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Organisation ist alles

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Drückjagd von A bis Z:
Welche Jagdhunde sollten auf einer Drückjagd geschnallt werden, und wo wechseln die Sauen bevorzugt entlang? Wie soll ich mich als Schütze auf dem Stand verhalten? Was passiert mit dem erlegten Wild? Norbert Happ sagt Ihnen, was Sie alles beachten müssen, damit Ihre Drückjagd erfolgreich wird.

 

Das Schießen sollte nicht auf der Drückjagd selbst geübt werden, sondern auf dem Schießstand oder im Schießkino

Von Norbert Happ

Bei der Drückjagd muss man Wild und Jäger durch die Bewegung des Wildes so oft wie möglich zusammenbringen. Dabei ist wichtig, dass das Wild den Jägern nicht hochflüchtig kommt. Flächen zwischen mehreren hundert bis zu einigen tausend Hektar Wald werden an einem Tage bejagt und erfordern in der Regel eine revierübergreifende Aktion. Die Flächengröße einer solchen Drückjagd richtet sich nach dem regionalen Waldzusammenhang. Daraus ergibt sich die Anzahl der erforderlichen Schützen.

Die Jagd muss von der Organisation her so übersichtlich bleiben, dass ein geordneter Ablauf bis hin zu konsequenten Anschusskontrollen und Nachsuchen sichergestellt ist. Sie ist frühzeitig zu planen, dabei sind die zu erwartenden Witterungsverläufe zu berücksichtigen. Auf der Fläche, auf der die Drückjagd geplant wird, sollte einige Zeit vorher das Schwarzwild nicht gezielt bejagt werden, damit Erfolg und Aufwand im richtigen Verhältnis stehen.

Jede Drückjagd erfordert einen Stamm guter und beherzter Schützen. Schießfertigkeit trainiert man nicht auf der Drückjagd, sondern auf dem Schießstand oder im Schießkino. Bei einer Drückjagd müssen die Zahl der Jagdteilnehmer und die der vorbereiteten Stände punktgenau zusammenpassen. Daher wird früh eingeladen, damit noch nachgebessert werden kann.
Im Revier sind die Jagdstände nahe an, aber nicht auf den Fluchtwechseln des Wildes, vorzubereiten. Sauen bleiben am liebsten in Deckung und nehmen gern Dunkelbrücken an. Äsungsflächen, blanke Kahlschläge, niedrige Kulturen oder Wege und Schneisen sind für Standplätze ungeeignet. Bei gegebenem Kugelfang reichen Schirme oder Erdsitze.

So viele Hunde wie nötig und so wenige Hunde wie möglich

Die Sauen bewegen sich auch während einer Drückjagd in ihren Einständen recht vertraut, oft wechseln sie schon bei der ersten Unruhe hin und her. Drückjagdstände über sich schließenden, aber noch einsehbaren Jungwüchsen sind hervorragende Plätze, erfordern aber versierte Jäger. Die Erlegung von Sauen an Stellen, wo sie sich sicher fühlen, bewirkt mitunter ihr rasches Auswechseln und steigert den Erfolg. In der Ebene, besonders im Erholungswald, ist es wichtig, dass die Schützen auf erhöhte Stände postiert werden, die nicht in der Nähe von Wegen oder Erholungseinrichtungen stehen dürfen.

Zur Vorbereitung gehört die Organisation der Treiberwehr und der Hunde. Der Einsatz von Hunden muss sich an den Deckungsverhältnissen des Jagdgebietes orientieren. Große Dickungs- und Jungwuchsflächen machen den Einsatz von Jagdhunden zwingend erforderlich. Ihr Einsatz sollte sich nach dem Grundsatz richten: So viele Hunde wie nötig und so wenige Hunde wie möglich.

