Meine Hündin vom siebten Feld machte eigentlich immer gute Arbeit. Seit diesem Jahr nimmt sie geschossenes Wild nicht sofort auf, sondern knautscht erst, bevor sie es apportiert. Apportierböcke werden aus vollem Lauf aufgenommen und sofort abgeliefert. Was kann man tun?
Von Uwe Heiss
Es gibt auch bei älteren Hunden immer wieder Phasen, in denen Probleme auftauchen, die man in dem Alter nicht erwartet hätte. Die meisten Lebewesen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Für viele Tätigkeiten ist es gut, wenn sie immer wieder trainiert werden. Jeder Musiker übt auch nach Jahren noch regelmäßig, um seine Fähigkeiten zu erhalten oder auch zu verbessern. Unabhängig vom Alter sollten auch wir unsere Hunde immer wieder trainieren. Es gibt keinen Grund das nicht zu tun.
Knautschen an warmem Wild tritt meistens auf, nachdem der Hund mit seinem ersten Stück Raubzeug oder Raubwild konfrontiert wurde. Auch der erste, nur leicht krankgeschossene Fasan kann dem Hund mit seinen Krallen so unangenehm werden, dass das nächste Stück geknautscht wird.
Die meisten Apportierprobleme wie Knautschen, Vergraben, Anschneiden, Spielen mit dem Wild sind „Komm-Probleme“. Der Hund hat einfach zu viel Zeit, sich mit dem Apportier-Gegenstand auseinander zu setzen oder zu beschäftigen. Diese Probleme sind mit Zwangsapport in Verbindung mit einem exakt eingearbeiteten „Komm“ sehr gut in den Griff zu bekommen. Man kann viele Dinge nennen wie man will. Es bleibt Zwang, wenn bestimmte Verhaltensweisen unterbunden werden. Hundeführer sollten keine Angst haben, zu Zwängen zu stehen, wenn wir sie systematisch, fair und nach verhaltens- und lernpsychologischen Grundsätzen anwenden.
Fängt ein Hund bei warmem Wild an zu knautschen, muss nach dem ersten Mal sofort ein Training eingeleitet werden. Hierbei leistet die gute alte Feldleine mal wieder gute Dienste. Zunächst wird an der Feldleine dass „Komm“ so nachgearbeitet, dass es auch bei den größten Ablenkungen keinerlei Einwirkung mehr bedarf. Danach beginnt das Apportiertraining. Zu Anfang wird ganz simpel auf kurze Entfernungen mit Leine an verschiedenen – auch unangenehmen – Apporteln trainiert. Der Hund soll auf Kommando zügig hinlaufen, aufnehmen und sich bereits im Aufnehmen in Richtung Hundeführer orientieren.
Danach folgt auch auf kurze Entfernung das, was man auch „Lernfixierung durch Konflikte“ nennen könnte. Die Apportel werden an „Konfliktplätzen“ ausgelegt: in einem Graben, Zementfass, Blecheimer oder auf einer Treppe, einem Haufen Kaminholz und so weiter. Die Grenze setzt einem die eigene Phantasie und die Verantwortung, entsprechend der Ausbildungsphase nicht zu übertreiben.
Ist der Hund hier sicher und schnell geworden, baue ich die verschiedensten Wildarten, kalt, in dieses Konflikttraining mit ein. Jetzt kommt für einen leidenschaftlichen Niederwildjäger der etwas unangenehme Teil: Wir gehen zu guten Freunden auf die Treibjagd, lassen die Flinte zu Hause und stellen uns mit unserem Hund neben einen Vorstehschützen, der hoffentlich gut trifft. Fällt ein Stück, lassen wir unseren Hund an der Feldleine apportieren. Macht er nur die geringsten Anstalten zu knautschen, wird er sofort korrigiert. Am Wasser geht es nur, wenn tagsüber ein Teich angegangen wird und wir eine schwimmfähige Leine benutzen. Ich rate dringend, beim Apportiertraining nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Es lohnt sich, die Reihenfolge einzuhalten. Der Hund lernt bei Einhaltung der einzelnen Schritte besser, und es ist somit dem Hund gegenüber fairer.