REHWILDJAGD
„Für Rehe braucht es keinen Abschussplan mehr“, ist eine inzwischen weit verbreitete Meinung. Gerät danach alles aus den Fugen oder wie reagiert die kleine Hirschart auf eine planlose Bejagung? Dr. HUBERT ZEILER hat sich mit diesem Thema beschäftigt.
In der Schweiz gab es bereits in den 1970er-Jahren ausgesprochen viel Forschung über das Rehwild. Bekannt waren dabei die Arbeiten aus dem Zizerser Feld bei Landquart im Churer Rheintal. Das Untersuchungsgebiet umfasste 170 Hektar. Es wird landwirtschaftlich intensiv genutzt, die Deckung schwankt dort zwischen Sommer und Winter sehr stark. Zeitweise waren fast drei Viertel der Rehe markiert. Die Schweizer konnten den Bestand in dem Feldrevier daher recht gut erfassen. Auf diesen 170 Hektar lebten im Durchschnitt knapp 60 Rehe, also 34 Stück je 100 Hektar. Im Frühjahrsbestand kamen rund 2,5 Geißen auf einen erwachsenen Bock. Es ging bei der Untersuchung vor allem um die Nachwuchsraten, und man wollte verstehen, wie und wodurch der Bestand reguliert wird.
Acht weibliche Stücke und nur ein Bock. Das ungleiche Geschlechterverhältnis sorgt für einen hohen Zuwachs.
Das Ergebnis: Durch einseitigen Jagddruck auf Böcke hatte man das Geschlechterverhältnis immer wieder zugunsten der weiblichen Stücke verschoben, wodurch die Nachwuchsrate anstieg. Bezogen auf den Gesamtbestand lag der Zuwachs bei 70 Prozent, oder anders gerechnet: bei durchschnittlich zwei Kitzen je führender Geiß. Der Zuwachs war also deutlich höher als auf Kalö (Anm. d. Red.: Ein Gut in Dänemark, auf dem man versuchte, einen Rehwildbestand auszurotten, um einen neuen zu begründen). Begrenzt wurde der Bestand aber – genauso wie dort – durch Mangel an Platz und Nahrungsangebot. Durch die ungleiche Bejagung von Böcken und Geißen verliefen die Überlebenskurven der Geschlechter sehr unterschiedlich. Während von 1 000 Geißen 247 fünf Jahre alt wurden – also rund ein Viertel – erreichten vom selben Ausgangsbestand gerade noch 25 Böcke dieses Alter. Auch die österreichischen Statistiken zeigen, dass während der vergangenen 50 Jahre immer deutlich mehr Böcke als Geißen erlegt wurden, obwohl es insgesamt mehr weibliches Rehwild gibt. Von 1 000 Rehkitzen lebten nach einem Jahr im Rheintal nur noch 432; der größte Teil der Verluste erfolgte in den ersten drei Lebensmonaten. Insgesamt kamen fast 1,6-mal mehr Kitze zu Tode, als man in allen übrigen Altersklassen zusammen auf der Jagd erlegte. Der Bestand regulierte sich zu einem guten Teil durch die hohe Kitzsterblichkeit selbst. Die Schweizer stellten
Zwei Kitze – Rehwild verfügt über eine außerordentliche Reproduktionsleistung.
Auseinandersetzungen zwischen Rehgeißen um bevorzugte Setzplätze fest. Die Rehe verteilten sich im Mai besonders weit im Revier. Schlechtere Streifgebiete wurden dabei oft durch Straßen oder durch eine Bahnlinie getrennt. Es kam dort häufiger zu Unfällen. Die Jagd stellte am Zizerser Feld nur eine Verlustursache dar, sie regulierte aber den Rehbestand nicht nachhaltig, weil sie nicht ausreichend in die Jugendklasse eingriff und man hauptsächlich territoriale Böcke erlegte. Dass Rehwild sogar in der Lage ist, den gesamten Ausfall beim Nachwuchs eines Jahres trotz starker Bejagung
vollkommen auszugleichen, war eines jener Ergebnisse, die schon damals für Verwunderung sorgten. Im Jahr 1977 kamen am Zizerser Feld nachweislich 53 Kitze ums Leben, im Herbst wurden zusätzlich 30 Rehe erlegt. Dennoch wurden im Jahr darauf diese Ausfälle durch hohe Nachwuchsraten wieder wettgemacht. Aufgrund des Geißenüberhanges erreichte der Bestand im Winter bereits wieder das langjährig durchschnittliche Niveau. Insgesamt blieb der Rehwildbestand im Untersuchungszeitraum von vier Jahren stabil.
