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Täuschend echt

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Der Fährtenschuh in der Hundeausbildung:
Die Diskussionen um die richtige Einarbeitung auf der Schweißfährte wird sicherlich nie enden. Fährtenschuhe zur Ausbildung unserer Jagdhunde zu gebrauchen, ergibt sich aus den praktischen Erfahrungen im Nachsucheneinsatz. Ihre Verwendung und das Heranführen des Hundes an seine Aufgabe sind entscheidend.

 

Von Hartmut Roth

Die Wirkungsweise einer Fährte, ob natürlich oder künstlich, ergibt sich aus der mechanischen Einwirkung in das Erdreich. Vegetationsteile und Kleinstlebewesen werden dabei zusammengepresst. Dadurch kommt es zu deren Absterben und es entsteht Fäulebildung. Dieses Wittrungsbild mit seiner ganz speziellen Zusammensetzung verändert sich von Tritt zu Tritt nur geringfügig. Hinzu kommt, dass von einem Schaleneintritt zum nächsten Bodenpartikel mitgenommen werden beziehungsweise dazwischen herabfallen. Der Schalenwildlauf selbst komplettiert das spezielle Duftbukett. Aus diesen Komponenten ergibt sich die individuelle Duftfährte, die der Jagdhund verfolgen soll. Bei Versuchen allerdings wurden die Schalen beispielsweise durch Eisenröhrchen ersetzt. Auch eine solche Fährte wird von jungen Hunden ohne Probleme gearbeitet.

Da Schweiß in freier Wildbahn nicht immer gegeben ist, sollte man seine Wittrung nicht überbewerten. Es wäre eine zusätzliche Duftkomponente, welche die Fährte noch individueller macht. Aber da die Hunde für die Praxis ausgebildet werden, ist die Schweißausbringung vergangener Tage überholt.

Ein wesentlicher Faktor zur Wittrungsbildung ist dagegen das Gewicht des Fährtenlegers. Versuche haben gezeigt, dass auch erfahrene Hunde irritiert umhersuchen, wenn der Fährtenleger während des Fährtengangs sein Eigengewicht verändert, beispielsweise durch einen aufgefüllten Wasserkanister oder einen aufgehobenen Schichtholzscheit. Nach Wiederherstellen des Ausgangsgewichts fanden die Hunde den Anschluss und arbeiteten willig weiter.

In der Ausbildung des Jagdhundes ist jede Gelegenheit sinnvoller Beschäftigung zu nutzen, Langeweile wirkt schädlich. Der Welpe geht selbstverständlich mit ins Revier, schaut sich von seinem Altvorderen einige Unarten ab. Er läuft bei den Nachsuchen schon mit, und lernt, dass sich alles ums Wild dreht. Nebenbei lernt der Junghund, seine Nase zu gebrauchen, um seinen langbeinigen Leithund, den Hundeführer, wiederzufinden, der sich versteckt hat, als der kleine Vierbeiner sich einmal weiter entfernt hat.

Beim Aufbrechen bleibt schon mal eine Drossel oder ein Lauf liegen, den er herumschleppt und gegen Artgenossen verteidigt. Wir benehmen uns, als sei der Welpe nichts Besonderes, nehmen also keine Rücksicht auf ihn. Selbstverständlich wird er nur dann freigelassen, wenn er nicht durch Verkehr, andere Hunde oder Sonstiges gefährdet ist. Es versteht sich, dass bei den gemeinsamen Gängen wie auch allen Eindrücken im Umfeld der Hund positiv konditioniert wird. Wir loben ihn also bei allem, was er gut macht, während Unerwünschtes unter den Tisch fällt. Mit der Stimme und der Hand muss der Jüngling also bestens vertraut sein, um das Stimmungsbild des Hundeführers einschätzen zu können.

Vorbereitung auf die jagdliche Praxis

Die Ausbildung des zukünftigen Fährtenhundes beginnt bereits im Alter von fünf bis sechs Monaten mit der lockeren Ausbildung am langen Riemen. Ein möglichst buntes Gurtband aus dem Baumarkt von acht bis zehn Metern Länge erfüllt hier seinen Zweck. Es wird mittels einer breiten Halsung, oder noch besser mit einem Fährtengeschirr, am Hund befestigt. Das Material sollte leicht und pflegefrei sein.

