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Grüner Loden und rotes Parteibuch

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Wenige Tage nach der Landtagswahl haben sich in Nordrhein-Westfalen die Waid-Genossen gegründet.

Quasi zu Beginn der rot-grünen Koalitionsverhandlungen, in denen es auch um eine Novellierung des Landesjagdgesetzes geht, haben sich die Waid-Genossen gegründet:  Ein Initiativkreis sozialdemokratischer Jägerinnen und Jäger in Nordrhein-Westfalen. Fachminister Johannes Remmel (Grüne) hat wiederholt betont, durch ein „ökologisches“ Jagdgesetz einen Paradigmenwechsel herbeiführen zu wollen. Für den Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) gibt es dazu keinen Anlass. WILD UND HUND-Redakteur Christoph Boll hat ihn interviewt.

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Initiator der Waidgenossen: Claus Jacobi. Foto: Christoph Boll
WuH: War der Zeitpunkt der Gründung der Waid-Genossen, die Sie zusammen mit dem Dortmunder Rechtsanwalt Uwe Lüders initiiert haben, ein Zufall?
Jacobi: Unsere Vorbereitungen zur Gründung der Waid-Genossen liefen bereits, bevor bekannt wurde, dass es in NRW Neuwahlen geben würde. Uwe Lüders und ich hatten festgestellt, dass es bei den Wählern und Mitgliedern der SPD, besonders im ländlichen Raum, eine unheimlich breite Zustimmung zur Jagd gibt. Eine aktive Jagdpolitik hat in der SPD ja auch eine lange Tradition. Ich erinnere nur an die Zeit, als Klaus Matthiesen Umweltminister in NRW war. Daran wollen wir anknüpfen und in der SPD Jägerinnen und Jägern wieder eine deutliche Stimme geben. Es soll  ein konkretes jagdpolitisches Interesse unserer Partei deutlich werden. Dabei lässt sich nicht verhehlen, dass die Gründung des Initiativkreises zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr gelegen kommt.
WuH: Wie groß ist die Gruppe?
Jacobi: Wir sind mit acht Mitgliedern gestartet und haben uns nach Bekanntwerden unserer Initiative binnen drei Wochen schon mehr als verdreifacht. Wir sind jetzt 30 Aktive bei den Waid-Genossen, darunter auffällig viele kommunale Funktions- und Mandatsträger wie Fraktionsvorsitzende in den Kommunen und Vorsitzende von SPD-Ortsvereinen. Zwei Papiere sind Voraussetzung, um bei uns mitzumachen: Das SPD-Parteibuch und der Jagdschein.
WuH: Reicht ihr Einfluss auch in die Landtagsfraktion, die gegebenenfalls über ein neues Jagdgesetz entscheiden muss?
Jacobi: Wir möchten so kurz nach unserer Gründung noch nicht von einem direkten „Einfluss“ in die Landtagsfraktion sprechen, aber jedenfalls haben  wir aus der Landtagsfraktion von einigen Abgeordneten bereits starken Zuspruch erfahren. Wir haben insofern das Gefühl, in Düsseldorf auch wahr- und ernstgenommen zu werden. Natürlich hätten wir uns im neuen Koalitionsvertrag eine viel jagdfreundlichere Formulierung gewünscht, aber immerhin konnten wir erreichen, dass für eine Änderung des Landesjagdgesetzes nun ein „möglichst breiter Konsens“ der Beteiligten verlangt wird. Wir werden in den nächsten Monaten vehement darauf drängen, dass sich die nordrhein-westfälischen Jägerinnen und Jäger in diesem Konsens auch tatsächlich wiederfinden können und ihre Interessen im Gesetzgebungsverfahren nicht verloren gehen.
WuH: Wie verstehen die Waid-Genossen ihre Rolle in der SPD?
Jacobi: Wir wollen als Fachforum in der SPD agieren, damit die Partei jagdpolitische Diskussionen und Fragestellungen durch eigene sozialdemokratische Fachleute begleiten und beantworten kann. Wir wollen in engem Schulterschluss mit der Fraktion in NRW das für Jagd und Jäger herausholen, was sinnvoll ist. Wir gehen dies in dem Bewusstsein an, dass die SPD es ohne unsere Gründung bei diesem Thema gegenüber dem grünen Koalitionspartner schwerer hätte. Wir wissen aber auch um Zwänge von Koalitionen.
WuH: Der Initiativkreis hat seine Positionen in einem Zwölf-Punkte-Papier formuliert, das sich inhaltlich mit den Vorstellungen des Landesjagdverbandes deckt.
Jacobi: Ja, denn das bestehende Jagdrecht, das übrigens von Sozialdemokraten entwickelt wurde, bietet alle Voraussetzungen zur Erhaltung einer nachhaltigen, naturnahen Jagd. Es hat sich bewährt, ganz gleich, ob es um die Liste der jagdbaren Arten, die Jagd in Schutzgebieten oder die Hundeausbildung geht. Eine kleine Differenz zum LJV gibt es allenfalls bei der Jagdsteuer, für deren Fortfall die Kommunen aus unserer Sicht einen finanziellen Ausgleich benötigen.
WuH: Wird es einen bundesweiten Zusammenschluss von Waid-Genossen geben?
Jacobi: Das ist zumindest eine sehr interessante jagdpolitische Perspektive. Wenn sich in anderen Landesverbänden unserer Partei vergleichbare Initiativen gründen, werden wir mit Rat und Tat helfen. Möglicherweise kommt dann automatisch das Interesse an einem länderübergreifenden Zusammenschluss. Zumindest werden wir aus NRW uns als Jäger in der SPD auch zu bundeweiten jagdpolitischen Themen äußern.
Kontakt zu den Waid-Genossen:

 

 

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