Wer durch die Jagd regulieren und gleichzeitig den Verbiss der Waldverjüngung vermindern will, kann dies nur erreichen, wenn er den Bestand unter dem Fassungsvermögen des Lebensraumes hält. Eine traditionelle, eher zurückhaltende Bejagung reguliert die Bestände in der Regel nicht. Das zeigte auch der deutsche Wildbiologe Dr. Manfred Pegel an den Rehen im Borgerhau in Baden-Württemberg. Pegel stellte fest, dass vor allem bei zurückhaltender Geißenbejagung ein Rehbestand nicht durch die Jagd begrenzt wird, sondern sich selbst reguliert. Die Abwanderung war in seinem bejagten Bestand ebenso der mit Abstand bedeutendste Regulierungsfaktor. Dr. Christoph Stubbe wies statistisch nach, dass mit zunehmender Rehwilddichte die Zahl des Fallwildes steigt. Eine Reihe von Untersuchungen zeigt, dass die von Bestandesdichte und Umweltverhältnissen abhängige Sterblichkeitsrate bei Rehkitzen bis zu einem Alter von acht Monaten bei 30 bis 50 Prozent aller Kitze liegt; eine herkömmliche Bejagung beeinflusst sie nur unbedeutend. Der durch die Jagd nutzbare Zuwachs wird durch andere Faktoren beträchtlich gesenkt.
Bezogen auf den gesamten Bestand stellt Stubbe fest: Vom gesamten Abgang fallen in der Regel nur etwa 60 Prozent auf die Jagd, bis zu 40 Prozent gehen auf Kosten anderer Todesursachen. In Österreich beträgt der Fallwildanteil, bezogen auf den Gesamtabgang im Durchschnitt der vergangenen dreißig Jahre, knapp mehr als 20 Prozent – 80 Prozent werden erlegt. Tatsächlich dürfte der Fallwildanteil aber weit höher sein. Der Wiener Wildbiologe Dr. Fritz Reimoser errechnete aufgrund von Rehwildmarkierungen in Niederösterreich einen Anteil von 56 Prozent Fallwild zu 44 Prozent erlegten Rehen. Auch er schließt aus diesen Ergebnissen, dass die Jagd nur einen Teil des Zuwachses abschöpft und somit nur einer von vielen Faktoren ist, durch den die Rehwildbestände reguliert werden.
Wird ein Alter Bock erlegt, folgt oft ein jüngerer nach, der das neue Territorium ausgiebig markiert.
Was sollen wir dem Rehwildbestand entnehmen? Während man sich bei Rotwild, Gams oder Steinwild darüber einig ist, dass Altersklassen wichtig sind und deutliche Rangunterschiede beim männlichen Wild zum Wohlbefinden beitragen, stellt man dies beim Reh nach wie vor in Frage. Allgemein gesagt: Durch einen ausreichenden Anteil an reifen, ranghohen männlichen Stücken werden zunächst schlicht und einfach unnötige Auseinandersetzungen vermieden. Ein ausreichender Anteil an alten Hirschen oder reifen Böcken wirkt sich aber auch günstig auf den gesamten Jahreszyklusder genannten Wildarten aus. Das reicht von der Brunft, über die Wintersterblichkeit bis zum Setzen, der Kondition von Nachwuchs und weiblichem Wild und schlussendlich sogar der Belastung des Lebensraumes. Je später im Jahr die Brunft stattfindet, umso wichtiger ist dies. Rehe brunften im Hochsommer. Ist bei dieser Wildart daher alles anders? Rehböcke verteidigen von April bis August Reviere. Bei einer geringen Dichte wird das Reviersystem zugunsten einer Rangordnung zwischen den Böcken aufgegeben. Durch Territorien schaffen Rehböcke Freiraum, um Geißen in der Brunft ungestört zu treiben. An ihrem Revier halten sie jahrelang fest. Ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen etablierten Revierinhabern sind
Natürliche Verluste werden im Rehwildbestand oft unterschätzt. Rund 40 Prozent der Kitze erreichen nicht das nächste Jahr. Die meisten fallen in den ersten drei Lebensmonaten.