Bei seinen Reviergängen schleppt der Junghund diesen Gurt hinter sich her. Der Riemen wird so zur unbeachteten Nebensächlichkeit. Im Bedarfsfall hilft der Riemen, wenn sich der Junghund unerlaubt entfernen will. Fällt der Hund bereits eine Wittrung an, wird er ermuntert, sie zu verweisen. Man kann ruhig schon eine kurze Strecke folgen. Dabei lernt er, dass nicht jeder Ruck am Riemen für seine Arbeit wichtig ist, und er auf seinen Führer achten muss.

Der Sinn der Ausbildung auf einer Fährtenschuhfährte ist weniger die Vorbereitung auf eventuelle Prüfungen, sondern auf die jagdliche Praxis. Durch das Ausarbeiten einer Fährte wird dem Junghund das Ziel der Arbeit verdeutlicht: Gemeinsam Beute machen, was durch Lob positiv konditioniert wird. Dieses Beutemachen ist dem nicht apportierenden Jagdhund anders kaum zu vermitteln. Hat der Vierläufer aber einmal begriffen, was Sinn und Zweck der vielen Übungsstunden sind, wird er die Fährte immer gewissenhafter verfolgen. Auch wird er zunehmend deutlicher Wittrungen verweisen, wodurch sich die gemeinsame Sprache aus Gestik, Körperhaltung und Stimme bildet. Hund und Führer werden so zu einem Gespann, denn der Eine kann ohne den Anderen nicht und umgekehrt.

Der Hund darf nicht überfordert werden

Zum Legen der Fährte werden natürlich ein Paar Fährtenschuhe benötigt. Für welches Modell wir uns entscheiden, bleibt dem Käufer überlassen. Die neue Ordnung für Verbandsfährtenschuhprüfungen (VFSPO) besagt, dass zum Legen der Prüfungsfährten nur Schuhe mit durchgängig aus einem Material bestehenden Sohlen zu verwenden sind (siehe Kasten). Im Handel gibt es dazu verschiedene Modelle einiger Anbieter.

Jedes Gelände eignet sich zwangsläufig zu Übungszwecken, will man dem Anspruch der Praxisnähe gerecht werden. Praktischerweise beginnt eine Fährte im Wald an einem Wurzelstock oder Holzklotz, da man sich zum Anschnallen der Fährtenschuhe niederlassen sollte. Dieser Platz wird mit dem ersten Deckel markiert. Zur Sicherung der Fährte verwende ich beispielsweise Bierdeckel, die in der Mitte mit dem Messer durchstochen werden. So können sie im Vorbeigehen auf Äste gespießt werden. Hängt man sie immer mit der rechten Hand auf, verläuft die Fährte zwangläufig links am Deckel vorbei, was die Nachvollziehbarkeit erleichtert. Bereits die ersten Fährten sollten über Nacht stehen und etwa fünfzig Meter lang sein, wobei die Länge langsam gesteigert wird. Zu geringe Anforderungen an die Nasenleistung des Hundes fördern Nachlässigkeit und Flüchtigkeit sowie das Schneiden von Ecken. Vom mehr oder weniger geschlängelten Fährtenverlauf kommen wir langsam zu Haken bis Widergängen. Auch wird die Standzeit kontinuierlich erhöht. Die Anforderungen müssen in ihrer Schwierigkeit so gehalten sein, dass der Hund die gestellte Aufgabe auch leisten kann, er darf also nicht überfordert werden. Die Standzeiten werden zunehmend variabel gehalten. Um dem Hund Gelegenheit zum Bögeln und Kreisen zu geben (einer brackentypischen Art, die Fährte wieder zu finden) sollten Unterbrechungen eingebaut werden. Sie sind einfach zu bewerkstelligen, indem der Fährtenleger sein Gewicht verändert, beispielsweise durch Aufnehmen eines bereitgestellten Wasserkanisters.

