Statt radikaler Umstürze hat sich der Bayerische Jagdverband (BJV) bei seiner außerordentlichen Landesversammlung am 26. Oktober in Schrobenhausen zu Neuwahlen beim Landesjägertag in Lindau 2020 entschlossen. Das gab Vizepräsident Thomas Schreder bei der Pressekonferenz nach Ende der rund fünfstündigen Veranstaltung bekannt. Die Versammlung, bei der 136 der knapp 160 im BJV organisierten Kreisgruppen vertreten waren, nahm mit großer Mehrheit einen so genannten „Befriedungsantrag“ des Präsidiums an, den auch BJV-Präsident Jürgen Vocke unterzeichnet hatte, der persönlich nicht in Schrobenhausen erschien. 612 Ja-Stimmen standen 20 Gegenstimmen und 18 Enthaltungen gegenüber.
Nach fünf Stunden Landesversammlung steht ein geordneter Neuanfang im BJV fest.
Foto: Vivienne Klimke
Der Beschluss sieht vor, dass Vocke sein Amt bis zum Landesjägertag in Lindau weiterhin ruhen lässt und auf seine Bezüge verzichtet. Seine Aufgaben übernehmen verschiedene Präsidiumsmitglieder, die Leitung des Verbands liegt kommissarisch bei Schreder und Schatzmeisterin Mechtild Michaela Maurer.
In Lindau stellen die Präsidiumsmitglieder des BJV dann geschlossen ihre Ämter zur Verfügung, wobei die Regierungsbezirksvorsitzenden bereits vorher in ihren regionalen Versammlungen Neuwahlen durchführen sollen. Wer sich dann in Lindau für welche Positionen neu zur Wahl stellt, ist laut Schreder völlig offen. Die im Raum stehenden finanziellen Fragen sollen vollständig aufgeklärt und die Ergebnisse den Mitgliedern zur Kenntnis gegeben werden, kündigte Maurer an.
Hier gibt es allerdings noch Hürden, so ist offenbar das Arbeitsverhältnis von Wirtschaftsprüfer Felix Wallenhorst von Seiten des BJV bereits gekündigt, es ist aber nahezu unmöglich, eine neue Gesellschaft zu beauftragen, da die zu prüfenden Belege noch von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt sind, die gegen BJV-Präsident Prof. Jürgen Vocke ermittelt. Maurer konnte deshalb auch nicht versprechen, dass sie zum Landesjägertag 2020 einen fertigen Jahresabschluss 2018 präsentieren kann. Die laut BJV fast 50 Anträge aus den Kreisgruppen, die für die Schrobenhausener Versammlung eingereicht worden waren und unter anderem die Abwahlen von Vocke und BJV-Justiziar Dr. Peter Greeske zum Ziel hatten, wurden Teilnehmern zufolge fast sämtlich zurückgezogen zugunsten des „Befriedungsantrags“. Dass es dennoch nicht leicht war, die teils aufgebrachten Delegierten wieder in ein einheitliches Fahrwasser zu bringen, war der kommissarischen Verbandsspitze bei der Pressekonferenz anzusehen, so war die Stimme der Schatzmeisterin „am Ende der Ressourcen“ angekommen, wie sie selbst bemerkte.
Insgesamt wurde der Wille deutlich, den Verband künftig demokratischer und transparenter zu führen. Schreder kündigte z. B. an, die Öffentlichkeitsarbeit des BJV mehr ins Ehrenamt zu verlagern. Peter Müller, Vorsitzender des entsprechenden BJV-Ausschusses, nahm an der Pressekonferenz teil, ebenso wie weitere Präsidiumsmitglieder. vk