selten. Das wäre demnach ein recht stabiles soziales System, würden wir nicht durch die Jagd für einen häufigen Wechsel der Revierbesitzer sorgen – nämlich dann, wenn wir keinen Bock mehr wirklich alt werden lassen. Der kanadische Wildbiologe Dr. A. B. Bubenik hat einst zur Bedeutung der Sozialstruktur beim heimischen Schalenwild gemeint: Hauptsache ist, dass das Verhältnis zwischen den Halbstarken und Reifen ausgewogen ist.
Geht es um das Wohlbefinden des Wildes, dann schließe ich dabei auch das Reh als das vielleicht sensibelste heimische Schalenwild voll mit ein! Abschussrichtlinien können deshalb trotzdem einfach sein. Vor allem, weil das Alter gerade bei mehrjährigen Rehen schwer anzusprechen ist. Viele Reviere zeigen, dass man Rehwild auch bei einer Einteilung nach Kitzen, Einjährigen und älteren Stücken ausgewogen bejagen kann.
Gibt es zusätzlich eine Mittelklasse bei den Böcken, dann möchte man in der Regel damit vermitteln, dass Wert auf einen Aufbau nach Altersklassen gelegt werden soll. Sanktioniert werden Abschüsse, die nicht in die vorgegebene Klasse fallen, nirgends mehr. Wenn man sich mit Sozialklassen beim Schalenwild auseinandersetzt, dann bleibt die ganze Diskussion in der Regel an der Unterscheidung zwischen Mittelklasse und Reifeklasse beim männlichen Wild hängen
Das Alter bei mehrjährigen Böcke ist schwer einzuschätzen. Bei der Abschussplanung sollte nur zwischen Jährlingen und Mehrjährigen unterschieden werden.
– und zwar bei allen heimischen Schalenwildarten. Im Kern geht es dabei immer wieder um die Frage: Brauchen wir eine Unterscheidung zwischen „Halbstarken“ und „Reifen“ beim männlichen Wild? Führt man den Abschuss beim Reh nach der Drittelparität aus, das heißt, man schießt jeweils ein Drittel Böcke, Geißen und Kitze, dann wird schnell deutlich worüber hier eigentlich immer wieder diskutiert wird. Bei den Böcken sollte ungefähr die Hälfte Jährlinge erlegt werden, damit entfallen vom Gesamtabschuss rund 16 Prozent auf die erwachsenen Böcke. Will man den Bestand vermindern, dann lenkt der Hinweis auf fehlende Freiheit aufgrund zu strikter Vorschriften zudem von der Tatsache ab, dass eine Verminderung nur über das weibliche Wild und die Jugendklasse führt. Wir können das Alter nicht erkennen. Wahrscheinlich spielt die Altersstruktur beim Reh aber ohnehin keine Rolle, deswegen kann man beim Reh auch kaum einen Fehler machen.
Da wird gern einiges vermischt. Nur, weil wir das Alter schwer ansprechen können, heißt das nicht, dass es keine Rolle für einen Rehwildbestand spielt. Entscheidend ist es, biologische Grundlagen von Wünschen, Zielen und Fähigkeiten heutiger Jäger zu trennen. Ergänzend sei gesagt: Je weniger tatsächlich alte Rehe es gibt, desto
schwerer wird das Ansprechen. Das gilt besonders für Bestände, in denen kaum ein Reh älter als vier oder fünf Jahre wird. Es kommt beim Alter nicht auf das Jahr an, sondern es geht um Reifeklassen. Man könnte nun einwenden, dass auch Zwei jährige bereits territorial sind, ihr Fortpflanzungserfolg gleich hoch sein kann, wie derjenige älterer Böcke.
