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Einschiessen im Revier

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Einschiessen im Revier

EINSCHIESSEN IM REVIER
Nicht immer besteht die Möglichkeit, „auf die Schnelle“ einen Schießstand aufzusuchen. Claudia Elbing und Michael Schmid zeigen, wie man die Büchse sicher und präzise im Revier kontrolliert und einschießt.

Endlich auf der Hütte. Schon lange freuen wir uns auf das verlängerte Pfingstwochenende und die Bockjagd im Hochschwarzwald. Umarmung, Händeschütteln. Die Hunde toben vor lauter Wiedersehensfreude wie toll zwischen unseren Beinen. Ein Rumpler, und die Rasselbande stößt meine nachlässig an den Türrahmen gelehnte Büchse um. Im dünnen Revierfutteral verpackt, kullert die Mauser über acht Natursteinstufen auf den Vorplatz. „Das war’s dann wohl – Jagd vorbei“, ist mein erster Gedanke. Ein Blick auf den Repetierer – zumindest oberflächlich scheint alles in Ordnung. Zurück bleibt trotzdem ein ungutes Gefühl. Der nächste Schießstand hat über die Feiertage geschlossen, eine Ersatzwaffe steht nicht zur Verfügung. Das Bundeswaffengesetz erlaubt seit 2003 neben der Kontrolle auch das Einschießen im Revier (§ 13 Abs. 6). Der Gesetzestext bezieht sich auf den Pächter beziehungsweise den Revierinhaber. Er kann die Befugnis auf seine Jagderlaubnisscheininhaber und Gäste übertragen.

Da unsere Kulturlandschaft dicht besiedelt ist, muss in den meisten Revieren fast überall und zu jeder Tageszeit mit sensiblen Naturbesuchern gerechnet werden. Deshalb ist zum Einschießen ein geeigneter Schießstand dem Revier vorzuziehen. Scheidet dies, wie im geschilderten Fall, aus, stehen Sicherheit und minimale Lärmemission an erster Stelle. Bei der Ortswahl gilt die Devise: Je weiter weg von Siedlungen und Erholungsschwerpunkten, umso besser. Dauerlärmquellen, wie etwa Steinbrüche, Autobahnen und Zugtrassen, helfen, den Schussknall zu kaschieren. Lärmmindernd wirken sich natürliche Schallschutzmauern (Hecken, Waldränder, Hügel oder Taleinschnitte) aus. Beachtet man die Hauptwindrichtung, kann man den Schalldruck lenken.

Um Unfälle zu vermeiden, ist übersichtliches Gelände unerlässlich. Am besten eignen sich landwirtschaftliche Flächen, Heiden, Waldwiesen und verjüngungsarmer Hochwald. Je nach Situation behalten ein oder mehrere Personen das „Zielgebiet“ im Auge. Der Schütze kann sich so voll auf die Schussabgabe konzentrieren. Bei Gefährdung kann der Schießbetrieb durch Zuruf oder Funk schnell eingestellt werden. Keine Kompromisse gibt es beim Kugelfang. Hanglagen, Erdwälle und Böschungen mit gesteinsarmem Boden bremsen ein Projektil zuverlässig. In ebenem Gelände empfiehlt sich der Schuss vom Hochsitz.
Hier sollte der Abgangswinkel von 15 Grad nicht überschritten werden (Winkelschuss). Noch mehr Sicherheit bietet eine im Revier angelegte Behelfsschießbahn. Sandgefüllte Kunststofftonnen sind hier bestens geeignet. Gut verblendet fallen sie im Gelände kaum auf. Mit Laser oder Maßband exakt auf die gewünschte Distanz eingemessen (50 m, 100 m, 200 m), dienen sie als Ziel und Kugelfang. Selbst kräftige Kaliber und stabile Geschosse bleiben in der 100 Meter entfernten Sandtonne stecken. Trotzdem sollte auch
hier die Flugbahn kalkuliert im Erdreich enden (Fehl- oder Durchschüsse). Die Schussabgabe erfolgt immer in Richtung unbebautes Land (Mindestabstand zu Siedlungen: vier Kilometer).

Als Ziel genügt zur Not eine leere Cornflakes-Packung. Deutlich besser geeignet sind spezielle Schießscheiben. Entscheidend ist die Sichtbarkeit des Treffers auf weite Entfernung. Bewährt hat sich ein DIN-A4-Format mit Zentimetereinteilung, Zielquadrat und GEE-Hilfslinie. Über die Zieloptik lassen sich Treffer auf dem strukturarmen Papier einfach lokalisieren, die Karos erleichtern die Zielfernrohr-Justage. Noch besser sind Einschläge auf „Fieldtargets“ zu erkennen (etwa Birchwood: Dirty-Bird, ShootNC). Hier blättert rund um das Einschussloch die Farbe ab. Eine gute und preiswerte Lösung bietet sich im Zusammenhang mit den Kunststofftonnen an: Einfach die Oberfläche mit Forstfarbe besprühen und abtrocknen lassen. Auch hier löst sich rund um den Treffer der Lack.
Grundsätzlich hilfreich ist ein hochvergrößerndes Spektiv. Beim Kontroll- und Einschießen geht es ausschließlich um das technische Zusammenspiel von Optik und Waffe. Zielfehler sind soweit als möglich auszuschließen. Wichtig ist eine stabile Schießposition (liegend oder sitzend, Körper und Ellbogen abgestützt). Als Hilfsmittel können Anschießtisch, Sandsack, Benchrest-Auflage mit Ohrensäckchen (Kolbenfixierung) oder ein Zweibein (Harris, Versapod) dienen. Je nach Hochsitzbauweise nutzt man zum Abstützen der Ellbogen eine zusätzliche Latte. Um die Büchse zeitsparend und mit geringer Lärmemission zu kontrollieren/einzuschießen, ist die Zahl der abzugebenden Schüsse auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.


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