Schweiß dunkler als frischer.

Merke: Schweiß ohne weitere Bestandteile sagt nichts über den Treffer aus!

Viel eher liefern die weiteren Pirschzeichen Aufschluss über den Treffersitz. Meist lässt sich dieser durch Knochensplitter, Muskelfasern, Schnitthaare oder Organteile deutlich besser bestimmen. Allerdings suchen die Jäger nur selten nach Pirschzeichen, sobald sie Schweiß
gefunden haben. Die Methodik, wie Pirschzeichen gefunden  und beurteilt werden, kann bei
einem Anschuss-Seminar gelernt werden. Die beste Fortbildung entsteht aber in der
Praxis: Jedes Mal, wenn ein beschossenes Stück noch ein paar Sprünge macht, bis
es zusammenbricht, hat der Jäger die Möglichkeit, nach Pirschzeichen zu suchen. Am erlegten Stück können diese dann mit dem Treffersitz verglichen werden

Merke: Jeden Anschuss nutzen, um Erfahrungen zu sammeln.

Die Auswertung des Anschuss-Puzzles mündet dann in der Entscheidung des Schützen, ob er selbstständig der Fährte folgt,
weil das Stück verendet sein muss, ob er einen Jagdgebrauchshund für die einfache Nachsuche einsetzt oder den Schweißhundeführer mit seinem spezialisierten Vierläufer
anfordert (siehe Grafik). Deuten die Pirschzeichen auf eine Totsuche hin (Kammertreffer oder bei Rehwild auch Pansenschuss), kann nach entsprechender Wartezeit (mindestens eine Stunde), mit jedem eingearbeiteten Jagdhund gesucht werden. Bei Lauf-, Weich-, Krell-, Äserund Gebrächschuss sollte unbedingt ein Spezialist gerufen werden. Wird die Suche mit dem Gebrauchshund doch schwieriger als erwartet, ist dies noch kein Problem, solange nicht geschnallt wurde. Erst eine Fehlhetze macht die anschließende Arbeit dem
Spezialisten zur Herkulesaufgabe. Daher gilt bei unerwartetem Fährtenverlauf:
Abbrechen, ohne zu schnallen, und einen Spezialisten rufen!

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