Wozu also über das Alter von Rehböcken nachdenken? Zunächst ganz einfach schon einmal deshalb, weil Böcke zehn Jahre und älter werden können. Erwachsene Rehe halten ziemlich treu an ihren Streifgebieten fest, und wir stören über die Jagd ein recht stabiles Sozialsystem andauernd, wenn wir dafür sorgen, dass Territorien alljährlich oder zumindest alle zwei Jahre neu besetzt werden. Rehe sind zwar flexibel, und sie kommen mit Umweltveränderungen gut zurecht, dennoch bin ich überzeugt, dass wir gerade das Fortpflanzungssystem unserer häufigsten Schalenwildart noch zu wenig verstehen. Frage: Wenn Geißen den Bock auswählen – wovon man ausgehen kann – was macht dann einen „guten“ Rehbock tatsächlich aus? Antwort: Unter Umständen, dass er sich über Jahre als Revierbesitzer behaupten und gegen Rivalen durchsetzen kann.
Man hat versucht zu zeigen, dass es ohnehin keine Rolle spielt, ob man anspricht oder nicht, am Ende kommt man sowohl bei Zahlabschuss als auch bei Wahlabschuss auf die gleiche Altersstruktur der Strecke. Als Jäger kann ich mir bis heute nicht wirklich gut vorstellen, wie diese Ergebnisse einwandfrei und vor allem wissenschaftlich nachvollziehbar erreicht worden sein sollten. Niemand wird seine Büchse nehmen, ins Revier gehen und das erste Reh schießen, das ihm über den Weg läuft. Ob bei herbstlicher Treibjagd mit Schrot (in der Schweiz), bei der Blattjagd im Hochsommer, bei der Jagd auf Jährlinge oder auf Geißen und Kitze: Man wird vorher ansprechen und sich dann jeweils entscheiden, ob man das Stück erlegt oder nicht.
Auch wenn also da und dort das Motto „Zahl vor Wahl“ hinaustrompetet wird – wahllos schießt hoffentlich niemand! Gemeint ist dabei eigentlich, dass ein akribischer Wahlabschuss beim Rehwild wenig bringt. Nachdem aber nicht in jedem Revier das Wild schadens thema brennt und ebenso nicht überall die Bestände maßlos anwachsen, besteht auch nicht allenthalben Anlass, stur nach „Zahl vor Wahl“ vorzugehen. Wo dies nicht der Fall ist und der Zuwachs nicht durch Fütterung künstlich angekurbelt wird, gehört für mich zur Freude an der Rehwildjagd die Freiheit, sich auszusuchen, wie man jagt. Selbst Beispiele, die zeigen, dass einem Bestand viel mehr entnommen werden kann, als dies in der Vergangenheit der Fall war, sind dabei nicht unbedingt richtungweisend – solange eben dieser Bestand in Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten steht.
Wo hingegen Schalenwildbestände effektiv reguliert werden müssen, wird man mehr Wert auf Strecke und Stückzahl legen. Deshalb ist es aber nicht notwendig, hier die eine oder andere jagdliche Weltanschauung zum Dogma zu erheben. Und die Frage „Zahl oder Wahl?“ hat zumindest zeitweise fast eine philosophische Größenordnung erreicht. In der Praxis geht es nicht um ein Entweder- Oder, sondern in aller Regel um ein Sowohl-als-auch. Während man bei der Jagd auf Kitze oder Geißen im Herbst recht flott eingreifen sollte, ist es nicht notwendig, im Frühjahr jeden Jährling „ohne Ansehung der Person“ zu erlegen. Während es Revierteile gibt, wo ich die eine Geiß schone, die alljährlich gute Kitze setzt, greife ich auf einer Verjüngungsfläche, wo Mischbaumarten aufkommen sollen, eher zu.