Die Auswahl der Treiber bedarf großer Umsicht

Bei großflächigen Drückjagden sollte das Schwarzwild nicht gesprengt, sondern im Verband vor die Schützen gebracht werden, um einen selektiven Abschuss zu ermöglichen. Der Erfolg der Nachsuchen darf nicht durch zu massiven Einsatz von stöbernden Hunden gefährdet werden. Geeignete Hunde in der Treiberwehr sind unabhängig von Rasse und Größe alle Jagdhunde, die führerbezogen und zuverlässig wildscharfe und fährtenlaute Kurzjager sind. Der Einsatz bewährter Meuten kann in großen Dickungskomplexen nützlich sein, besonders wenn die Hunde ausschließlich an Schwarzwild jagen.

Die Treiber sind wichtige Jagdteilnehmer. Ihre Auswahl bedarf großer Umsicht. Eine Reihe ortskundiger, passionierter Stammtreiber ist vonnöten, vor allem als Gruppenführer. Gut geführte Drückjagden mit hohen Strecken haben auch für die Treiber einen besonderen Erlebniswert. Jungjägeraspiranten sollten auf jeden Fall in die Treiberwehr aufgenommen werden.

Der Individualverkehr sollte auf das Notwendigste beschränkt werden

Damit das Wild auf der gesamten Jagdfläche angerührt wird, agieren mehrere Treibergruppen gegenläufig, oft unabhängig voneinander. Hat man nur eine bestimmte Anzahl abgegrenzter Dickungen, kann man jeden Komplex von einer Gruppe permanent umrühren lassen. Bei naturnaher Waldwirtschaft bilden sich aber allenthalben Verjüngungsflächen, die ein lineares Durchdrücken erforderlich machen. Die Treiberführer werden rechtzeitig eingewiesen, man setzt sie später immer wieder in denselben Revierteilen ein. Der Abstand von Treiber zu Treiber ist bestockungsabhängig und bedingt deren Gesamtzahl in der Gruppe. Die Lautäußerungen der Treiber sollen vornehmlich der Orientierung dienen. Das Tragen von Warnwesten ist nach der UVV Jagd vorgeschrieben. Für diese und sonstige Schutzkleidung sorgt der Jagdleiter. Beim Einsatz vieler Treiber führt man eine Treiberliste.

Für den Jagdtag sind der Transport von Jägern und Treibern sowie die Wildbergung zu organisieren. Der Individualverkehr wird auf das Notwendigste beschränkt. Mittels Traktoren mit entsprechend den Unfallverhütungsvorschriften ausgestatteten Anhängern kann der Personen- und Wildtransport geregelt werden. Von den meisten Jagdteilnehmern kann man verlangen, dass das erlegte Wild zu dem Stand gezogen wird. An die Verpflegung für Schützen, Treiber und Hundeführer zur Mittagspause und zum abendlichen Schüsseltreiben muss ebenfalls gedacht werden.

Besonders wichtig ist die Koordinierung der Nachsuchen. In der Hauptjagdsaison bittet man den Leiter einer Schweißhundestation so frühzeitig wie möglich darum, dass schon am Jagdtag mit Nachsuchen und Kontrollen begonnen werden kann. Bei großen Jagden entscheidet der Schweißhundführer mit der Jagdleitung, ob von vorne herein weitere Gespanne um Unterstützung gebeten werden sollen.

Ein zentraler Aufbrechplatz ist vorzubereiten

Im Vorfeld der Jagd ist festzulegen, wer das anfallende Wild wo und wann aufbricht. Das Aufbrechen durch Jagdteilnehmer kann den Ablauf der Jagd verzögern und Nacharbeit erforderlich machen. Es hat sich bewährt, das Wild zentral und professionell aufbrechen zu lassen. Der Vorschrift der unverzüglichen Wildversorgung steht ein zentrales Aufbrechen nicht entgegen. Während des laufenden Treibens darf aus Sicherheitsgründen ohnehin nicht aufgebrochen werden.

Entscheidend ist das zügige Bergen des Wildes. Ein zentraler Aufbrechplatz ist vorzubereiten. Wo zentrales Aufbrechen wegen schwierigen Geländes nicht möglich ist, muss am Ort der Erlegung aufgebrochen werden.

