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Handzahmes und betäubtes Gatterwild zur Drückjagd herangekarrt

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Es ist ganz leicht, die Jägerschaft in Verruf zu bringen. Einen großen Beitrag dazu hat eine niederländische Jagdgesellschaft geleistet. Es geht um betäubtes Gatterwild und Jagdgäste aus Holland.

Aus dem Auto heraus kann Rainer Miesen am Vorabend der Drückjagd das handzahme Damwild streicheln und fotografieren. (Foto: R. Miesen/chb)

Während einer Drückjagd im rheinland-pfälzischen Bausendorf-Olkenbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich) soll sie zuvor ausgesetztes zahmes und betäubtes Damwild erlegt haben. Man erinnert sich unweigerlich an den Weltrekord-Hirsch Burlei. Geschossen wurde er 2005 in Bulgarien als vermeintlich freilebender Recke. Seine wahre Heimat aber war ein Zuchtgehege in Oberösterreich.

Woher das in Olkenbach erlegte Damwild stammt, ist noch ungeklärt. Ziemlich sicher aber ist, dass es am 13. Dezember vergangenen Jahres aus einem Gatter speziell für die Drückjagd zwei Tage später herbeigeschafft wurde. Aufgefallen ist das Miesen, der am späten Nachmittag unterwegs ist, um am Waldrand seine Schafe zu füttern. Dabei fällt ihm ein unbekannter Geländewagen mit einem „Riesenanhänger“ auf. „Ich habe zunächst geglaubt, dass jemand seinen Abfall im Wald entsorgen will“, schildert der 57jährige, der selbst Jäger und Waldbesitzer ist. Wenig später fährt er der Wagenspur auf dem Wirtschaftsweg nach, um zu sehen, wo Müll abgeladen wurde. „Dabei bin ich an eine Stelle gekommen, wo Stroh lag. Vermutlich wurden die Tiere dort abgeladen. Kurz darauf kam mir das Damwild auf dem Weg entgegen.“ Etwa 15 handzahme Stücke seien es gewesen, die sich aus dem Auto heraus streicheln und fotografieren ließen und erkennbar an Menschen gewöhnt waren.

Am Jagdtag liegen in dem von Niederländern gepachteten Revier 8 Stücke Damwild, das in der Gegend in freier Wildbahn gar nicht vorkommt, auf der Strecke. Miesen wendet sich daraufhin an die Kreisverwaltung. Das Veterinäramt wird umgehend beim verantwortlichen deutschen Jagdleiter vorstellig und beschlagnahmt das Wildbret, in dem das Landesuntersuchungsamt wenig später Beruhigungsmittel nachweist. Ob das Damwild künstlich ruhiggestellt wurde, um Verletzungen beim Transport zu vermeiden oder um den Fluchtreflex auszuschalten und es so zur leichten Beute der Jagdgäste werden zu lassen, ist offen. Klar aber ist, dass der Kreis Bernkastel-Wittlich den Jagdleiter bei der Staatsanwaltschaft Trier angezeigt hat und diese nun wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz strafrechtlich ermittelt. Denn das Erlegen von Gatterwild fällt nicht unter das Jagd-, sondern unter das Tierschutzrecht.

Wes Geistes Kind am Werk war, zeigt sich auch daran, dass kurz nach der Jagd 3 verwaiste Kälber in Olkenbach herumirren. Miesen geht davon aus, dass die Alttiere während der Drückjagd ohne Rücksicht auf den Muttertierschutz geschossen wurden. Bis auf wenige Meter kann er sich einem der Kälber nähern und davon Aufnahmen machen.

Der Deutsche Jagdverband (DJV), der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz (LJV) und die Koninklijke Nederlandse Jagersvereniging (Jagersvereniging) haben inzwischen das Aussetzen und Betäuben von zahmem Gatterwild, das zum Zweck der Jagd grundsätzlich verboten ist, scharf verurteilt. Der LJV hat zudem angekündigt, Strafanzeige zu stellen. „Solche kriminellen Praktiken widersprechen unserem Verständnis von Waidgerechtigkeit und haben mit Jagd rein gar nichts zu tun“, sagt DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Die drei Jagdverbände distanzieren sich entschieden von illegalen Praktiken Einzelner, die dem Ansehen von Jagd und Jägern schaden. Sie fordern die ermittelnden Behörden auf, alles dafür zu tun, die Hintergründe des konkreten Falls aufzuklären. „Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssen die Verantwortlichen mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

chb

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