Die Waffen eines Hundeführers müssen funktionieren – todsicher. Im günstigsten Fall erlöst er damit ein krankes Stück Wild von seinem Leiden, im schlimmsten Fall muss er sich selbst und seinen Hund verteidigen. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an das verwendete Material. – Claudia Elbing und Michael Schmid
Beim System stehen moderne Dreh zylinderverschluss oder Geradezug repetierer an erster Stelle. Die Technik ist wenig störanfällig. Hohe Feuerge schwindigkeit und robuste, kompakte Bauweise sind weitere Pluspunkte. Nicht totzukriegen ist der alte 98er. Viele Büchsenmacher verbauen den Klassiker speziell nach Kundenwünschen. Kompromisslose Stabilität und kontrollierte Patronenzufuhr zählen zu den unübertroffenen Vorteilen. Halbau tomatische Systeme ermöglichen schnelle Schussfolgen. Eingeschränkt wird ihre Eignung durch gesetzliche Vorgaben (Magazinkapazität 2 + 1), lange Bauweise und die Anfälligkeit für Ladehemmungen. Die ebenfalls feuer starken Unterhebelrepetierer scheitern an der fehlenden Kammersperre. Egal ob stellender Hund oder aggressiver Keiler, beim Finale fließt jede Menge Adrenalin. Umso wichtiger ist ein Höchstmaß an Sicherheit. Einfach zu bedienende Handspannungen sind deshalb erste Wahl. Akzeptabel sind auch zuverlässige Drei Stellungs Schlagbolzensicherungen. Alles andere hat bei einer Hundeführerbüchse nichts zu suchen. Unverzichtbar ist die meist mit der Sicherheitstechnik kombinierte Kammersperre. Sie verhindert unbeab sichtigtes Öffnen und schützt so das System vor Verschmutzung oder Kammerverlust.
Fangschuss geglückt – in der Dickung ist eine kurze, führige Büchse von großem Vorteil. Fotos: Claudia Elbing, Stefan Mayer
Am trockenstehenden Direktabzug führt bei einer Hundeführerbüchse kein Weg vorbei. Eingestellt auf Auslösege wichte zwischen 800 und 1500 Gramm (g), sind flinke, treffsichere Schüsse bei einem hohen Maß an Bedienungssicherheit, auch mit klam men Fingern oder Handschuhen, möglich. Druckpunktabzüge bieten zusätzliche Sicherheitsreserven, aufgrund des langen Vorwegs sind sie jedoch für intuitive Schüsse wenig geeignet. Ste cher scheiden aufgrund der Anfälligkeit für Bedienfehler aus.
Viele Hundeführer schwören auf die Bediensicherheit der Flügelsicherung eines 98er-Systems.
Büchsen -Längen von einem Meter (m) und weniger haben sich in dichtem Bewuchs bewährt. Realisierbar ist das, je nach System, nur mit kurzen Läufen von 45 bis 50 Zentimetern (cm). Die Kontur ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Schlanke Rohre wiegen weniger, dicke schwingen ruhiger und erhöhen die Treffsicherheit. Unver zichtbar ist der Mündungsschutz. Klebeband oder spezielle Kunststoffstöpsel verhindern das Ein dringen von Fremdkörpern in den Lauf und können ohne Treffpunktverlagerung durchschossen werden.
Perfekte Sicherheit bietet ein Handspannsystem wie das der Heym „SR 30“.
Beim Kaliber ist hohe Stoppwirkung bei gleichzeitiger Eignung für kurze Läufe gefragt. Diesen Spagat schaffen nur wenige Patronen wie zum Beispiel .308 Win., 8 x 57 IS und 9,3 x 62. Wichtigstes Kriterium für die Munition ist, dass sie reibungslos und zuverlässig in der jeweiligen Büchse funktioniert. Hakeln beim Zuführen, Klemmen beim Hülsenaus wurf oder gar eine Neigung zu Zündversagern schließt die Verwendung konsequent aus. Mehrere scharfe Schussserien aus voll bestücktem Magazin sind deshalb bei einem Laborierungswechsel unverzichtbar.