Pünktlichkeit ist unbedingte Pflicht der Eingeladenen

Wird das Jagdgebiet von öffentlichen Straßen oder Autobahnen durchschnitten oder tangiert, müssen Vorkehrungen für die Verkehrssicherung getroffen werden. Die Treiben sind von Straßen weg zu führen, Ablappen kann erforderlich sein, Warnschilder oder Warnposten müssen aufgestellt werden. Die Absicherung bedarf der Zustimmung der Straßenverkehrsbehörde. Die zuständigen Polizeidienststellen sollte man rechtzeitig von der Jagd verständigen, wenn mit Jagdstörern gerechnet werden muss. Oft wird auch die Polizei von der Bevölkerung alarmiert, wenn zahlreiche Schüsse fallen.

Die rechtzeitige Einladung zur Drückjagd muss die Art der Jagd, Revier, Treffpunkt, Tag und Stunde, Verpflegungsmodus sowie die zu bejagenden Wildarten enthalten. Sie kann bereits die wichtigsten Regeln beinhalten, zum Beispiel über Bewaffnung, Munition, Verhalten auf dem Stand, maximale Schussentfernung, Anschusskennzeichnung, Unterlassen eigener Nachsuchen, Fangschüsse nur vom Stand aus, Standkarten, Bergung und Folge oder Abholung.

Da der Grundaufwand für eine Drückjagd sehr groß ist, werden maximal zwei Treiben von nicht mehr als zwei bis drei Stunden Dauer durchgeführt. Längere Ansitzzeiten sollte man bei Drückjagden vermeiden, denn die Konzentration lässt nach und die Fehlerquote steigt. Bei den kurzen Wintertagen muss man den Jagdtreffpunkt früh ansetzen. Pünktlichkeit ist unbedingte Pflicht der Eingeladenen, da die Drückjagd erst begonnen werden kann, wenn der letzte Jäger eingetroffen ist.

Unten warm und oben beweglich

Ist der Jagdherr nicht selbst Jagdleiter, muss er nach der UVV Jagd einen Jagdleiter bestimmen. Die Jagdscheine werden kontrolliert, eine entspechende Liste dient gleichzeitig als Anwesenheitskontrolle. Jeder Schütze erhält farbiges Anschussband, eine Standkarte und einen Schreibstift. Es hat sich bewährt, jedem eine Anzahl fortlaufend nummerierter Ohrmarken auszuhändigen, die er am Teller/Lauscher des von ihm erlegten Wildes anbringt. Diese Marken dienen der Zuordnung des Wildes zu Schützen und Ständen und helfen bei mehrfach beschossenem Wild, die Nachsuche zu erleichtern. Die Ohrmarkennummern werden in die Anwesenheitsliste den Schützen zugeordnet eingetragen. Signalfarbenes Hutband wird in Reserve gehalten.

Zu Beginn begrüßen Jagdherr oder Jagdleiter die Jagdgesellschaft, machen nochmals auf die Sicherheitsbestimmungen aufmerksam und geben die genaue Freigabe und alle organisatorischen und technischen Details bekannt. Beim Schwarzwild werden gemeinhin Frischlinge und Überläufer bejagt, die Angabe von Richtgewichten und Kniehöhen-Hinweise nicht zu groß gewachsener Jagdleiter sind hilfreich. Manchmal werden jagdbare Keiler freigegeben. Der Abschuss von Bachen darf in keinem Falle bei der Drückjagd erfolgen.

Es ist festzulegen, ab welcher Situation der Jagdteilnehmer seine Aktivitäten einzustellen hat, damit er immer den Überblick über das Geschehen, den Standort des gestreckten Wildes und besonders über die Anschüsse und Kontrollsuchpunkte behält. Die Uhrzeit des Beginns und der Beendigung des Treibens wird nach Uhrenvergleich bekannt gegeben.