Der clevere Hund erinnert sich

Die Fährtenschuhe werden am Ende von den Füßen genommen, und auch diese Stelle wird markiert. Der Ort muss so gewählt sein, dass er auf kurzer Strecke angegangen werden kann, ohne beim Auslegen der „Endmarkierung“, also der Beute, die getretene Fährte zu kreuzen. Das genutzte Gelände sollte zirka drei Wochen nicht mehr zum Fährtenlegen ausgewählt werden. Beim sicheren Hund dürfen Fährtenschnittstellen im gleichen Gelände kein Problem mehr darstellen, da solche Verleitungen die jagdliche Realität widerspiegeln. Wichtiger ist, dass aus Bequemlichkeit der gleiche Fährtenverlauf nicht wiederholt wird. Der clevere Hund erinnert sich sonst mit zunehmender Einarbeitung und wird unter selbstständiger Begradigung der Fährte zum Ende gehen.

Notfalls eine Pause einlegen

Die Standzeit sollte nie kürzer als Über-Nacht sein, da die jungen Hunde wegen ihrer Feinnasigkeit sonst zu flüchtig sind und zu hoch arbeiten. Erreicht werden soll die zielstrebige ruhige Suche. Am Ende steht dann der Napf mit Futterbrocken, der aber zunehmend durch Lob ersetzt wird. Der Hund wird schnell lernen, dass auch ein Lob mit Streicheleinheiten ein lohnendes Ziel ist. Wichtig ist in jedem Fall, dass er so lange arbeitet und auf der Fährte vorangebracht wird, wie der Führer das will. Es wird nie nachgegeben, auch wenn der Azubi von sich aus abbricht. Notfalls wird eine Pause eingelegt und die Arbeit später wieder aufgenommen. Es kann vorkommen, dass der Hund nicht mehr will oder kann. Dann sucht eben der Führer vor dem Hund her und ermuntert ihn zum Mitmachen. Ganz wichtig ist für den Hund die Verknüpfung von Fährtenarbeit – Weiterkommen – Lob! Sollte er lustlos werden, wird er wieder darauf hingewiesen, dass Lob wirklich eine angenehme Form der Verständigung ist, und er wird sich wieder bemühen. Bei sommerlichen Temperaturen ist es selbstverständlich, dem angehenden Schweißhund Wasser zu reichen.

Während der Ausarbeitung werden die aufgehängten Bierdeckel wieder eingesammelt. Wenn zehn Deckel ausgebracht wurden, sollten auch am Ende der Übungsfährte die gleiche Anzahl wieder da sein. Sonst hat der Hund vielleicht abgekürzt.

Mit zunehmendem Ausbildungsstand sollten die Fährten auch von einer fremden Person angelegt werden. Nicht weil der Hund sich an der Wittrung des eigenen Führers orientieren würde, sondern weil auch der Führer lernen muss, seinem Hund zu vertrauen. Auf einer realen Nachsuche hängt ja auch niemand Bierdeckel in die Bäume, an denen man sich orientieren kann.

Ein so durchgearbeiteter Hund wird in seinem „Berufsleben“ immer in der Lage sein, einer befohlenen Fährte zu folgen. Auch das Legen von Übungsfährten im fortschreitenden Alter darf dem engagierten Nachsuchenführer keine Mühe bereiten. Den Hund aus seinem sonstigen Alltag herauszuholen und mit der Nase arbeiten zu lassen, festigt die Bindung von Hund und Führer durch den gemeinsamen Erfolg.

Es wird nicht den allein seligmachenden Weg zum sicheren Hund auf der Wundfährte geben, und man darf mit Sicherheit auch nicht sagen, dass unsere Altvorderen etwas falsch gemacht haben. Sie haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Kenntnissen ihre Hunde ausgebildet. Die Verabschiedung der VFSPO auf der letzten Hauptversammlung des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) macht aber den Schritt in die richtige Richtung, sowohl bei der Ausbildung als jetzt auch bei Prüfungen auf die Bodenwittrung als Kriterium zu setzen. Denn sie ist der individuelle Ausdruck einer jeden Fährte und für den Hund der sichere Leitfaden zum Erfolg. Es gibt daher eigentlich keine Alternative mehr zur Arbeit mit dem Fährtenschuh.

Der zugelassene Fährtenschuh muss eine durchgehende Sohle haben, damit der Schuh des Fährtenlegers den Boden nicht berührt. Hier ein Modell von SfA

 

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