Beim Geschosstyp haben sich massestabile, schnell ansprechende Deformationsprojektile bewährt. Die Stoppwirkung ist hoch und die Flugbahn des in aller Regel splitterfrei und richtungsstabil austretenden Rest körpers kalkulierbar. Hunde und Fremdgefährdung lassen sich so auf ein Minimum reduzieren. Im bleihaltigen Segment empfehlen sich Verbundkernprojektile, wie Geco „Plus“, Nor ma „Oryx“, RWS „Evolution“ oder Sako „Hammerhead“. Bleifrei zählt derzeit die Lapua „Naturalis“ zu den Favoriten. Aufgrund kegelförmig austretender Splitter und wenig deformierter Restkörper mit hoher Tiefenwirkung scheiden Teil zerleger aus. Dasselbe gilt für zielballistisch nicht kalkulier bare, einfache Teilmantelprojektile.
Fest eingebaute Magazine kann man nicht verlieren. Deshalb schwören viele Hundeführer auf den 98er oder die Blaser „R 93“. Bei modernen Kombilösungen (Beispiele: Mauser „M03“ [„MagSafe“], Blaser „R8“) lässt sich die Magazin entriegelung aktiv blockieren, ein Verlust ist somit ebenfalls ausgeschlossen. Wenig risikobehaftet sind auch doppelte Entriegelungen (Beispiel: Merkel „Helix“) oder einfache, mit einem tief in einer Mulde positionierten Taster oder Druckknopf (Beispiele: Mauser „M12“, Sako „85“). Ungeschützte Varianten sind für Hundeführer nicht geeignet. Mindestens vier, besser fünf Patronen sollte das Magazin fassen. Ist die Packung leer, muss das Nachladen einzelner Patronen durch das Aus wurffenster möglich sein. Besonders vorteilhaft sind von oben durch die Hülse befüllbare Magazine.
Mündungsverschluss –
lebenswichtig (nicht nur) für Hundeführer
Fremdkörper im Lauf führen zu Aufbauchungen oder zu gefährlichen Laufsprengungen. Schon ein Tropfen Wasser oder eine Fichtennadel genügt, um die Katastrophe auszulösen. Aus diesem Grund sollte, sogar für die normale Ansitzjagd, die Mündung verschlossen sein.
Eine attraktive Lösung bietet HKT mit dem „BPP“ („Barrel Protection Plug“). Weiches Gummi dichtet den Lauf verlässlich ab, hält auch in Dickungen zuverlässig im Lauf fest und ist selbst in feuchtem Zustand problemlos anzubringen. Dieser Geheimtipp ist im PareyShop für die gängigsten Kaliber erhältlich. Zu bestellen unter pareyshop.de
Moderne Fluchtvisiere sind für Hunderführerbüchsen zu empfehlen. Die sich nach oben verjüngenden Dachkimmen gewähren aufgrund geringer Ziel abdeckung den beim Fangschuss wichtigen Situationsüberblick. Je nach Modell erleichtern Kunststoffeinlagen die Zielaufnahme. Gut zu erfassen und wenig stoßempfindlich sind Balken und Rundkorne aus Stahl oder Messing. Verwendet man empfindliche Kunst stoffvarianten, empfiehlt sich ein durch brochener Kornschutz. Die Kimme soll te sich am Beginn der vorderen Laufhälfte befinden. Dem Auge wird so das gleichzeitige Scharfstellen von Kimme, Korn und Wild erleichtert. Als Alternative bieten sich für Stöberhund führer Rotpunktvisiere an. Aufgrund geringer Schmutzanfälligkeit sind ge schlossene Modelle (Beispiele: Aim point „Micro H1“ oder „H2“, Zeiss „ZPoint“) die bessere Wahl. Für die Nachsuche sind aber auch diese Geräte meist zu empfindlich.
Die Trageweise der Waffe ist Geschmackssache: mit einfachem Riemen oder mit dem Rucksack-Gewehrriemen.
Die Schaftgeometrie muss auf den Schuss über die Offene Visierung oder das Rotpunktvisier ausgelegt sein. Das ist nicht selbstverständlich, da viele Hersteller für den Zielfernrohreinsatz optimierte Standardschäfte verwenden. In aller Regel schaut man bei sol chen Modellen über und nicht durch das Visier. Beim Kauf sind deshalb Probeanschläge über die bevorzugte Visiervariante unverzichtbar. Weit verbreitet sind robuste Kunststoffschäfte. Ähnlich stabil, aber etwas schwerer sind Schichtholzmodelle.
