Hohe Schutzwirkung, Bewegungsfreiheit und Strapazierfähigkeit lauten die Anforderungen an eine Sauenschutzhose. Michael Schmid testete die neue „X-treme Protect“ der Firma Pfeiffer Sicherheitssysteme.
Es herrschten sommerliche Temperaturen, als Geschäftsführer Johannes Pfeiffer seine neue Sauenschutzhose vorstellte. Vier Monate später tropft Nassschnee von den Bäumen, und dunkle Wolken jagen über die Höhen der Schwäbischen Alb. Mehr als vierzig Nachsuchen, mehrere Treibereinsätze und drei Waschmaschinendurchgänge bei 40 Grad Celsius hat die „X-treme Protect“ mittlerweile hinter sich. Jetzt steht die nächste Schweißarbeit an. Der Überläufer wurde in der Nacht an der Kirrung beschossen und ging krank mit der Rotte ab. Freudig mit der Rute wedelnd schlüpft „Ole“, mein Brandlbracken-Rüde, in seine Schutzweste. Auch ich mache mich fertig. Smartphone und Verbandspäckchen kommen in die linke Cordura- Seitentasche der PSS-Sauenschutzhose.
Die Hose ist leicht und flexibel, hat aber keinen Prallschutz.
Fotos: Claudia Elbimg
Dank zweiteiligem Aufbau herrscht hier Ordnung. Schutz vor Verlust garantieren Deckellasche und robuste Metalldruckknöpfe. Die Messertasche am rechten Bein bleibt leer. Ich trage das Abfangmesser lieber am Gürtel. Wichtig bei Nassschnee sind die einzippbaren Innengamaschen. Über den Schaft gezogen und mit Haken gesichert verhindern sie zuverlässig das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit.
Geschützt durch RainTexMembrane und Cordura Verstärkung bleibt die Beinvorderseite trocken.
Die Kirrung ist gut besucht. Am Anschuss etwas Schnitthaar und wenige, in den Schneeresten verlaufende Schweißtropfen. Kniend untersuche ich die Pirschzeichen und finde Spuren von Mageninhalt, also waidwund. Obwohl ich mir Zeit lasse, bleiben dank wasserdichter RainTex- Membrane und Cordura-Verstärkung Knie und Beine trocken. Auch die Hose sitzt noch da, wo sie hingehört. Egal ob auf allen vieren oder gebückt, Halt und Passform der elastischen „X-treme Pro- tect“ sind perfekt.
Einzippbare Innengamaschen verhindern das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit.
Auf mein Kommando „Such verwundt!“ bewindet „Ole“ den Anschuss und beginnt zu kreisen. Die schlammige Kirrungsumgebung ist gestempelt mit
Saufährten. Zum Teil hüfthohe Naturverjüngung erschwert die Suche nach dem Abgang. Obwohl wir uns mehrfach in Schleifen durch die Sauerei arbeiten, bleiben die Beine in der Hose trocken, die auf der gesamten Vorderseite und hinten bis zur Wadenmitte wasserdicht ist.
Der Stichschutz aus dem „wild protection“-Gewebe geht auf der Rückseite bis zum Gesäßansatz und vorne bis zum Bund.
Fünf Fragen an Geschäftsführer Johannes Pfeiffer von PSS
Ihr Betrieb ist auf technische Sicherheitssysteme spezialisiert. Wie kam es zum fachfremden Schritt in die Forst- und Jagdkleidungsbranche?
Bei uns in der Familie sind fast alle Jäger, und Waldarbeit ist in unserer ländlichen Region allgegenwärtig. Wir hatten im Bekleidungsbereich viele gute Ideen, diese setzen wir seit 2012 nach und nach um. Vor allem liegt uns die vollständige Produktion in Europa am Herzen. Bei unseren Hosen ist das bereits der Fall. Die Musternäherei arbeitet hier am Firmenstandort in Rottenburg-Hirrlingen. Das bedeutet kurze Wege bei der Prototypfertigung, aber auch Änderungen sind schnell möglich.
Derzeit gibt es eine Vielzahl an Sauenschutzhosen. Jetzt bringen Sie ein weiteres Modell auf den Markt. Warum und worin unterscheidet sich Ihr Produkt von der Konkurrenz?
Wir haben intensiven Kontakt zu Stöber- und Schweißhundführern. Ein schwerer Nachsuchenunfall in der Region war für uns 2016 die Initialzündung, eine noch bessere Hose zu entwickeln. Unser Hauptaugenmerk bei der Risikominimierung liegt in der Kombination aus sportiver Beweglichkeit und optimalem Stichschutz. In die „X-treme Protect“ sind modernste Materialien, wie zum Beispiel „Vectran“, ein Polymer mit Eigenschaften wie Spinnenseide und das mit einer kühlenden Struktur versehene Stichschutzmaterial „wild protection“, eingearbeitet. Dazu ein ergonomischer Schnitt und elastische Stoffe. Auf ein Minimum beschränkte Nähte, durchdachte Belüftung und weitgehend wasserdichte Ausstattung runden das Produkt ab.
Sie haben sich für die Zertifizierung nach der Europäischen Norm DIN EN 13567 entschieden. Andere Hersteller werben mit der KWF-Zertifizierung. Worin liegt der Unterschied?
Die DIN EN 13567 ist eine Durchstoßprüfung für Fechtbekleidungsstoffe. Die Norm hat sich auch im jagdlichen Bereich als praxisnah bewährt. So werden zum Beispiel viele Hundeschutzwesten nach diesem Verfahren geprüft. Bei unserer Sauenschutzhose liegt der mittlere Durchstoßschutz bei 900 Newton. Diese Kraft bringen die wenigsten Keiler auf. Wenn doch, blockiert das eng verflochtene Strickgewirk „wild protection“ das tiefe Eindringen des Zahns und ein Ausreißen des Lochs. Beim KWF-Siegel fließen weitere Kriterien wie Größe, Anordnung der Schutzzonen und die Ergonomie mit ein. Diese Anforderungen werden von unserer Hose übertroffen, die KWF-Prüfung für die „X-treme Protect“ ist in Planung.
Mit der Hose ist nur der halbe Hundeführer geschützt. Wann kommt die PSS- Nachsuchenjacke auf dem Markt?
Wir arbeiten derzeit an einem Prototyp.
Sind noch weitere Jagd-Produkte in Planung?
Von unseren Forstprodukten können viele auch auf der Jagd eingesetzt werden. Eine stabile Revierhose wie die „X-treme Work“ gibt es schon in Grün, andere Artikel folgen.