Wenn ich alte reife Böcke möchte, werde ich nicht jeden Drei- bis Vierjährigen erlegen – was allein schon im Hinblick auf das Sozial system der Rehe geschehen sollte. Ich habe es als Jäger in der Hand, ob es ein stabiles Reviersystem bei den Böcken gibt oder einen schnellen alljährlichen Umtrieb, wo jedes Jahr die Revierbesitzer wechseln. Eine ganze Reihe von Beispielen zeigt, dass es durchaus lohnt, wenn man sich ein wenig Gedanken
über das Sozialsystem und den Altersklassenaufbau bei Rehen macht und nicht einfach nur Abschusszahlen hinterherjagt. Gedanken kann man sich zum Beispiel im Zusammenhang mit
Fege schäden machen. Für diese sind sehr häufig besonders Zweijährige verantwortlich, die ein Revier übernehmen. Wenn ich keinen Bock alt
Rehwildabschuss im Herbst. Der Eingriff sollte so früh wie möglich beginnen.
werden lasse, gibt es häufige Revierwechsel. Das heißt: Jeder neue Reviernachfolger markiert sein Territorium ausgiebig. Die simple Formel „Jedes Stück, das fällt, kann keinen Schaden anrichten“ funktioniert also beim Schalenwild ganz sicher nicht. Beim Rehwild kann „Zahl vor Wahl“ sogar dazu führen, dass der Zuwachs deutlich steigt.
Der deutsche Berufsjäger und Autor Bruno Hespeler hat dies sehr anschaulich im Allgäu gezeigt. Als er sein Revier 1970 übernahm, wurde dort ein Reh auf 100 Hektar erlegt. Bis 1974 hob er den Abschuss auf 6,7 Stück Rehwild je 100 Hektar an. Nach vorherigen Schätzungen hätte er damit den Bestand eigentlich bereits ausgerottet haben sollen. Der Zuwachs machte den Abgang jedoch leicht wieder wett, im Winter gab es deutlich weniger Fallwild. Nachdem auch die Nachbarn den Abschuss anhoben, werden es nicht nur zugewanderte Rehe gewesen sein, die den Bestand aufrechterhalten haben. Was Hespeler vorzeigte, wird heute vielerorts gemacht: Wir schöpfen mehr ab. Gleichzeitig hat er damit aber auch den Bestand aus einer mehr oder weniger stabilen Phase mit einer geringen Zuwachsrate in eine Pionierphase zurückversetzt, was heute in vielen Revieren geschieht. Wie erwähnt, sindRehgeißen sehr anpassungsfähig, wenn es um Zuwachsraten geht. Die Anhebung der Strecken ist beim Rehwild also nicht immer zwangsläufig mit einer Bestandesreduktion verbunden. In Beständen mit kurzem Umtrieb gibt es in der Regel deutlich mehr Jungwild – die Basis der Bestandespyramide ist breit –, deshalb wird dann oft noch zusätzlich verstärkt in die Mittelklasse beim männlichen Wild eingegriffen. Böcke werden nicht alt. Bringt man den Bestand aus einer stabilen Phase in eine dynamische, dann sind Profis gefordert, die regelmäßig stark eingreifen. Gibt man nicht Acht, dann führt dies neben mehr Jungwild oft auch rasch zu einem Überhang beim weiblichen Wild und damit zu noch mehr Nachwuchs, der dann häufig auch in schlechter Verfassung ist. Weder der Jäger noch der Waldbauer werden damit zufrieden sein.
Auf die Frage: „Was soll man aber jetzt erlegen?“ hat Herzog Albrecht von Bayern geantwortet: „Vor allem genug!“ Schon beim Jährling, meint er, solle man sich angewöhnen, vom Geweih wegzuschauen und den Körper und Gesundheitszustand als Erstes zu sehen; erst danach solle man auf das schauen, was der Bock auf dem Kopf hat. Als Faustformel gab der Herzog an, dass der Gesamtabschuss rund die Hälfte bis zwei Drittel an Kitzen und Jahrlingen beiderlei Geschlechts zählen sollte (siehe Grafik Seite 22).