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Unteres Odertal: ASP-Zaun als Todesfalle für Rehe

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Wegen eines Schutzzauns, der die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) durch Wildschweine verhindern soll, ertrinken im Unteren Odertal zahlreiche Wildtiere, vor allem Rehe.

(Quelle: Andrea Zillmann/Archiv Baldus)

Ursache sind die derzeit steigenden Wasserstände der Oder aufgrund der Regen und der Schneeschmelze. Zahlreiche Wildtiere seien regelrecht eingeschlossen, heißt es. Dirk Treichel, Leiter des Nationalparks, schätzt die Lage als dramatisch ein, so die Bauernzeitung. Das kleinere Hochwasser über den Jahreswechsel sei nur ein Vorbote. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr werde das Wasser höher und länger stehen. Treichel plädiert dafür, den zuerst gebauten Zaun entlang des Winterdeichs auf etwa 22 km weiter ins Landesinnere zu versetzen, damit die Tiere auf höher gelegene Flächen ausweichen können. Ähnliche Wildkatastrophen kamen auch in der Vergangenheit schon vor. Es sei deshalb ein „Drama mit Ansage“ schreibt die Bauernzeitung. Auch die Bild-Zeitung berichtete über das Tierleid.

Der Deutsche Tierschutzbund protestiert: „Seit Tagen verenden vor allem Rehe jämmerlich, weil der Zaun bei ihrer Flucht aus den überschwemmten Gebieten ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Trotz vieler Appelle ist die Lage vor Ort noch immer nicht entschärft. Tore bzw. Zaunanlagen wurden entgegen erfolgter Ankündigungen nicht oder nur unzureichend geöffnet“, sagt Rico Lange, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Brandenburg. James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund, ergänzt: „Auch, wenn bauliche Präventivmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest unabdingbar sind, darf der Zaun andere Tierarten nicht derart einschränken, dass sie leidvoll ertrinken, sich schwer verletzen oder elendig verenden. Bis zur Rettung der Tiere darf nicht noch mehr Zeit vergeudet werden.“ Inzwischen gibt es auch eine Petition zur „unermesslichen Katastrophe“ die sich anbahne. Sie ist an die Landrätin Karina Dörk von der CDU gerichtet.

Die Tierschützer beschweren sich. Sie hätten mit entsprechender Dringlichkeit an die zuständige Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen) gewandt und sie gebeten, aktiv zu werden. Eine Reaktion auf das Schreiben blieb bisher aus. Derweil würden der Landkreis, das ASP-Krisenzentrum und das zuständige Veterinäramt die Öffentlichkeit mit fadenscheinigen Erklärungen zu beschwichtigen oder die Problematik ignorieren. „Anders als vom zuständigen Veterinäramt dargestellt, können Rehe den Zaun nicht überspringen, wenn das Wasser einen Meter hoch steht. Hasen, die nach Aussage des Amtes unter dem Zaun hindurch könnten, müssten dafür tauchen“, so der Tierschutzbund.

Inzwischen ist der Landkreis nicht ganz untätig. Einige Tore wurden geöffnet. Vor Ort bemühen sich die Jägerinnen und Jäger, Tiere zu retten. Kai Hamann, der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Brandenburg zur Wild und Hund: „Grundsätzlich brauchen wir hier ASP-Zäune. Sie müssen jedoch täglich überwacht, Schwachstellen und Todesfallen müssen beseitigt werden. Das Wild braucht Räume, um dem Hochwasser entgehen zu können. Wo Verlegung von Zäunen notwendig ist, da müssen sie schnellstens auch verlegt werden! Bei allem Verständnis für Belastungen in der Coronazeit: Es muss jetzt schnell gehandelt werden.“

rdb

(Quelle: Andrea Zillmann/Archiv Baldus)
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