Die Kleidung wählt der Jäger bei der Drückjagd nach dem Motto aus: Unten warm und oben beweglich. Auf seinem Stand macht er sich mit der Umgebung vertraut, prüft das ihm nach Vorschrift der UVV-Jagd bekannt gegebene Schussfeld und achtet auf angegebene oder erkennbare Gefahrenpunkte. Einige Anschlagübungen können hilfreich sein. Dann lädt und sichert er die Waffe und verschafft ihr einen sicheren Platz mit schnellem Zugriff. Hat der Ansteller das Gelände verlassen und ist die Verständigung mit den Nachbarn – soweit im Gefahrenbereich überhaupt vorhanden – erfolgt, kann bereits anwechselndes Wild beschossen werden, wenn es ausdrücklich erlaubt wurde.

Ist die Jagd zu Ende

Vor der vereinbarten Zeit darf niemand den Stand verlassen. Zur vereinbarten Uhrzeit entlädt man sofort, verlässt dann erst Stand oder Sitz, kontrolliert Anschüsse und markiert diese so, dass ein Schweißhundführer sie sofort finden kann. Selbstständiges Nachsuchen – auch das Ausgehen gut sichtbarer Schweißfährten – hat zu unterbleiben. Wird man abgeholt, händigt man dem Ansteller die ausgefüllte Standkarte aus und weist ihn in die Positionen der Anschüsse oder Kontrollsuchen ein. Die Eintragung von besonderen Beobachtungen und Bemerkungen zum Stand helfen zur stetigen Optimierung der Jagd. Wird man nicht abgeholt, meldet man sich je nach örtlicher Regelung am Jagdwagen oder Treffpunkt unverzüglich beim Ansteller oder Jagdleiter, händigt die sorgfältig ausgefüllte Standkarte aus und meldet neben der Strecke, ob Wild zu bergen ist. Zusätzlich gibt man Anschüsse oder notwendige Kontrollsuchen zu Protokoll.

Ist die Jagd zu Ende, wird das letzte Stück geborgen und versorgt, die Strecke brauchtumsgemäß gelegt und verblasen. Die Schützen erhalten unabhängig von der Zahl ihres erlegten Wildes einen Erlegerbruch. Eine sinnvolle Weiterentwicklung des jagdlichen Brauchtums ist es, einem Schweißhundführer, der am Tage der Jagd bereits Wild erfolgreich nachgesucht hat, ebenfalls einen Bruch zu überreichen, den er mit seinem Hunde teilt.

Fehler passieren selbst dem besten Jäger

Was passiert mit dem Wildbret? Darüber sollte man sich bereits vorher im Klaren sein, denn besonders das Schwarzwild kann nur begrenzt aufbewahrt werden.

Das einzige, was man bei einer Drückjagd nicht im Vorfeld organisieren kann, ist das Wetter. Das ist der größte Unsicherheitsfaktor. Dauerregen, Neuschnee und starker Wind beeinflussen vor allem beim Schwarzwild das Streckenergebnis negativ. Bei Eisregen und Sturm muss man aus Sicherheitserwägungen die Jagd kurzfristig absagen oder das Treiben abbrechen.

Wie soll man mit Jagdteilnehmern umgehen, die Fehlabschüsse getätigt haben? Besser als alle anderen Sanktionen ist die Streichung aus der Gästeliste für ein Jahr, bei Wiederholungstätern für mehrere Jahre, oder die Einladung dieser Jäger zur nächsten Jagd als Treiber. Die Übernahme des Wildbrets zu einem höheren als dem normalen Preis ist zu erwägen. Dabei sollte man bedenken, dass Fehler selbst dem besten Jäger einmal passieren.

Bewegungsjagden auf Sauen tragen dazu bei, an wenigen Tagen den Wildbestand wirksam und waidgerecht zu regulieren. Der Jagderfolg an diesem Tag führt zu einer Verminderung des Jagddruckes in der übrigen Zeit. Ziel muss sein, mit vertretbarem Aufwand und einem Höchstmaß an Sicherheit bei bestmöglicher Nachsuchenvermeidung eine hohe Strecke zu erzielen.


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