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Beiträge zur Jagd- und Wildforschung

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Seit ihrer Gründung im Jahre 1991 befasst sich die Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung (GWJF) mit wildbiologisch sowie jagdpolitisch und -praktisch relevanten Themen.

 

Die Ergebnisse aus einem Rotwildprojekt an der Müritz belegen, dass ältere Hirsche zur Brunft durchaus ein ausgeprägtes Territorialverhalten zeigen können

Die „Beiträge zur Jagd- und Wildforschung“, herausgegeben von der Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung (GWJF), dokumentieren neueste Ergebnisse aus allen Bereichen der Wildtierforschung.

Aktuelle Erkenntnisse zur Bio- und Ökologie sowie zum Management und Schutz bewirtschafteter und bedrohter Säugetier- und Vogelarten werden ebenso vermittelt wie Probleme des Arten- und Biotopschutzes.

Publikationen über die Bestrebungen, eine ordnungsgemäße Wildbewirtschaftung mit den Anforderungen aktueller Waldwirtschaft und Agrarlandnutzung in Einklang zu bringen, nehmen im ’98er Band erneut einen wichtigen Platz ein. Über einige Themen soll im folgenden kurz referiert werden.

Wildökologische Lebensraumbewertung

So berichtet ein Autorenteam um Dr. Manfred Ahrens (Eberswalde) über „Die wildökologische Lebensraumbewertung als eine wissenschaftliche Grundlage für die Schalenwildbewirtschaftung“. Gefördert durch das Land sowie den LJV Brandenburg erarbeiten die Wissenschaftler ein praxisorientiertes Verfahren zur Erfassung und Bewertung der Lebensräume hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit und Eignung für verschiedene wiederkäuende Schalenwildarten.

Die Bewertung erfolgt flächendeckend für die Wälder inklusive der sie bis zu 200 Meter umgebenden Offenlandareale. Als Kriterien der Lebensraumbewertung wurden festgelegt: Winteräsungskapazität, Sicht- bzw. Deckungsschutz, Störungen und Lebensraumzerschneidungen sowie Suhlen- und Schöpfstellenvorkommen.

Der limitierende Faktor im Schalenwildlebensraum ist der Winteräsungsvorrat. Zwölf Pflanzengruppen mit über 60 Arten erwiesen sich im Land Brandenburg als relevant für die Ernährung des Wildes. Auf dieser Grundlage wurde nach entsprechenden Probenahmen der Winteräsungsvorrat in Kilogramm Trockensubstanz pro Hektar in vier Forstwirtschaftsämtern erfasst. Zur Ermittlung möglicher Populationsgrößen war es erforderlich, den Bedarf des Wildes der vorhandenen nutzbaren Äsung gegenüberzustellen.

Daraus errechnet sich letztlich, wieviel Schalenwildeinheiten ein bestimmter Lebensraum aufnehmen kann. In Phasen des Waldumbaus ist es jedoch erforderlich, die Wildbestände lokal und temporär begrenzt deutlich unter die nach der vorhandenen Äsungskapazität mögliche Bestandeshöhe abzusenken bzw. zusätzliche Maßnahmen zur Wildschadenverhütung vorzunehmen.

Abgesehen von einem methodisch notwendigen Feinschliff, der sich nach den Probeläufen abzeichnet, dürfte sich die wildökologische Lebensraumbewertung langfristig zu einer Grundlage der Schalenwildbewirtschaftung entwickeln lassen, die bei allen Beteiligten eine hohe Akzeptanz findet.

Territoriale Rothirsche?

Einen besonders interessanten Aspekt beherbergt eine Publikation über das Raum-Zeit-Verhalten des Rotwildes in den Bruchwäldern, Röhricht- und Schilfgürteln der Müritz-Niederung (MAHNKE, C. STUBBE & SPARING). Während der Brunft binden dort Bruchwälder, Röhrichte und Flachwasserbereiche den überwiegenden Teil des Rotwildbestandes.

Etablierte und bodenständige, reifere Hirsche beziehen bereits vor Brunftbeginn bestimmte Einstände – meist Trockeninseln -, die hinsichtlich ihrer quantitativen und qualitativen Äsungsverhältnisse besonders attraktiv sind und deshalb auch vom Kahlwild in teils extremer Dichte frequentiert werden.

Unabhängig von der Anwesenheit von Kahlwild zeigen die „Platzhirsche“ dort gegenüber fremden Hirschen Territorial- bzw. Revierverhalten. Die verteidigten Areale haben eine Größe von mitunter weniger als zwei Hektar und sind oft durch einen Kanal, Graben oder durch eine offene Wasserfläche auch optisch vom „Nachbarrevier“ getrennt.

Die klassische These des nicht-territorialen Rotwildes und dass der Rothirsch zur Brunft dem Kahlwild in dessen bevorzugte Äsungsbereiche folgt, dort herdet und Nebenbuhler vom Rudel fernhält, hat offensichtlich nicht überall Gültigkeit. Territorialität im Brunftverhalten des Rotwildes ist durchaus möglich.

Die Autoren verweisen diesbezüglich auch auf eine Untersuchung in Südwestspanien (Donjana, CARRANZA et al. 1990), die etliche Parallelen zeigt. Auch dort beziehen zahlreiche ältere Hirsche zur Brunft Reviere in bevorzugten Gebieten, verteidigen diese Areale auch in Abwesenheit von Kahlwild gegen Konkurrenten und brunften nur innerhalb ihres Territoriums.

