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Bayern: Rückforderung an Vocke von über 74.000 Euro

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„Rückforderung an Vocke von über 74.000 Euro“

Der Landesjägertag in Lindau steht kurz bevor – und damit die Stunde der Offenbarung für die Schatzmeisterin Mechtild Michaela Maurer und die Wirtschaftsprüfer. Während der Anwalt des bisherigen Präsidenten Prof. Jürgen Vocke in der Presse die Schadenssummen durch seinen Mandanten herunterspielt und die hohen Ausgaben für die Budgetprüfung geißelt, kann BJV-Schatzmeisterin Mechtild Michaela Maurer nach Abschluss aller Prüfungen endlich mit konkreten Zahlen aufwarten.

Vivienne Klimke hat mit ihr gesprochen.

Foto:Maurer/vk

WuH: Der Jahresabschluss 2018, der von zwei verschiedenen Wirtschaftsprüfern unter die Lupe genommen wurde, ist jetzt offenbar fertig. Wie ist der BJV aus dem Jahr herausgegangen?

Maurer: Ja, ich habe den Jahresabschluss 2018 am 2. März dem Präsidium zur Entscheidung vorgelegt. Wir haben einen Verlust von 79.000 Euro wegzustecken. Das ist immer noch besser als erwartet: Nachdem der Haushalt 2018 mit rund 750 Euro geplant war, wurde mir der Abschluss von meinem Vorgänger Dr. Wolfgang Schiefer dann mit einem Minus von 140.000 Euro übergeben. Das war eine ziemlich böse Überraschung. Der Verband hatte einfach deutlich mehr Geld ausgegeben, als er hatte. Am Montag, 9. März, habe ich die Mitglieder über die aktuellen Zahlen in Kenntnis gesetzt.

WuH: Das Jahr 2019 hat dann im BJV einschneidende Veränderungen gebracht, zum Beispiel, indem BJV-Präsident Vocke seine Ämter ruhen ließ und auch einige Mitarbeiter der Geschäftsstelle ihre Verträge beendeten oder diese nicht verlängert wurden. Was spiegelt der Abschluss 2019 wider?
Maurer: Gerade in den Verwaltungskosten des Verbandes waren Einsparungen möglich. Das im Haushaltsplan zu erwartende Minus von rund 60.000 konnten wir zu einem positives Ergebnis von rund 100.000 Euro wandeln.

WuH: Wie bitte, Sie haben 160.000 Euro gut gemacht? Wie ging das denn?

Maurer: Es gab ein paar überraschende Einnahmen aus öffentlichen Zuschüssen. Außerdem haben wir die allgemeinen Einnahmen erhöht, haben zum Beispiel Tagungspauschalen eingeführt, und es kamen Spenden. Wir waren auf der Einnahmenseite also gut. Gleichzeitig haben wir Ausgaben reduziert: weniger Raumkosten, weniger Bewirtungskosten, weniger Reisekosten. Wir haben Prozesse definiert und Diskussionen geführt, bevor die Kosten überhaupt entstehen. Außerdem haben wir die Mitarbeiter im BJV mit dem Haushalt vertraut gemacht, sodass jetzt ein viel konsequenteres Kostenmanagement möglich ist, es wird günstiger eingekauft und ähnliches. Und ja, die Personalkosten sind auch gesunken, unter anderem durch den Rückzug von Prof. Vocke.

WuH: BJV-Präsident Prof. Vocke stand wegen wirtschaftlicher Vorgänge in der Kritik, die Staatsanwaltschaft ermittelt nach wie vor. Gibt es Rückforderungen seitens des Verbandes?

Maurer: Ja. Jedes Präsidiumsmitglied unterliegt der Vermögensbetreuungspflicht und ist deshalb verpflichtet, sämtliche Forderungen des BJV geltend zu machen. Die Rückforderungen 2018 und 2019 belaufen sich auf insgesamt 74.700 Euro. Diese Rückforderungen sind allein nach Vereins- und Steuerrecht und völlig unabhängig von einem rechtlichen Verfahren gegen Prof. Vocke zu beurteilen.

WuH: Ein aktueller Artikel in der Augsburger Allgemeinen legt nahe, dass die Ermittlungen gegen Prof. Vocke sich einem Ende nähern. Die mögliche Schadenssumme sei im Zuge der Ermittlungen der Kripo auf weniger als 1800 Euro geschrumpft, behauptet sein Anwalt.

Maurer: Die Aussage überrascht mich, denn vor wenigen Tagen erst hat die Staatsanwaltschaft beim BJV den Bericht des Wirtschaftsprüfers angefordert. Möglicherweise spricht Prof. Vockes Anwalt in dem Artikel von einem Zwischenergebnis.

WuH: Sind denn im BJV steuerliche Nachforderungen zu den Bezügen von Prof. Vocke eingetroffen, wie zeitweise befürchtet?

Maurer: Die Finanzverwaltung arbeitet noch an der Beurteilung, dieser Vorgang ist nicht abgeschlossen.


WuH: Einige Mitglieder des BJV werfen Ihnen vor, unangemessen mit dem verdienten BJV-Präsidenten Vocke umgegangen zu sein und mit insgesamt 75.000 Euro zuviel Geld für die Wirtschaftsprüfung ausgegeben zu haben, die man doch hätte intern vergeben können. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Maurer: Eine sachliche Diskussion der aufgeworfenen Inhalte mit Prof. Vocke war leider zu keinem Zeitpunkt möglich. Im Gegenteil, es wurden mir rechtliche Schritte angedroht, wenn ich die Präsidiumsbeschlüsse umsetze. Hätte das frühere Präsidium – ich spreche hier von den Jahren vor 2018 – auf die mehrfachen Hinweise der internen Revisoren reagiert und entsprechende Maßnahmen ergriffen, wären sicher keine zwei externen Gutachten erforderlich gewesen. Mir ist wichtig, zu betonen, dass sämtliche Beauftragungen, die ich vorgenommen habe, von einstimmigen Beschlüssen gedeckt waren. Der erste Wirtschaftsprüfer stand vor der Unterschrift. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten innerhalb des Budgets von 20.000 Euro. Dann hatten wir den zweiten Wirtschaftsprüfer und damit den insgesamt dritten Prüfer, die Revisoren mit eingerechnet. Alle kommen einheitlich zu gleichlautenden Ergebnissen: Die von den Mitgliedern bis 2015 zugesagte Präsidiumsvergütung von knapp 65.000 Euro wurde überschritten, und die Beschlussfassung zur 30-prozentigen Erhöhung der Bezüge wurde nicht korrekt durchgeführt. Erreicht hat der Verband immerhin, dass die Rechnungslegung jetzt die Anforderungen an den Erhalt der Gemeinnützigkeit erfüllt. Das sichert ihm große Umsatzsteuervorteile.


WuH: Wird der BJV im Jahr 2020 und darüber hinaus kürzertreten müssen, oder wie sehen Sie seine Zukunft?

Maurer: Der Haushalt 2020, der einen Überschuss von rund 58.000 Euro plant, sieht die notwendigen Mittel für die Verbands- und Öffentlichkeitsarbeit vor. Organisatorisch ist der eingeschlagene Weg erfolgversprechend: Die Rechnungslegung ist effizient im Ablauf, sehr aussagefähig und lesbar für die Adressaten, die Liquidität ist planbar und gesichert. Die Anforderungen an eine satzungskonforme Mittelverwendung beachten wir bei allen Maßnahmen. Die dringend erforderlichen Entscheidungen für die Zukunft – Personalkostenplanung und zuverlässige Software zur Mitgliederverwaltung – sind getroffen und in der Umsetzung.

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