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Wildes Bayern-Lesung und -Podiumsdiskussion zum Reh

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Der Wildtierschutzverein Wildes Bayern e. V. hatte am 13. März zu einer Lesung und Podiumsdiskussion rund ums Rehwild ins Fools-Theater nach Holzkirchen geladen.

Auf dem Podium saßen v. l. n. r.: Buchautor Dr. Rudolf Neumaier, (leerer Stuhl CSU), Dr. Dirk Kreder (FDP), Robert Wiechmann (Bündnis 90/Die Grünen), Moderator Wolfgang Küpper, Bruno Peetroons (SPD), Markus Rosenberger (Freie Wähler), Wildbiologin Dr. Christine Miller (Quelle: Wildes Bayern)

Über 100 Gäste füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Nach der eindrucksvollen Lesung folgte eine hitzige, spannende Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten aus der Region und Experten.

Zum zweiten Mal lud Wildes Bayern zu einer Lesung und Podiumsdiskussion zum Reh, diesmal am 13. März in Holzkirchen. Die Fragen: „Das Reh – wie gehen wir mit ihm um, und wer bestimmt das?“ diskutierten Vereinsvorsitzende Dr. Christine Miller und Buchautor Dr. Rudolf Neumaier mit vier politischen Parteienvertretern aus der Region: Den Landtagskandidaten Dr. Dirk Kreder (FDP), Bruno Peetroons (SPD) und Markus Rosenberger (Freie Wähler). Bündnis 90/Die Grünen entsandte Robert Wiechmann. Der Stuhl der CSU blieb vorerst leer, obwohl mehrere Kandidaten angefragt waren.

Den Auftakt machte Dr. Rudolf Neumaier, der Passagen aus seinem Buch „Das Reh. Ein sagenhaftes Tier“ las. Das Buch, das neben eigenen Erlebnissen und kulturellen Aspekten auch den Konflikt zwischen vielen Jägern und Waldbauern oder Förstern thematisiert, stößt bei manchen forstlichen Interessenvertretern und Landwirten auf wenig Gegenliebe. Für Natur- und Tierschützer dagegen fasst es die aktuelle Hetze gegen den vermeintlichen „Waldschädling“ treffend zusammen. Neumaier, früher leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, hat dafür ohne Scheuklappen recherchiert und stellt die Ergebnisse seiner Gespräche, Waldbegänge und Recherchen schonungslos dar. Sein Resümee: Es gibt eine große Kluft zwischen „Rehhassern“ und „Rehstreichlern“, und diese Kluft ist womöglich gewollt.

Bei der Podiumsdiskussion unter Moderator Wolfgang Küpper standen quasi sofort die Themen „Abschuss“ von Rehen und „Vegetationsgutachten“ im Mittelpunkt. Besonders fachbezogen und kontrovers verlief die Debatte zwischen Markus Rosenberger, vor allem aber Robert Wiechmann, Dr. Christine Miller und Dr. Rudolf Neumaier. Wiechmann ist seit 40 Jahren als Förster im Raum Holzkirchen tätig, was ihn zu der Äußerung veranlasste, er könne im Podium eigentlich auch für die CSU reden. Er betonte die Wichtigkeit des raschen Waldumbaus im Klimawandel und den Vorrang des „Ökosystems Forst“ vor der Art. Dr. Miller hingegen forderte ein genaueres Hinsehen: „Wir reden, als ob es einen unerschöpflichen Sack an Rehen gäbe, wo man immer nur reingreifen und rausschießen nehmen kann. Wir müssen auch mal mit Sachkenntnis hinschauen: Wie geht es einem Rehwildbestand? Denn im Jagdgesetz – und flankierend, im Naturschutzgesetz – steht ganz klar, es geht um gesunde und vielfältige Populationen von Wildtieren.“

Rosenberger, selbst Waldbesitzer, machte klar, dass für ihn die Jagd so ziemlich das einzige Mittel sei, um den Waldumbau hinzubekommen: „Meines Erachtens kann es nicht sein als Forstwirt, dass wir überall Schutzzäune machen, genauso kann es nicht sein, dass wir überall die Zwickerl hinmachen. Von dem her muss eine vernünftige, waldorientierte Jagd her.“ Dr. Rudolf Neumaier zog in Zweifel, dass einem Waldbauern nicht mehr einfalle als Zäune und „Zwickerl“, um einen Wald hochzubringen. Er sagte: „Ich glaube, dass man bei den Vorgaben, wie man mit Wildtieren umgeht, auch berücksichtigen sollte, wie es den Tieren geht, was sie für einen Zustand haben. Dafür gibt es die Richtlinie zur Hege und Bejagung des Schalenwilds in Bayern. Wenn man sich daran orientiert, ist man glaube ich auf dem richtigen Weg.“

Dr. Dirk Kreder, promovierter Mikrobiologe, sprach vor allem für eine saubere Wissenschaft, also objektive Datenerhebung auch für die Abschussplanung, und Bruno Peetrons betonte die Aufgabe der Politik für eine gute Kommunikation zwischen Jägern und Landwirten. Konkret auf das Thema bezogen, sagte er, es müsse eine „goldene Mitte“ gefunden werden für ein gemeinsames Leben von Wald und Wild.

Wie weit die betroffenen Bevölkerungsteile davon noch entfernt sind, zeigte ein Einwurf aus dem Publikum, als ein langjähriger Waldbesitzervertreter postulierte: „Das, was heute von Herrn Neumaier vertreten wird, ist höchst gefährlich. Zur Heimat gehört ein gesunder Wald. Mit ihren Tieren gefährden Sie das Aufwachsen von gesunden Wäldern.“

Eine Überraschung war, dass fast zum Schluss Franz Maier, CSU-Gemeinderat und Zweiter Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Miesbach, den verwaisten Stuhl der CSU noch einnahm und dem Publikum „aus dem Nähkästchen“ vermittelte, wie die Kommunikation zwischen Jägern und Waldbesitzern an der Basis im Kreis Miesbach tatsächlich aussieht. „Die Gesprächsplattform zwischen Grundeigentümern und Jagdausübenden wäre sehr gut, wenn man vertrauensvoll miteinander umgehen würde. Dieses Vertrauen wird aber immer wieder angesäuert bis vergiftet von AELF-Förstern. Das, was sie uns eigentlich vermitteln sollten, dieses Miteinander, versuchen sie auseinander zu treiben“, sagte er an die Adresse der staatlichen Forstverwaltung. Er selbst pflege den direkten Kontakt zu den Grundbesitzern und höre von diesen, „dass man politische Strömungen anzweifelt, wo man am Ende des Tages zu befürchten hat, dass irgendwann fragen muss, ob man einen Baum als Bauholz umschneiden darf.

PM


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