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Interview Knut Falkenberg

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Am 24. April trat Knut Falkenberg sein Amt als Präsident des Landesjagdverbandes (LJV) Sachsen an. Er möchte vorrangig den LJV attraktiver machen und weitere Mitglieder gewinnen. Wie, hat Silke Böhm im Interview erfragt.

Falkenberg
Knut Falkenberg
WuH: Was sind die größten Herausforderungen für Sie im neuen Amt?
Knut Falkenberg: Zuerst müssen wir gemeinsam unsere Aufgaben neu ordnen und eine Strategie für deren zielorientierte Erfüllung entwickeln. Die gesamte Gesellschaft und im Besonderen das Jagdwesen unterliegen einem immer schneller und heftiger voranschreitenden Veränderungsprozess. Nur ein gut organisierter und mitgliederstarker Verband mit einem hohen Maß an Zusammenhalt, welcher mit der nötigen Transparenz und Feinfühligkeit geführt wird, kann sich den Anforderungen stellen. Erst dann ist eine effektive Vertretung der Standpunkte, Meinungen und Interessen der Jägerschaft in Politik und Gesellschaft möglich. Der Verband soll Heimstätte der sächsischen Jäger sein, und uns ist es besonders wichtig, die Darstellung unseres Verbandes und der Jagd in der Öffentlichkeit zu verbessern. Dies alles mit großem Erfolg zu meistern ist eine echte Herausforderung.
 
WuH: Der LJV Sachsen ist mitgliedermäßig nicht gut aufgestellt. Was möchten Sie tun, damit sich der Organisationsgrad wieder steigert?
Knut Falkenberg: Ja, nicht, alle Jagdscheininhaber Sachsens sind in unserem Verband Mitglied. Wir werden analysieren wo die Ursachen liegen und noch stärker versuchen die Jäger im Freistaat Sachsen, welche noch kein Mitglied sind sowie die Absolventen der Jagdschulen für den Verband zu gewinnen. Es deutet sich schon an, Kernthemen sind dabei die Erhöhung der Attraktivität einer Mitgliedschaft sowie Tempo und Nachvollziehbarkeit des eigenen Handelns. In das Verbandsleben müssen stärker als bisher alle Mitglieder einbezogen werden, um das Gefühl der „Dazugehörigkeit“ zu stärken. Ein Lösungsansatz sehe ich in der häufigeren Bildung themenbezogener Arbeitsgruppen, die sich der Lösung aktueller Fragestellungen rasch und konstruktiv widmen. Dabei müssen wir im Auge haben, dass es allen Jägern in Sachsen zu Gute kommt.
 
WuH: Wie möchten Sie Nachwuchs gewinnen?
Knut Falkenberg: Über eine qualifizierte Kinder und Jugendarbeit beispielsweise mit der Aktion „Lernort Natur“ sowie durch gute Kontakte zu Jagdschulen. Dort möchten wir die Jungjäger quasi abholen.
 
WuH: Was wurde im LJV Sachsen bisher falsch gemacht?
Knut Falkenberg: In der Wendezeit setzte sich die Ansicht durch, dass nun alle frei in ihrer Entscheidung über eine Verbandsmitgliedschaft sind und dass nun keiner mehr verpflichtet sei, einem Verein beizutreten, um jagen gehen zu dürfen. Das ist nüchtern betrachtet richtig. Aber die Nachteile einer wenig organisierten Jägerschaft haben derzeit viele verkannt. So ist ein Großteil dem neu gegründeten LJV damals nicht beigetreten. Die Meinung, dass ein solcher Schritt nicht nötig sei, hat sich bis heute gehalten und wird auch weiterhin durch einige gestandene Jäger an Jungjäger weitergegeben. Verstärkt wurde dieser Prozess möglicherweise durch nicht ausreichende Transparenz unserer Arbeit nach Innen und Außen. Uns ist bisher nicht gelungen uns in der Öffentlichkeit als „DIE“ Interessenvertretung der sächsischen Jäger darzustellen. Die  aktuellen demografischen, politischen und ökonomischen Entwicklungen im Freistaat Sachsen, welche sich in einem Abwandern möglichen Nachwuchses und einem hohen Altersdurchschnitt unserer Verbandsmitglieder widerspiegeln, machen unsere Arbeit nicht leichter. Nur wenig junge Leute sind finanziell in der Lage, einen Jagdschein und die dazugehörige Ausrüstung zu erwerben.
 
