MUFFELJAGD
Die Trophäe eines reifen Widders ist begehrt, die Jagd auf das äußerst aufmerksame Wild anspruchsvoll. Doch die Wildschafe kommen längst nicht mehr überall vor. Dirk Waltmann hat sich in Deutschland und dem europäischen Ausland nach Jagdmöglichkeiten umgesehen.
DEUTSCHLAND
Über 8 000 Stück Muffelwild wurden im Jagdjahr 2014/15 in deutschen Revieren erlegt. Nach zuvor rückläufiger Strecke eine überraschend hohe Zahl. Dennoch, in einigen ehemaligen Haupteinstandsgebieten im Osten der Republik ziehen nur noch wenige Wildschafe ihre Fährte. Hauptgrund: Wölfe und Luchse als Beutegreifer haben vielerorts die Bestände nahezu ausgelöscht. Die Muffel können mit diesen beiden Prädatoren schlichtweg nicht umgehen. Aber wo in Deutschland bestehen noch entgeltliche Jagdmöglichkeiten mit realistischen Chancen, einen reifen Widder zu erlegen?
STAATLICHE REVIERE
Thüringen Forst
Gesicherte Vorkommen gibt es zum Beispiel in den Forstämtern Heiligenstadt und Saalfeld-Rudolstadt. Aufgrund des unsteten Verhaltens der Wildart sind die Chancen bei der Einzeljagd eher gering. Jagderlaubnis „Premiumjagd“ für sieben zusammenhängende Tage während der Brunft: 500 Euro (€) pauschal als „Angeld“, zuzüglich 1.500 € für IIb-Widder, 2.000 € für Ier-Widder. Keine Führung, nur Einweisung auf Sitze. Höhere Erfolgswahrscheinlichkeit bei Teilnahme an entgeltlichen Bewegungsjagden. Info: thueringenforst.de
Welcher Widder passt? In vielen deutschen Forstbetrieben werden Jagdgäste nicht geführt.
Ein Fehlabschuss kann teuer werden.
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
In drei Regionalforstämtern (RFA) gibt es gute bis sehr gute Vorkommen: Rureifel-Jülicher Börde, Oberes Sauerland und Siegen-Wittgenstein. Widder der Klassen I und II werden in der Regel mit Erfolg bejagt. Vorrangige Kriterien bei Bewerbungen: Revierlosigkeit, Ortsnähe und jagdliche Fertigkeiten. Jagddauer höchstens zehn nicht unbedingt aufeinander folgende Tage. Im RFA Rureifel-Jülicher Börde sollte der Jagdgast kurzfristig abrufbar sein, wenn ein passender Widder bestätigt wurde. Entgelt Jagderlaubnisschein: pauschal mindestens 200 €, Führungsentgelt 150 € je angefangener Jagdtag, Abschussentgelt zuzüglich Mehrwertsteuer: Schneckenlänge bis 55 cm 600 €, 56 bis 70 cm 1.000 €, ab 71 cm 1.700 €. Wildbretübernahme durch Erleger erwünscht.
Info: wald-und-holz.nrw.de
Landesforsten Rheinland-Pfalz
Häufiges Vorkommen vor allem im Forstamt (FA) Donnersberg. Dort haben Gäste zwei Wochen Gelegenheit zur Jagd auf einen Widder. Näheres nach Absprache. Guter Bestand auch im FA Adenau. Interessenten werden gelistet und nach Bestätigung eines entsprechenden Widders sofort kontaktiert. Flexibilität und kurzfristige Anreise sind damit erforderlich, erhöhen aber den Jagderfolg. In sechs weiteren FA gibt es kleinere Bestände mit geringeren Aussichten auf Erfolg. Kurzzeitjagderlaubnis bis zu 400 € zuzüglich Abschuss IIer-Widder: 1.000 €, Ier-Widder: 2.000 €. Info: wald-rlp.de
Niedersächsische Landesforsten
Das im Solling verbliebene Forstamt Dassel wird für die Einzeljagd auf Widder empfohlen. Am besten soll sich die Försterei Grubenhagen bei Einbeck eignen. Richtwerte für Jagdbetriebskosten (netto): Pauschale für Jagd auf Hochwildtrophäenträger: 150 € für zehn Ansitze. Abschuss Widder der Klassen I und II errechnet sich aus der Formel: (Schneckenlänge in cm)² x 0,30 €. Ein Widder mit 75 Zentimetern (cm) Schneckenlänge würde 1687,50 € kosten.
