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Fangschuss mit Kurzwaffenschrot: Handlicher Hagel

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Der Marder sitzt in der Kastenfalle. Und jetzt? Schnell, sicher und schmerzlos muss das Tier erlegt werden, der Balg soll natürlich heil bleiben. Wir haben getestet, ob Kurzwaffen-Schrotpatronen für den Fangschuss
geeignet sind und staunten nicht schlecht.

 

Die .45 ACP Schrot „erlegt“ ein Telefonbuch. Im Dunst des Mündungsfeuers sieht man das glühende Plastikkäppchen der Patrone

Oh je, das wird doch nie was. Mit diesen Mini-Dingern können Sie eine Maus erschrecken. Aber einen lebend gefangenen Marder oder Fuchs erlegen? Vergessen Sie’s.“

Die umstehenden Jäger pflichteten dem erfahrenen Schießlehrer schmunzelnd bei, und ich schlich mit meinen „Mäuse-Schrecks“ in den Kalibern .22 lfB, 9 mm Para, .38 Special, .45 ACP und .44 Magnum von dannen.

Der Fangschuss aus der Kurzwaffe auf lebend gefangenes Wild – das müsste mit den in den gängigen Kalibern erhältlichen Schrotpatronen von CCI doch gehen. Denn wer ballert schon mit seinem .357er durch Wild und Falle, um nach dem Schuss beide wegwerfen zu müssen?

Einige Fangjagd-Profis führen eine Kleinkaliber-Pistole mit Teilmantel-Projektilen. Ein gezielter Schuss, und das Wild ist sicher zur Strecke. Doch erstens hat nicht jeder so eine „Spatzen-Piffe“ und zweitens wird der gezielte Schuss recht schwer, wenn das Stück in der Falle oder im Fangschusskorb „Ringelreih“ tanzt.

Hier wäre geeigneter Schrot wesentlich besser, der auch dann für einen blitzartigen Schocktod sorgt, wenn der Schuss nicht hundertprozentig sitzt.

Entscheidend für unseren Test waren Streuung, Deckung und natürlich Durchschlag. Als Schussentfernung wählten wir erst drei Meter und dann einen Meter. Streuung und Deckung ermittelten wir durch Schüsse auf Papier.

Zum Beweis der Durchschlagskraft wurden die Patronen ins „Team Telekom“ berufen: Nein, wir haben nicht auf Fahrräder oder Dopingtest-Ampullen geschossen, sondern auf unbenutzte Telefonbücher für den Bereich Altenkirchen, Bad Ems, Montabaur, Neuwied.

Die 800 Seiten starken Wälzer sollten ausreichen, um die Schrote aufzuhalten, und die Anzahl der durchbohrten Seiten würde zeigen, wieviel Dampf die Ladung drauf hat.

Bei den Schüssen auf die DIN A3-Blätter zeigte sich schnell, dass alle Kaliber auf die „Weitdistanz“ von drei Metern überfordert sind. Die Kügelchen bepflasterten ein komplettes Blatt, die Verteilung erinnerte an die Chaos-Theorie – große Löcher und geklumpte Gruppen allenthalben.

Nur die dicke .45 ACP konnte überzeugen: Der Streukreis blieb auf Maßkrug-Durchmesser, die Dekkung war relativ homogen.

Also ran auf einen Meter. Und siehe da, auf einmal ging’s. Die .22 lfB streute rund 15 Zentimeter. Die .38 Spezial lieferte aus einem 2 Zoll-Lauf 16 Zentimeter Streukreis, aus einem Vierzöller elf Zentimeter. Die 9 mm Para spuckte die Kugeln auf einen 20 cm-Kreis und der Dampfhammer .44 Magnum erbrachte 15 Zentimeter Streuung.

Bei der .45 ACP waren wir schon gespannt, was sie auf einen Meter treiben würde. Und eindrucksvoll stellte sie ihre Sonderrolle unter Beweis: Sie riss ein 2,5 Zentimeter großes Loch ins Papier, die Randschrote brachten es gerade noch auf einen Streukreis von sechs Zentimetern.

Doch was helfen Streuung und Deckung, wenn die Schrote am Wild nur „anklopfen“? Die Munition muss töten, blitzartig und schmerzlos.

Auf einen Meter Entfernung mussten die Hagelhülsen also zeigen, ob sie sich wirklich nur als „Mäuse-Schreck“ oder als praxistaugliche Fangschussmunition eignen.

Ich hätte viel darum gegeben, wenn der Schießlehrer und seine Fürsprecher dabei gewesen wären; denn die Patronen hauten so richtig auf den Putz.

Die kleine .22er brachte es im Mittel aus drei Messungen auf recht beachtliche 88 Seiten. Die .38 Spezial aus dem Zweizöller durchschlug 225 Seiten, aus dem vier Zoll-Lauf waren es 259. Die 9 mm Para landete im Mittel auf 283 Seiten, und die Kugeln der .44 Magnum bohrten sich bis Seite 610 durch.

Einmal mit der Sonderrolle betraut, ließ sich die .45 ACP auch hier nicht zweimal bitten. Sie fegte mit minimaler Streuung dreimal durch das komplette Buch als wäre es Löschpapier. Auf diese Entfernung würde man mit dieser Patrone den Balg also völlig ruinieren.

Daher gingen wir zurück auf drei Meter, da waren zuvor ja auch Streuung und Deckung akzeptabel. 451 durchschlagene Seiten standen schließlich zu Buche. Das reicht dicke.

Die CCI-Schrotpatronen haben gezeigt, dass sie alles andere als blutdrucksteigernde Mittel für Kleinnager sind. Mit ihnen kann man – den Schuss auf Kopf oder Halsbereich vorausgesetzt – lebend gefangenes Raubwild sicher zur Strecke bringen, ohne dabei den Balg in Fetzen zu schießen.

Mit der .22 lfB sollte man maximal einen Marder erlegen; denn ein Fuchs wird den Schuss wohl nicht schlagartig quittieren. Wie bei den Jagdkalibern auch, muss so eine Patrone Reserven haben, und das „KK“ hat sie eben nicht.

Die .38 Special, die 9 Para und die .44 Magnum sind auf einen Meter Entfernung stark genug, um auch Katze und Fuchs blitzschnell verenden zu lassen. Der tierschutzgerechte Fangschuss ist also sicher gewährleistet.

Mit der .45 ACP muss man jedoch Distanz halten; denn sonst kann man den Balg für den Armdurchgriff der Jacke verwenden. Auf drei Meter sind Streuung und Wirkung aber in Ordnung.

9 mm Para aus H&K P8 – 1m: Streukreis 20 cm, 283 Seiten

 

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