WuH: Sie sind jahrelang Schießobmann gewesen. Sind Sie mit den Besucherzahlen auf dem Schießstand zufrieden?
Knut Falkenberg: Seit 2002 war ich im Präsidium des LJV Sachsen für das Schießwesen und die Schießplätze zuständig. Mit den Besucherzahlen auf den Schießständen bin ich bisher noch nicht zufrieden obwohl wir eine ständig steigende Teilnahme verzeichnen.
Dies ist auch auf unsere interessanten und praxisnahen Schießveranstaltungen, welche in den Kreisen und vom LJV organisiert werden und allen viel Spaß bereiten zurückzuführen. Ich denke da besonders an unser Parcoursschießen und den Pressepokal, an dem WILD UND HUND begeistert teilgenommen hat.
 
WuH: Was halten Sie vom Pflichtschießen?
Knut Falkenberg: Ein Pflichtschießen mutiert schnell zur Wiederholungsprüfung und das wollen wir nicht. Deshalb setzen wir auf die Einsicht der Jäger und wollen mit einer gelenkten Freiwilligkeit erreichen, dass jeder wenigstens einmal jährlich den Schießstand aufsucht.
 
WuH: Sachsen ist Wolfsgebiet. Wie stehen Sie zum Wolf?
Knut Falkenberg: Der Wolf ist ein sehr interessantes und imposantes Tier. Das konnte ich bei mehreren Wolfssichtungen persönlich erleben. Zurzeit sind wir bemüht, den Wolf unter den Schutz des Jagdrechtes zu stellen. Jetzt ist der Wolf ausschließlich durch das Naturschutzgesetz geschützt. Auch Jagd ist  angewandter und aktiver Naturschutz. Gelingt es uns, den Wolf unter den Schutz des Jagdrechtes zu stellen, haben wir Jäger unmittelbar die Möglichkeit und den gesetzlichen Auftrag am Schutz des Wolfes mitzuwirken sowie die Chance der breiten Öffentlichkeit darzustellen, dass wir eben keine „Totschießer“ sind, sondern Jagd deutlich mehr und häufig anders ist als diese oft gebrauchte Reduzierung. Naturschutz darf aber nicht einseitig sein. Es gibt noch mehr Tiere und Wildarten, die unseren Schutz verdienen beziehungsweise auch benötigen. Wir haben die Kompetenz für die Einheit von Wild (auch Wolf), Natur- und Kulturlandschaft. Dies zu gewährleisten, ist eine wichtige Aufgabe der Jägerschaft.
 
WuH: Wie sieht es in den Revieren aus? Wie stehen die Jäger vor Ort zum Wolf?
Knut Falkenberg: Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass die Meinung über den Wolf sehr auseinander geht. Hier die nötige Akzeptanz zu erreichen, ist ein Prozess in den wir alle Jäger einbeziehen wollen. Wir übernehmen Verantwortung und Aufgaben. So erarbeiten wir zurzeit ein Konzept für die weitere Fortbildung der Jäger in Sachen Wolf und für ein zweistufiges, intelligentes Monitoring.
 
WuH: Ihr Vorgänger Dr. Günter Giese hat im Nachgang ihre Wahl angezweifelt. Inwiefern beeinflusst sein Verhalten Ihre Arbeit?
Knut Falkenberg: Ich wurde mehrheitlich im zweiten Durchgang gewählt. Alles ist richtig gelaufen. Ich will und werde keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Persönlich finde ich es moralisch gesehen nicht gut, auf diese Weise nachzuschlagen. Und ich bin sehr enttäuscht von ihm, zumal ich Ihm auf seine Bitte überhaupt erst die Teilnahme an besagter Sitzung ermöglicht habe. Herr Dr. Giese wollte mich treffen, hat aber dadurch dem LJV geschadet. Aber ich schaue nach vorn und denke, dass wir zurzeit anders zu erledigen haben, als uns daran weiter zu reiben.
 
 
Die Fragen stellte Silke Böhm.

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