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Schmalrehjagd- Bombensichere Beute

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Mit dem Schmalreh wird der Abschuss in der Jährlingsklasse erfüllt sein. Die Schusszeichen sind vielversprechend. Doch dann ist das verendet geglaubte Stück wie vom Erdboden verschluckt. – Markus Deutsch

Zusehends schwindet das Büch­senlicht. Das Schmalreh muss sich nur noch drehen, dann steht es schussge­recht. Als es so weit ist, wirft das Stück auf und sichert in meine Richtung. In dem Moment bricht der Schuss. Das Reh reißt es von den Läufen. Sofort wird es wieder hoch und ist im nahen Bestandsrand verschwunden.Die Anspannung weicht. Ich glaube, gut abgekommen zu sein. Jetzt heißt es Geduld – Zeit, das gerade Erlebte nocheinmal zu rekapitulieren:

Nachsuche
Erfolgreiches Gespann: Tirolerbracke „Greif“ mit seinem Führer Falk Kern am verendeten Schmalreh. Fotos: Michael Stadtfeld

Das Schmal­reh entdecke ich bei der Fahrt zum An­sitz in einem Rapsschlag direkt neben der Straße. Es springt Richtung Zungen­wiese ab. Da der Wind passt, der grüne Feldweg zwischen Raps und angrenzen­der ungemähter Wiese frisch gemulcht ist und somit Schussfeld bietet, will ich versuchen, mich ranzupirschen. Mit dem Dreibein gerüstet, taste ich mich vorsichtig zum Feldweg vor. Immer wieder ist das Haupt des Schmalrehs zu sehen. Es zieht weiter Richtung Wiese. Unbemerkt richte ich mich am bewachsenen Wegrand ein.

Plötzlich taucht ein zweites Haupt im Raps­ Stängelmeer auf. Kurz darauf wechselt eine Ricke mit praller Spinne über den Weg und säugt ihre unter einem alten Wasserwagen abgelegten Kitze. Das Schmalreh zieht mit gebüh­rendem Abstand hinterher und ist gleich am Feldrand. Ich mache mich fertig, aber mit einem Satz ist es über den Weg und in der sicheren Wiese – keine Möglichkeit zu schießen. Einige Zeit vergeht. Beide Stücke äsen im hohen Gras. Zweimal bringt die Alte ihre Tochter vom Vorjahr auf die Läufe, weil sie wohl den Kitzen etwas zu nahe kommt. Ich harre auf meinem Posten aus. Es dämmert bereits,die Ricke ist schon im Bestand verschwunden, als das Schmalreh endlich frei steht.

Schweiß auf Laub
Schweiß im Falllaub – doch vom Stück selbst war im Hochwald nichts zu sehen.

Nach dem Schuss ist mittlerweile ge­nügend Zeit verstrichen. Allerdings ist es bereits recht dunkel. Da ich am An­schuss nichts entdecken kann, rufe ich Peter Schmitt und Fotograf Michael Stadtfeld an, die auch im Revier unter­wegs sind, um sie vom Dreibein aus einzuweisen. Verflixt, hier muss es doch gestan­den haben! Mit dem Laser prüfe ich die Entfernung zurück zum Schießstock – 60 Meter. Die Distanz stimmt. Noch ein­mal schaue ich aufmerksam, ohne mich viel zu bewegen.

Schließlich will ich den Anschuss nicht zertrampeln.Dann mache ich die erlösende Ent­deckung: Lungenschweiß und ­stücke. Das sieht vielversprechend aus! Als die beiden Mitjäger ankommen, gebe ich Entwarnung: Bei den Schuss zeichen ist die Beute bombensicher. Auch am Durchschlupf am Bestandsrand findet sich Schweiß an den Brennnesseln. In freudiger Erwartung krieche ich hindurch und bin mir sicher, dass ich das Schmalreh gleich im anschließen­den Hochwald liegen sehe, aber Fehlan­zeige! Ein Schwenk mit der Taschenlam­pe über das gelblich­braune Falllaub offenbart leider kein Wild. Nur ein etwas dunklerer Schweißfleck verrät, dass das Stück weitergeflüchtet ist. Habe ich mich im Düstern am Anschuss ver­guckt? War das etwa gar kein Lungen­schweiß? Aber Peter und Michael haben das doch auch gesehen. Zweifel kom­men auf. Ein Hund muss her! Bis Falk Kern mit seiner Tirolerbra­cke „Greif“ anrückt, zieht sich die Zeit wie zäher Kaugummi. Dabei ist er schon nach einer Viertelstunde da. Der Hund ist am Anschuss sofort interessiert und sucht wie auf Schienen zielstrebig Richtung Durchschlupf. Dahinter biegt er scharf rechts ab. Dort hatte ich den letzten Schweiß gefunden. Unmittelbar am Bestandsrand entlang führt die Su­che, dann geht es in einem rechten Winkel nach links ab. An drei dicht neben­einander stehenden Hainbuchenstäm­men verweist der Hund noch einmal deutlich Schweiß, dann – mittlerweile sind wir rund sechzig Meter gegangen – scheint der Hund zu faseln.

Während die Suche bergan zurück in Richtung Durchschlupf geht, bleibe ich an den Hainbuchen. „Was hab ich da bloß für einen Mist fabriziert, warum so spät noch abgedrückt?“, grüble ich vor mich hin, als Falk den Hund abträgt und bei mir noch mal ansetzt. Nun scheint er wieder auf der Wundfährte zu sein, zieht zielstrebig weiter. „Hier ist jede Menge Schweiß“, tönt es nach zwanzig Metern von vorn, und dann erlöst mich der Laut des Hundes und Falks: „Hier liegt es!“ Mit sauberem Küchenschuss, hinterm Blatt rein und hinterm Blatt raus, war das Schmalreh noch rund 80 Meter ge­flüchtet. Ohne Vierläufer hätten wir das bombensicher geglaubte Stück nicht gefunden.

karte
Eine Zeit lang ging es fast parallel: der Jäger auf dem Weg, das Schmalreh im Raps. Nach dem Schuss flüchtete es in den Bestand.

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