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Hundeführer fragen, Uwe Heiß antwortet

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Mein Hund apportiert freudig. Auf dem Rückweg kommt er jedoch nicht auf direktem Weg zu mir, sondern markiert oder schüttelt sich erst: Woran liegt das? Wie stelle ich es ab?

Ein Jagdhund apportiert erst dann wirklich korrekt, wenn er das aufgenommene Stück Wild seinem Führer sofort auf direktem Wege zuträgt. Er soll sich dabei weder von unbeschossenem Wild, welches er unter Umständen auf dem Rückweg hochmacht, noch von Wild, welches eventuell für ihn sichtig geschossen wird, ablenken lassen.

Das Schütteln wird besonders am Wasser den Hunden nahezu beigebracht. Immer wenn der Hund die Ente oder das Dummy korrekt aus dem Wasser gebracht und ausgegeben hat, wird er von den meisten Führern geradezu dazu aufgefordert, sich zu schütteln. Schnell gehört für den Hund das Schütteln zum gewünschten Verhalten, weil er meistens auch erst nach dem Schütteln körperlich gelobt wird. Hunde müssen sich nach einem Wasserapport definitiv nicht schütteln. Wenn die Vierläufer zu mehreren am Wasser spielen, schütteln sie sich auch nicht jedes Mal, wenn sie aus dem Wasser kommen. Ich verlange nach dem Apportieren aus dem Wasser sofortiges Herankommen und Setzen. Will der Hund sich schütteln, unterbinde ich es im Ansatz. Danach folgt immer sofort ein zweiter Apport. Nach dem zweiten Apport nehme ich den Hund, gehe mit ihm sofort vom Wasser weg. Dabei darf er nicht stehen bleiben, um sich zu schütteln.

Das Markieren beim Apportieren wird meistens als Dominanzgeste des Hundes gedeutet. Natürlich ist das Markieren eine Geste des Revierabsteckens. Tut der Hund dies auch beim Apportieren, ist ihm das Klären seiner sozialen Position wichtiger als das zügige Bringen. Da das Apportieren ein Gehorsamsfach ist, ist das in keiner Weise zu dulden. Erlauben wir dem Hund, dieses Revier abzustecken beim Apportieren, so tolerieren wir die Inbesitznahme des Geländes durch ihn. Diese Geste lässt förmlich darauf warten, dass er früher oder später auch das Wild in Besitz nimmt. Fast alle Apportierprobleme wie Spielen, Knautschen, Vergraben, Anschneiden etc. resultieren aus mangelndem Grundgehorsam. Zu oft wird zugelassen, dass der Hund sich die Zeit nehmen darf, um sich selbstständig mit dem Wild zu beschäftigen. Da dem Jagdgebrauchshund aber nun einmal die Rolle des Jagdhelfers, in der Rangordnung unter dem Führer stehend, zukommt, muss er das Wild lediglich zutragen, und zwar direkt und zügig.

Damit ist auch der Kern des Problems klar. Der Hund muss unter allen Umständen lernen, in wirklich allen Situationen auf Kommando schnell und zügig zu kommen. Egal welcher Um-weltreiz ihn gerade ablenkt. Macht er das absolut zuverlässig in allen Situationen, wird er es auch machen, nachdem er Wild aufgenommen hat.

Das zu erreichen, ist relativ leicht, wenn ein Hundeführer genauso konsequent ist, wie er es von seinem Hund verlangt. Alle gängigen Übungen wie das „Komm“, das Apportieren aus dem Wasser etc. müssen an der Feldleine so oft und so lange eingeübt werden, bis der Hund es wirklich zuverlässig ausführt. Danach werden Konfliktsituationen geschaffen, die den Hund verleiten könnten, nicht sofort auf das Kommando zu kommen. Andere Hunde werden ins Spiel gebracht: Ein Helfer zeigt zum Beispiel dem Hund auf dem Rückweg einen Balg an der Reizangel. Immer wenn der Hund beginnt, sich ablenken zu lassen, wird mit der Feldleine eingewirkt. Hunde, die über ein sehr gutes Fressverhalten verfügen, können auch nach dem Apportieren direkt mit Futter belohnt werden. Abschließend: Immer wenn ein Hundeführer meint, dass eine Übung schon sehr gut funktioniert, muss er für wirklich zuverlässigen Erfolg meistens noch doppelt so intensiv üben, wie er es bis dahin getan hat.
Uwe Heiß

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