Auch traditionelle Vollholzschäfte genügen den Anforderungen, sie benötigen jedoch etwas mehr Pflege. Im Gegensatz zu Kunststoff lassen sich die beiden Holz varianten einfach vom Büchsenmacher an den Schützen anpassen. Ein an Kopf oder Schulter überstehender Lauf stört in der Dickung. Die mündungsnahe, linksseitige Riemen befestigung, für Büchsen mit Rechtssystem, ist deshalb für Hundeführer besonders wichtig. Neben festen Aufnahmen bietet der Markt drehbare, flexible Optionen an. Am Kolben erfolgt die Riemenbefestigung ebenfalls links seitig. Die Waffe liegt damit flach und bequem auf dem Rücken. Die Trageweise der Büchse ist Geschmackssache: schräg über der Schulter mit klassischen Gewehrriemen oder lotrecht mit komfortablen Rucksackgurten (Beispiel: Niggeloh „Titan II Trail“). Nutzt man die Büchse für andere Jagdarten, sind Wechselriemenbügel und zusätzliche Aufnahmen an der Waffenunter seite von Vorteil.
Praxistaugliche Schalldämpfer (SD) stehen auf der Wunschliste vieler Hundeführer ganz oben. Derzeit scheitern die meisten Modelle an eingeschränkter Geländetauglichkeit. Egal ob Aufsatzdämpfer oder Overbarrel, die Büchse wird umzehn bis 25 Zentimeter (cm) länger. Zudem ist mangels Stabilität und geeigneter Aufnahme, von wenigen Produkten abgesehen (Beispiel: Sonic „45N“), vorn keine Riemenbefestigung möglich. Auch die Verbindung zur Waffe lässt zu wünschen übrig.
Viele SD werden ohne Arretierung ein fach aufgeschraubt und lockern sich bei längerem Einsatz in dichtem Busch. Erste Lösungen für den Schuss über die Offene Visierung bieten schlanke Aufsatzdämpfer (Beispiel: B&T „Ti ger“) oder Overbarrel SD mit integriertem Korn (Beispiele: A-TEC/Jakele, Sonic „45N“). Sicher kommt der eine oder andere Hundeführer trotz der Nachteile mit einem SD zurecht, für die meisten ist die Situation jedoch noch nicht befriedigend. Trotzdem ist es sinnvoll, die Büchse mit einem Mün dungsgewinde auszustatten. Auf einem Drückjagdstand kann man mit SD jagen.
Ein geeignetes Messer ist das Mittel der Wahl, wenn der Fangschuss nicht möglich ist. Um das Wild schnell und zuverlässig von seinen Leiden zu erlösen, benötigt man neben Mut, körperlicher Fitness und Knowhow ein geeignetes Abfangmesser. Stabile, rostfreie Messer mit rutschfestem Griff und breiter Parierstange sind zuverlässige Begleiter. Um auch bei starkem Schalen wild sichere Wirkung zu erzielen, ist eine Klingenlänge von mindestens 15 cm erforderlich. Längen von 25 cm und mehr neigen beim Abfangen schwacher Stücke zum Durchstich (Hundegefährdung).
Als nicht zu großes Abfangmesser ist dieses Applegate mit Kydex-Scheide gut am Gürtel zu tragen.
Große Messer sind zudem unhandlich und wenig komfortabel beim Tragen. Für einen treffsicheren, richtungsstabilen Stoß eignen sich Klingen mit symmetrischer Spitze. Vorteilhaft ist ein beidseitiger Schliff. Er erlaubt flexible Schnittpositionen und beim Herausziehen der Klinge eine Vergrößerung der Wunde in zwei Richtungen. Zu den Aufgaben der Scheide zählen zuverlässiger Stichschutz, Verlustsicherung und die stabile Gürtelbefestigung. Einige Kydex Modelle bieten flexible Tragepositionen und somit schnellen Zugriff auf auf die Blankwaffe.