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Interdisziplinärer Austausch

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Bereits auf der UN-Naturschutzkonferenz, die am 30 Mai in Bonn zu Ende ging, warnte der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) vor der Zerschneidung des Lebensraumes unserer heimischen Wildarten. Passend dazu richtete der DJV gemeinsam mit dem ADAC im Vorfeld der Konferenz eine zweitägige Wildunfalltagung aus.

Wildunfall
„Wildunfälle vermeiden – aber wie?“ lautete das Motto der Tagung, die Mitte April im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Grevenbroich stattfand. Zehn Prozent aller erfassten Verkehrsunfälle in Deutschland sind Wildunfälle. Über 100 Teilnehmer tauschten dort ihre Erfahrungen aus und diskutierten über Möglichkeiten der Wildunfallprävention.
 
Die Thematik wurde mit der Inszenierung eines Wildunfalls praxisnah veranschaulicht. Hierfür kollidierte ein Testfahrer bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h mit einem 80 Kilogramm schweren Damhirsch-Dummie. Der Totalschaden des Wagens war ein anschauliches Beispiel für die Gefahren eines Wildunfalls.
 
Bei der Podiumsdiskussion sprach sich Jochen Borchert für den Ausbau von Grünbrücken und die Sensibilisierung der Bevölkerung aus. ADAC-Präsident Peter Meyer berichtete von einer Kooperation mit dem Bayerischen Landesjagdverband, bei der Wildunfälle registriert und in ein GPS-System eingegeben werden. Bei Annäherung an derartig registrierte Gefahrenstellen soll das Navigationsystem Alarm schlagen und so zum vorsichtigen Fahrverhalten beitragen. Praxisberichte über die Wirkung liegen noch nicht vor.

Wildwarnschilder

Individuelle Maßnahmen sind gefragt!

Thomas Kemmerling vom Landesbetrieb Straßenbau NRW wies auf den suboptimalen Zustand der Straßen hin, gab jedoch die enormen Kosten von baulichen Maßnahmen, wie die einer Wildbrücke in Höhe von über drei Millionen Euro zu bedenken. Im Vortrag von Dr. Matthias Herrmann von der ÖKO-LOG Freilandforschung wurde über die Barrierewirkung von Straßen gesprochen. Eine dazu veranlasste Studie ergab, dass die Mortalitätsrate des Rehwildes zu 28 bis 32 Prozent dem Straßenverkehr zuzurechnen sei. Bei den Wildkatzen finden sogar 79 Prozent ihren Tod auf der Straße.
 
Gute Ergebnisse wurden mit einem speziellen Zaun erreicht, dessen Konstruktion Wildkatzen nicht überwinden können. Zudem soll die Bepflanzung der Straßenränder mit einem speziellen, bitter schmeckenden Gras die Attraktivität des Straßenbereiches für Wildtiere weiter senken. Martin Strein von der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg berichtete vom Erfolg einer Wildwarnanlage, durch die Wildunfälle um 75 Prozent reduziert werden konnten.
 
Gleichwohl wies er darauf hin, dass es „keine generelle Lösung für das Wildunfallproblem geben wird“. Alle Maßnahmen seien individuell zu planen. Hermann Fedrowitz vom ADAC berichtete über mehrere Projekte, bei denen der Einsatz von Duftzäunen eine Erfolgsquote von 80 bis 100 Prozent bescherte. Eine weitere Maßnahme besteht unter dem Namen „Drei Beine in drei Landkreisen“ in Niedersachsen. Die Kreise Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg stellen dabei farblich auffällige Dreibeine an Stellen auf, an denen es zu Wildunfällen kam. Eine Beschilderung weist zusätzlich auf den Sinn dieser Maßnahme hin.

Monitoringsystem für Wildunfälle geplant

ADAC und DJV vereint
Von links nach rechts:Prof. Manfred Bandmann, Präsident des DVR; Oliver Wittke, MdL, NRW-Verkehrsminister; Jochen Borchert, MdB, Präsident DJV; Peter Meyer, Präsident ADAC
Gerhard von Bressendorf von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände gab zu bedenken, dass es neben den jährlich 10 bis 20 bei einem Wildunfall tödlich verunglückten Menschen 1.600 weitere tödliche Unfälle geben würde, bei denen ein Auto mit unbekannter Ursache gegen einen Baum fährt. Ausweichmanöver aufgrund wechselnden Wildes scheinen in diesen Fällen nicht unwahrscheinlich zu sein.
 
In den Workshops wurde am zweiten Tag festgestellt, dass die grundsätzlichen Probleme einerseits in der mangelhaften Erfassung von Wildunfällen, andererseits in fehlenden wissenschaftlichen Untersuchungen lägen. Deshalb ist ein Ergebnis der Tagung die Forderung nach einem überregionalen Erfassungssystem, das auf Landes- oder Bundesebene eine Online-Datenbank bereitstellt, in der alle relevanten Daten eines Wildunfalls (Wildart, (Jahres)zeit, Alter und Geschlecht des Fahrers, Geschwindigkeit, Witterung etc.) eingegeben werden können. Des Weiteren sollen wissenschaftlich fundierte Untersuchungen über die Wirksamkeit von Maßnahmen initiiert werden, die bislang fehlen.
 
Der Erfolg des erstmaligen interdisziplinären Austausches ist insofern messbar, als dass sich die Teilnehmer darauf geeinigt haben, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Verwaltung und Behörden, der Jägerschaft sowie der Wissenschaft zu bilden und dort die Ergebnisse der Tagung in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln. Eine ähnliche Veranstaltung ist bereits für das Jahr 2009 geplant.                   
 
 
 
-pd-

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