Info: landesforsten.de
Staatsbetrieb Sachsenforst
In fünf Forstbezirken und im Nationalpark Sächsische Schweiz (dort müssen alle Trophäen ab Altersklasse 2 verbleiben!) kommt Muffelwild in unterschiedlichen Bestandsdichten vor. Jagdbetriebskosten und Abschussentgelt am Beispiel Forstbetrieb Marienberg oder Chemnitz: Tagesjagderlaubnisschein (mindestens drei Tage) 23,80 €/Tag beziehungsweise sieben zusammenhängende Tage höchstens 285,60 €. Zulassungsentgelt 297,50 €, zuzüglich Trophäenentgelt: Widder Altersklasse 2: 595 €, Altersklasse 3: 1.487,50 €. Gäste werden in Revierteil und Sitze eingewiesen, aber keine Führung. Empfohlene Jagdzeit: August, dann ab 20. Oktober bis Ende November.
Info: smul.sachsen.de
PRIVATE REVIERE
Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer
In den um Bad Berleburg im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen) gelegenen privaten Waldungen der Wittgenstein-Berleburg‘schen Rentkammer gibt es einen sehr guten Muffelbestand. Bei der Widderjagd wird gepirscht und angesessen. Grundgebühr: 300 € für zehn Ansitze/
Pirschen. Abschussgebühr Widder Klasse I nach CIC-Punkten (Pkt.): bis 180 Pkt. 1 600 €, ab 180 Pkt. 1 600 € zuzüglich 70 € je weiterer Pkt., ab 190 Pkt. 2 300 € zuzüglich 100 €je weiterer Pkt. Abschussgebühr Klasse II und III: 3-jährig 900 €, 4-jährig 1 200 €. Wildbretübernahme durch Erleger. Info: wittgenstein-berleburg.net
Waldgut Blumberg
Das Waldgut Blumberg mit einer Jagdfläche von 1.200 Hektar befindet sich in Vorpommern zwischen dem Nationalpark Unteres Odertal und dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Die Einzelabschüsse auf Widder werden durch K & K Premium Jagd vermarktet. Der Bestand wird auf rund 250 Stück geschätzt. Entgelt für Organisation und viertägige Ansitzjagd: 725 €. Abschussgebühr: bis 65 cm Schneckenlänge 916,30 €, über 65 cm 1.230,50 € zuzüglich 98,20 € je weiterer cm. Basisumfang über 24 cm zuzüglich 15 Prozent der Gebühr. Info: waldgut-blumberg.com
ÖSTERREICH
Die Tiroler Landesjagdverwaltung im Pitztal vergibt in der Landesjagd Tirol Abschüsse von Widdern. Die Jagd ist herausfordernd, weil die Muffel vom Sommer bis zum Schneeeinbruch gerne in den Hochlagen stehen. Der Jäger sollte fit und im Schießen auf größere Distanzen geübt sein. Jagdzeit: 1. August bis 31. Dezember. Abschusstaxen zuzüglich 20 Prozent Mehrwertsteuer: 70 cm 2.990 €, 80 cm 4.550 €. In den Niederösterreichischen-Steirischen Kalkalpen liegt das Forst- und Jagdgut von Martin und Rudolf Scheuchel. Widder werden vom Ansitz und auf der Pirsch in Höhenlagen zwischen 600 und 1.500 Metern bejagt. Auch konditionsschwächere Waidmänner haben gute Aussichten auf Erfolg. Jagdzeit: 1. Juni bis 15. Januar, beste Zeit: Juli/August und Oktober/November. Abschusstaxen zuzüglich 20 Prozent Mehrwertsteuer: 70 cm 1 800 €, 80 cm 2 600 €.
Muffel kommen in verschiedenen Geländearten vor und äugen sehr gut, weshalb die Jagd äußerst anspruchsvoll sein kann. Weniger fitte Waidmänner sollten das bei der Revierwahl beachten.
FRANKREICH
Die besten Muffelwild-Vorkommen gibt es in den französischen Alpen und im südlichen Zentralmassiv. Sie leben an der Waldgrenze, häufig auch darüber. In Revieren der staatlichen Forstbehörde können Gastjäger einen Abschuss beantragen. Jagdzeit: 1. September bis Ende Februar. Empfohlen wird der November zur Brunft. Jagdführer sprechen meist nur Französisch, teils Englisch. Einige Preisbeispiele des Forêt domaniale de Durbon in den Alpen: Jagdführung um 340 €/Tag, Widder 185 Pkt. (etwa 70 cm) um 1 500 €, 205 Pkt. (etwa 80 cm) 2 800 €. In Privatrevieren sind die Abschussgebühren (teils deutlich) geringer. Doch ohne persönliche Kontakte und ohne Französisch-Kenntnisse findet man als Ausländer eher keine Gelegenheit in solchen Revieren.
