Jäger schaffen Vielfalt: Auf dem Bundesjägertag in Weimar haben am 23. Mai die rund 300 Delegierten aus dem gesamten Bundesgebiet in einer Resolution ihre Forderungen zum Erhalt der Biologischen Vielfalt zusammengefasst.
„Wir senden damit eine deutliche Botschaft an die UN-Naturschutzkonferenz nach Bonn“, sagte Jochen Borchert, Präsident des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV) am 23. Mai auf dem Bundesjägertag in Weimar. Der Schutz von entfernten Regenwäldern und Berggorillas sei zweifelsohne wichtig, so Borchert weiter, die Biologische Vielfalt werde aber bereits vor der eigenen Haustüre bedroht.
Mehr Mobilität für Wildtiere
Das ist die Forderung des DJV in seiner Resolution: Über 230.000 Kilometer Straßen wirken vielmals als unüberwindbare Barriere – eine der größten Gefahren für die Biologische Vielfalt. In der Folge kommt es selbst beim größten heimischen Landsäugetier, dem Rothirschen, zu genetischer Degeneration. Der DJV fordert die Bundesregierung deshalb ausdrücklich auf, isolierte Lebensräume wieder systematisch zu vernetzen und Querungshilfen schon im Bundesverkehrswegeplan zu integrieren. Alte Strecken müssen nachgerüstet werden – auf Grundlage eines klaren Finanzierungsprogramms.
Nicht ausreichend berücksichtigt wird die Barrierewirkung von Straßen bei der derzeitigen Verkehrs- und Raumordnungsplanung. Abhilfe schaffen soll künftig der Praxisleitfaden „Barrieren überwinden“ für die wildtierfreundliche Gestaltung von Verkehrswegen, den der DJV in Weimar anlässlich des Bundesjägertages vorstellte.
Zahl der Wildunfälle steigt
Ein deutliches Signal für die immer stärkere Isolation von Lebensräumen ist die steigende Zahl von Wildunfällen. Rund 220.000 Hirsche, Rehe und Wildschweine starben 2007 auf Straßen, etwa 30 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die Delegierten fordern deshalb in ihrer Resolution, Normen für eine wildtierfreundliche Straßenplanung zu erarbeiten, Wildunfälle besser als bisher in einer amtlichen Datenbank zu erfassen und die Wirkung von Wildwarnsystemen wissenschaftlich zu untersuchen.
Die Neubürger-Problematik
Systematisch erfasst werden müssen nach Auffassung des DJV auch eingewanderte Arten wie Marderhund, Waschbär und Nilgans, die allesamt negativen Einfluss auf die heimische Artenvielfalt haben. Nur so können die tierischen Neubürger erfolgreich in ihren Beständen kontrolliert werden. Die Jäger wollen ihr bisher in Deutschland einzigartiges bundesweites Wildtiererfassungssystem WILD weiter ausbauen, um Veränderungen der Biodiversität langfristig einschätzen zu können. Dazu fordern sie in der Resolution die Unterstützung der Bundesregierung. Derzeit werden Daten von knapp zwei Dutzend Tierarten erhoben, darunter der seltene Fischotter oder der eingewanderte Waschbär.
In seiner Resolution spricht sich der DJV für die natürliche Rückkehr von Wolf, Luchs und Bär aus. Behörden müssten aber zusammen mit Jägern Managementpläne entwickeln, damit sich Mensch und Tier wieder aufeinander einstellen können. Um die Akzeptanz der Großsäuger zu steigern, müssten Schäden ersetzt und die natürliche Scheu der Tiere erhalten werden.
„Biologische Vielfalt geht uns alle an. Wir Jäger leisten einen erheblichen Beitrag zu ihrem Schutz und brauchen die Unterstützung der Politik für unsere ehrenamtliche Arbeit“, forderte Borchert in Weimar. Ideologische Grabenkämpfe seien fehl am Platz betonte Borchert in Hinblick auf das geplante Umweltgesetzbuch, das die Trennung der Rechtskreise Naturschutz und Jagd teilweise in Frage stellt. Vielmehr müssten Verbände und Politik an einem Strang ziehen.
-pm-