Im Zuge ihrer Bachelorarbeit in Kommunikationsdesign an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden, entwickelte Lisa Grunau eine Imagekampagne für die Jagd in Deutschland.
- Die Zielgruppe habe grundsätzlich kein Interesse, sich mit der Jagd auseinanderzusetzen, habe aber dennoch, durch Erzählungen oder Missverständnis ein negatives Bild der Jagd.
- Die Sachverhalte der Jagd seien so komplex, dass die Zielgruppe die Thematik gar nicht richtig versteht.
Interview mit Lisa Grunau
Sie haben eine moderne Image-Kampagne für die Jägerschaft entworfen. Wie sind Sie als Nicht-Jägerin dazu gekommen?
Was war Ihnen bei der Kampagne besonders wichtig?
Die Dinge nicht ausschließlich positiv darzustellen, sondern zu versuchen, einen neutralen Raum für den Leser zu schaffen. Damit war meiner Meinung nach schon viel positive Aufklärung möglich. Die Kampagne benötigte gar nicht den vor Freude strahlenden Jäger, der das Kitz aus dem Feld rettet. Also dem Leser/Betracher Freiraum für Meinungsbildung zu schaffen, das war mir wichtig. Im Fokus meiner Kampagne steht die Transparenz der Jägerschaft. Alle Tätigkeiten des Waidwerkes möglichst komprimiert und objektiv zu vermitteln – das war mir ein Anliegen.
Worin unterscheidet sich Ihre Kampagne zu den bisherigen Aktivitäten?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich eine Kampagne mache, für eine Zielgruppe, die grundsätzlich gar kein Interesse für das Thema Jagd hat. Und ich glaube, das ist auch das größte Unterscheidungsmerkmal zur bisherigen Herangehensweise. Wie sehr man sich auch bisher bemüht hatte, Inhalte zu vermitteln, so sehen sie doch immer wieder aufs Neue sehr nach Jagd aus. Sie sprechen Jäger an, aber nicht Nichtjäger. Vor allem die Option, meine primären Kommunikationsmaßnahmen auch als Nichtjäger schnell erfassen zu können, also gezielt auf Jägersprache zu verzichten, damit der Lesende nicht schon nach den ersten Zeilen denkt Ja, ja, Halali und Horrido, lag mir am Herzen. Ich bin mit der Jagd umgegangen, als wäre es ein Produkt, das bisher niemand kennt und das in den Markt eingeführt werden muss.
Was bedeutet das, Nichtjäger-Sprache?
Das bedeutet einen Kommunikationsweg zu finden, der die Zielgruppe auch anspricht. Als ich meine Arbeit entwickelte bin ich immer wieder in den Dialog mit Jägern gegangen. Das bedeutet in diesem konkreten Fall überwiegend mit der Jägerschaft Wiesbaden, die mich tatkräftig unterstützte. Und ich habe dabei möglichst immer zwei Seiten Informationsmaterial auf fünf Zeilen versucht zu kürzen, denn da sehe ich einen Knackpunkt in der Kommunikation. Um die Nichtjäger zu überzeugen, bedarf es jetzt erst mal keine Romane, die unbebildert und im jagdlichen grün daher kommen. Es bedarf Fakten, die man erst ein mal schnell erfassen kann: Der Wald ist nicht mehr wild (Punkt). Seuchen können ausbrechen (Punkt). Jäger schützen das Wild (Punkt). Und wenn man diese Fakten primär kommuniziert hat und Interesse geweckt hat, muss es natürlich auch sekundär die Möglichkeit für die Zielgruppe geben, sich genauer einzulesen.
Es ist Ihre Bachelorarbeit. Möchten Sie die Kampagne real umsetzen? Mit welchen finanziellen Mitteln?
Eine reale Umsetzung der Kampagne wäre wünschenswert, da sie im Vergleich zu bisherigen Maßnahmen anders ist und vielleicht genau deswegen gut funktionieren kann. Aber für eine Umsetzung benötige ich noch Investoren, die etwas für die Jagd und den Wald tun möchten.
Wie ist die Kampagne in der Jägerschaft angenommen worden?
Überraschend gut, ich habe mit so viel Zuspruch gar nicht gerechnet. Vor allem hätte ich nicht gedacht, dass das moderne Erscheinungsbild bei Jung- und Altjägern gleichermaßen gut ankommt. Und es scheint mir, dass die Jäger viel weiter und viel bereiter für neue Kommunikationswege sind, als ich vorerst dachte. Also: Lasst uns was tun!
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