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Kindertage

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AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Im Mai und im Juni dreht sich im Revier viel um den Nachwuchs, auch um den menschlichen. Heiko Hornung hat die Zweibeiner geführt, beobachtet und mit ihnen Vierbeiner gesucht.

„Da ist ein Hund“, ruft die kleine Leonie und rast auf mich zu. Ich stehe schon seit ein paar Minuten im Hasenbachtal und warte auf die große Wanderkorona, die unser Förster
Volker Stockenhofen anführt. Ihre Ankunft ist kaum zu überhören. 70 Kinder mit ihren Eltern und Großeltern nehmen an dem Kindertag im Testrevier teil. Erst gibt es eine kleine Wanderung, bei der der Förster und der Jäger etwas über den Wald und das Wild erzählen. Der Abschluss der Tour findet an der Grillhütte im Revier statt. Dort hat der Förderverein der Kindertagesstätte unseres Nachbarortes Holzhausen Kaffee und Kuchen sowie Leckereien vom Grill vorbereitet. Die Kinder wuseln natürlich rund um die rollende Waldschule der Kreisgruppe Rhein-Lahn, und die Jägerinnen und Jäger haben einiges zu tun, um die vielen Fragen der Knirpse und auch der Erwachsenen zu beantworten. „Was ist das? Und das?“, krähte es immer wieder herüber. Brandlbracke „Daisy“, die ich an der Seite führe, schaut wegen der vielen Kuschel-Sympathie-Attacken schon ganz unglücklich.

Knapp drei Wochen später spielten wieder Kinder eine wichtige Rolle im Testrevier. Der erste Grasschnitt war schon früh im Mai erfolgt. Der ortsansässige Milchbauer brauchte
dringend Futter. Das Gras war damals aber noch nicht hoch, sodass die Geißen ihre Kitze nicht in die Wiesen abgelegt hatten. Wir hatten dementsprechend keine Mähverluste und fanden nur eine Geiß, die offenbar beim Setzen eingegangen war. Doch einen Monat später sah es anders aus. Die meisten Kitze dürften Mitte bis Ende Mai gesetzt worden sein, aber auch im Juni beobachteten wir noch Setzakte. Als rund um Johanni (24. Juni) das Thermometer dauerhaft über 30 Grad kletterte, begann die Heuernte. Da einige Landwirte mit Lohnschneidern arbeiten, war plötzlich Hektik angesagt. Erst hieß es: „Wir mähen morgen!“ Dann: „Nein, heute!“ Da blieb uns nichts anders übrig, als in aller Schnelle vor dem Mäher mit dem Hund durch die Wiesen zu gehen, um zu retten, was noch zu retten war. Ein Wettlauf mit dem Tod. Landwirt Stefan Eckert, dem das zu mähende Grünland gehört, war das bewusst. Er lehnte sich mit der Meldung des neuen Mähtermins nicht zurück, sondern reihte sich mit seiner ganzen Familie in die Kette der Sucher ein. Viele Kitze waren bereits so mobil, dass sie die Wiese durch Flucht verließen. Doch auf einmal steht die elfjährige Stella und ruft: „Da liegt eins!“ Vorsichtig hoben Vater und Tochter das wenige Tage alte Rehkitz mit Gras auf und setzten es in den nahen Wald. Dort tritt
seit geraumer Zeit eine Geiß unruhig hin und her. Die Kinder sind glücklich, ein kleines Leben vor den scharfen Messern des Kreiselmähers gerettet zu haben, und sind auch in den Folgetagen noch eifrig bei der Suche dabei.

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