Entwicklung und Abwurf von Damhirschgeweihen

Durch das Fehlen umfangreicher Untersuchungen an markierten, wildlebenden Stücken ist das Damwild die heimische Schalenwildart, über deren altersbedingte Entwicklung des Geweihs am wenigsten bekannt ist. Hierzu trägt wesentlich die sehr schwierige individuelle Wiedererkennbarkeit der Hirsche bei.

Die bekannten Daten über den Zusammenhang zwischen dem Alter der Damhirsche und dem Abwurftermin beziehen sich darüber hinaus vielfach nur auf Einzelaufnahmen oder basieren auf Spekulationen.

Ein Forscherteam aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg (S. HÜNSCHE, C. STUBBE, H.-D. HÜNSCHE & SPARING) widmete sich diesen Fragen in einem der größten Damwildgatter Deutschlands (Kleinwanzleben, 25,3 ha). Für das untersuchte Gatterwild ist eine Äsungs- bzw. Futterbasis anzunehmen, die sich kaum von den Bedingungen in freier Wildbahn unterscheidet.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Geweihgewicht bis zum 5. Kopf zunimmt. Einem geringen Anstieg bis zum 7. Kopf folgt ein deutlicher Abfall ab dem 8. Kopf sowie ein weiterer starker Rückgang ab dem 11. Kopf. Vergleichbares gilt für die Stangenlänge. Der Rosenumfang stieg bis zum 7. Kopf und blieb bis zum 10. Kopf annähernd gleich. Die Schaufellänge und -breite erreichte ihre Maximalwerte durchschnittlich im Alter von fünf Jahren.

Insgesamt erreichten die Damhirsche im Gatter Kleinwanzleben die Maximalwerte bzw. die Kulmination der Geweihentwicklung durchschnittlich ein bis zwei Jahre früher, als dies für freilebende Populationen bisher angenommen wurde.

Bei 288 erfassten Abwurfterminen zeigte sich, dass der durchschnittliche Termin aller beobachteten über 1jährigen Hirsche der 23. April war. Die Spießer warfen nicht vor dem 8. Mai ab. Das Gros der Abwürfe bei Spießern lag zwischen dem 16. Mai und 2. Juni. Nur selten wurden beide Spieße am selben Tag abgeworfen, meist lagen zwei bis vier Tage dazwischen (max. 10 Tage).

Der Grund dafür dürfte in dem relativ geringen Gewicht der Spieße liegen. Bei den älteren Jahrgängen betrug der Abstand zwischen dem Abwerfen beider Stangen maximal drei Tage.

Die Tendenz des früheren Abwerfens mit zunehmendem Alter hielt nur bis zum 4. Kopf an. Danach blieb der durchschnittliche Abwurftermin konstant zwischen dem 19. und 20. April. Der früheste Abwurftermin (ohne Spießer) war der 8. April bei einem 5- und einem 7jährigen Schaufler, der späteste der 17. Mai bei einem 2jährigen Hirsch.

Muffelwild in Ostmecklenburg

Einen Beitrag zum Muffelwild in Ostmecklenburg publiziert Klaus Borrmann, Leiter des Forstamtes Lüttenhagen (s. WuH 25/98, S. 30). Demzufolge lebten im Jahre 1996 in Ostmecklenburg noch etwa 460 Stück Muffelwild (1990 = 635 St.).

Davon ziehen etwa 420 Muffel in fünf stabilen Populationen: Nossentiner Heide, Serrahn, Lichtenberg, Müritz und Boitzenburg. Der größte Bestand mit etwa 150 Stück Muffelwild befindet sich an der Müritz. Die restlichen etwa 40 bis 50 Stück leben in drei instabilen Kleinbeständen von jeweils unter 20 Stück.

Hinsichtlich des Gesundheitszustandes, vor allem der Schalenauswachsungen, setzt sich ein insgesamt negativer Trend durch, der zu konzeptionellen Überlegungen hinsichtlich der weiteren Bewirtschaftung Anlass geben sollte.

Baummarder auf Abwegen?

Bisher ging man davon aus, dass Baummardervorkommen direkt an große, ausgedehnte Waldgebiete gebunden sind. Zahlreiche Erhebungen stützen diese Aussage.

Offenbar ist der Edelmarder hinsichtlich seiner räumlichen und sozialen Organisation jedoch flexibler, als bisher angenommen wurde. Die Ergebnisse einer telemetrischen Untersuchung über die Aktionsräume und das Sozialsystem des Baummarders in zwei kleinflächigen Wäldern Südwest-Mecklenburgs (136 und 201 ha) zeigen, dass auch kleine Waldungen durch den Baummarder in dauerhaften, intakten Populationen besiedelt werden.

Als Anpassung an die kleinen Waldflächen wählten die Baummarder deutlich kleinere Aktionsräume, was auch zur Erklärung der zunehmenden Registrierung von Baummardern in siedlungsnahen kleinen Forsten und Parks herangezogen werden kann.

Weitere Abhandlungen zur Bio- und Ökologie des Baum- und Steinmarders sowie des Dachses und Publikationen zum Schutz- und Gefährdungsstatus des Fischotters ergänzen den „Komplex der Marderartigen“ im ’98er Band der „Beiträge zur Jagd- und Wildforschung“.

Desweiteren bietet er u. a. Publikationen zur Geweihentwicklung beim Rothirsch, zur Rotwildhege auf dem Darß, zur Nahrungsökologie des Graureihers, zur aktuellen Diskussion über den Habicht und Mäusebussard sowie zum Schutz und zur jagdlichen Nutzung von Wasservögeln in Deutschland.

 


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