TSCHECHIEN
Es gibt zahlreiche Reviere (staatliche, private, Jagdgenossenschaften) im Böhmerwald und Erzgebirge, in denen Muffel vorkommen – in freier Wildbahn. Aber naturnahe Großgatter sind ebenso weitverbreitet, was man bei der Revierauswahl wissen und beachten sollte. Auch Jäger, die weniger gut zu Fuß sind, haben Chancen. Schneckenlängen von über 90 cm sind nicht selten. Jagdzeit: 1. August bis 31. Dezember. Brunft ab Mitte Oktober bis Ende November. Abschusskosten variieren je nach Anbieter. Abrechnung nach Länge oder CIC-Punkten, Beispiel: 70 cm (circa 185 Pkt.) etwa 1 600 € bis um 1 900 €, 80 cm (circa 200 Pkt.) etwa 2 700 € bis über 3 000 €.
Die Führungstagessätze – falls festgelegt – unterscheiden sich deutlich und gehen bis zu 340 Euro.
UNGARN
In freier Wildbahn kommt Muffelwild in professionell geführten Staatsrevieren in den Mittelgebirgen Vértes, Börzsöny, Matra, Bükk und Bakony in sehr guten Beständen vor. Im Gerecse-Hügelland gibt es ebenso gute Reviere. Zur Brunft (Mitte Oktober/November) ist die erfolgversprechendste Jagdzeit. Gute Chancen sollen sich auch bei Schneelage bieten. Die Schnecken reifer Widder erreichen Längen um 80 bis über 90 cm. Jagdzeit: ganzjährig. Abschussgebühren je nach Revier unterschiedlich, zum Beispiel 70 cm 1 250 € oder 1 460 €, 80 cm 2 250 € oder 2 660 €.
KROATIEN
Die interessantesten Reviere befinden sich in den Felsregionen entlang der Adriaküste bei Senji. Sehr gute Bestände gibt es ebenso in der Makarska-Region, auf der Halbinsel Peljesac, auf den Inseln Dugi Otok, Ugljan, Rab und Mljet. Im teils bergigen Karstgestein ist die Pirsch anspruchsvoll. Jagd ganzjährig, doch sinnvoll ist sie außerhalb der heißen Sommermonate. Beste Jagdzeit zur Brunft ab etwa Mitte Oktober bis Ende November. Es können Schnecken mit über 210 Pkt. (85 cm +) erbeutet werden. Widder an der Küste und auf den Inseln sind teils deutlich teurer als im kontinentalen Teil Kroatiens. Die Abschussgebühren variieren somit sehr stark, zum Beispiel: 70 cm von etwa 1 500 € über 2 300 € bis um 3 000 €, 80 cm von etwa 2 600 € über 3 600 € bis um 4 600 €.
POLEN
Auf Muffel jagt man in wildreichen Staats- und Genossenschaftsrevieren im Eulengebirge oder in dessen Ausläufern (Schlesien). Bei reifen Widdern sind Schneckenlängen von durchschnittlich 70 cm zu erwarten, aber auch 80 und mehr cm sind möglich. Der Anteil an Einwachsern (50 bis circa 65 cm Länge) ist hoch. Häufig wird gepirscht. Jagdzeit: 1. Oktober bis Ende Februar. Brunft ist im November. Bei Schnee steht das Muffelwild zumeist in tieferen Lagen, was die Jagd erleichtert. Abschussgebühren: ab 60 cm etwa 1 000 €, ab 70 cm etwa 1 800 €, ab 80 cm etwa 3 900 €.
Bulgarien
Viele Reviere sind nicht überlaufen, sodass man dem Jagdgast meist volle Aufmerksamkeit schenkt. Die besten
Der Anteil der Einwachser im polnischen Eulengebirge und dessen Ausläufern ist auffällig hoch.
Muffelvorkommen gibt es im waldreichen Rhodopen-Gebirge. Bekannt für ihre sehr guten Bestände sind die Reviere Jenda und Isvora. Es wird gepirscht und angesessen. Jagdzeit: ganzjährig. Die Brunft ist im November. Schnecken reifer Widder erreichen 80 und weit mehr cm. Abschussgebühren: 70 cm circa 1 300 €, 80 cm circa 2 800 €.