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Hundeführer fragen, Uwe Heiß antwortet 20/2003

2000

Mein Hund ist eigentlich ruhig auf dem Hochsitz. Bekommt er Wind von Wild, beginnt er zu fiepen. Wie kann ich das unterbinden?

Von Uwe Heiß

Das Fiepen wird leider unter den Jagdhunden zur Volksseuche. Es stört nicht nur massiv den Jagdbetrieb, es wird auch in relativ geringer Ausprägung früher oder später nervtötend. So ein Hund macht sich auf Dauer für den Drückjagdstand ebenso unbrauchbar wie für den Entenstrich oder bei der Baujagd.

In der deutschen und ausländischen Literatur findet sich kein wirklich gut funktionierendes Gegenmittel, wenn sich das Fiepen erst einmal etabliert hat. Das beste Mittel ist immer noch: „Wehret den Anfängen“. Vom ersten Tag der Welpenübernahme, muss der Hund lernen, dass er durch Lautäußerung nichts einfordern kann. Er bekommt grundsätzlich nur dann Zuwendung, Futter etc. wenn er ruhig ist.

Ruhig allein reicht mir dabei auch nicht. Ich wende mich dem Hund immer dann für ihn positiv zu, wenn er ruhig und entspannt ist. Ich will damit nicht nur Ruhe in den Hund bringen, sondern seinen ruhigen Gemütszustand positiv verstärken.

Das Fiepen, wenn der Hund Wild in die Nase bekommt, ist das Pfeifen des Kessels in dem seine Passion kocht. Gerade bei Jägern, die viel jagen, bekommen Hunde natürlich extrem schnell die Verknüpfung: Wildwittrung bedeutet meist auch Beute. Es kann zum Erfolg führen, wenn der Hund, nachdem ein Stück Wild vom Ansitz erlegt wurde, nicht wie gewohnt mit ans Stück darf. Oft lassen Jäger den Hund nach dem Abbaumen zum Stück stürmen, und freuen sich auch noch, wenn der Hund an Stück zerrt oder es sogar in Besitz nimmt. Viele stehen mit heimlich stolz geschwellter Brust neben „Harras“, wenn er das Stück gegen den Jagdfreund „verteidigt“. Das ist in der heutigen Zeit wirklich unnötig.

Genau dieses Verhalten steigert seine Passion unter Umständen derart, dass sie eben nur all zu schnell überkocht. Niemand würde auf die Idee kommen, so etwas am erlegten Hasen zu dulden. Und die Hasenpassion schmälert dies nicht. Ein erlegtes Stück Wild ist und bleibt ein erlegtes Stück. Daran soll es auch für den Hund „nichts zu rütteln“ geben. Ich bin oft erschrocken, wenn ich einen Hund sehe, der sich wie ein Gestörter über ein kaltes Stück Raubwild hermacht. Ich dulde ein solches Verhalten nicht.

Das Leben eines Jagdgebrauchshundes besteht zum Großteil daraus, ruhig zu warten, bis er dran ist. Also kann der Kleine genau das nicht früh genug lernen. Die Steigerung, auch dann ruhig zu warten, wenn der Beutetrieb einsetzt, kann schon früh mit der Reizangel gelernt werden. Auch das Warten am Futternapf, das Warten auf den Befehl, um ins Auto ein- und auszusteigen, all diese Übungen sollten zum Tagesgeschäft werden. Eine Zwingertür zu öffnen, heißt niemals, dass der Hund unaufgefordert die Schwelle überschreiten darf. An Wasserübungstagen sollten besonders die Halbstarken ruhig an der Teichkante neben ihrem Führer sitzen. Dabei ist jede Form von Unruhe rigoros zu unterbinden. All das und sehr guter Grundgehorsam helfen, mehr Ruhe und Konzentration in den Hund zu bekommen.

Es sollte schon lange ein Anliegen sein, jegliche Form von Unruhe wirklich prüfungsmäßig und züchterisch zu selektieren.

Uwe Heiß

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