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Wolf: Ablenkungsmanöver Schnellabschüsse?

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Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat gestern einen Vorschlag zu Schnellabschüssen von Wölfen vorgestellt.

Zur Erteilung einer Abschussgenehmigung soll zukünftig anders als im bisherigen Verfahren kein Ergebnis eines DNA-Tests mehr vorliegen müssen. (Foto: Countrypixel /AdobeStock)

Demnach sollen in Gebieten mit erhöhtem Rissvorkommen Abschussgenehmigungen schneller erteilt werden können. Sobald es einen Wolfsübergriff auf Weidetiere in Gebieten mit erhöhtem Rissvorkommen gebe, die durch Herdenschutzmaßnahmen zumutbar gesichert waren, könne nach Erhalt der Abschussgenehmigung 21 Tage lang im Umkreis von 1.000 Metern um die Weide ein Wolf geschossen werden. Hierfür müsse nicht mehr das Ergebnis eines DNA-Tests abgewartet werden muss. Das Bundesumweltministerium strebt zur Umsetzung des Vorschlags einen Beschluss der Umweltministerkonferenz Ende November 2023 an.

Der Deutsche Jagdverband begrüßt den Vorschlag als „kleinen“ Schritt in die richtige Richtung. Es sei allerdings bestenfalls ein Wolfsrissmanagement und kein regional differenziertes Bestandsmanagement. Der DJV widerspricht damit Umweltministerin Steffi Lemke vehement und fordert weiterhin die Umsetzung des Koalitionsvertrags. Steffi Lemke müsse den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes für die atlantische und die kontinentale biogeografische Region umgehend nach Brüssel melden. Weiterhin fordert der Dachverband der Jäger die Herabstufung des Schutzstatus für den Wolf auf europäischer Ebene von Anhang 4 zu 5. Das ermögliche den Mitgliedstaaten mehr Spielräume im Management. Eine Einzelfallgenehmigung für den Abschuss von Wölfen sei dann – entgegen der Aussage von Bundesministerin Lemke – nicht mehr notwendig.

Und auch die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, bezeichnen die Vorschläge als billiges Ablenkungsmanöver von Ministerin Lemke. „Nach wie vor verweigert Lemke die dringend notwendige Übernahme des Artikels 16 (1) der FFH-Richtlinie in das deutsche Naturschutzrecht, wodurch Wölfe in der Nähe von Siedlungen und Viehweiden grundsätzlich geschossen und auch darüber hinaus jagdlich reguliert werden könnten“, kommentierte Marco Hintze, stellvertretender Bundessprecher der FREIEN BAUERN. Statt wie in Schweden eine verträgliche Populationsgröße festzulegen, die nicht überschritten werden dürfe, solle nach Lemkes Vorstellungen der Abschuss einzelner Wölfe nach wie vor an zahlreiche Bedingungen geknüpft bleiben.

Kritik gegen die neue Wolfsstrategie des Umweltministeriums auch aus der Politik. „Für die Weidetierhalter in Deutschland sind die heutigen Ankündigungen von Frau Bundesministerin Lemke eine herbe Enttäuschung. Anstatt endlich Vorschläge für ein „regional differenziertes Bestandsmanagement“ zu machen, wie es die Ampelparteien in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich vereinbart haben, beschränkt sich die Ministerin auf wohlmeinende Ratschläge an die Länder zu einem schnellen Abschuss von übergriffigen Wölfen in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen“, so der für den Herdenschutz zuständige Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Jürgen Thies. Einer Regulierung der Wolfsbestände ohne konkreten Rissanlass habe die Ministerin hingegen eine kategorische Absage erteilt, womit sie weit hinter den Forderungen der Unionsfraktion, aber auch der FDP nach einem sofortigen Bestandsmanagement zurückbleibe.

fh

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