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Gelbe Kehle – Rote Liste?

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Baummarder in Deutschland:
Jagdpolitisch umstritten ist er, geheimnisvoll und selbst in vielen Revieren, wo er in relativ hoher Zahl vorkommt, kaum bekannt. Es geht um den Baummarder, den Edelmarder, das Gelbkehlchen. Extrem heimlich ist er, und deshalb kaum zu beobachten. Doch ist er deshalb nicht selten, geschweige denn bedroht – und auch laut Expertenmeinung keinesfalls ein Fall für die Rote Liste.

 

Durch seine exzellente Kletterfähigkeit erschließt sich dem Baummarder Nahrungsressourcen die anderen Raubtieren verschlossen bleiben

Mit Beginn der Nacht geht er auf Raub aus und stellt nun allen Geschöpfen nach, von denen er glaubt, sie bezwingen zu können. Vom Rehkälbchen und Hasen herab bis zur Maus ist kein Säugethier vor ihm sicher… Ebenso verderblich wie unter den Säugethieren haust der Edelmarder auch unter den Vögeln. Alle Hühnerarten, die bei uns leben, haben in ihm einen furchtbaren Feind… So wird er der gesamten kleinen Thierwelt wahrhaft verderblich, und ist deshalb fast mehr gefürchtet, als jedes andere Raubthier.“ So beschreibt Dr. A. E. Brehm den Baummarder noch in der 1883 erschienenen zweiten Auflage seines legendären „Thierlebens“.

Wie bei jedem anderen Raubtier auch, hat sich unsere Einstellung zum Baummarder heute grundlegend gewandelt. Das Bild der blutrünstigen Bestie wurde entzerrt. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben Licht in das vorwiegend nächtliche Leben des Edelmarders gebracht, und die ehedem übliche Unterscheidung in Nützlinge und Schädlinge gehört ohnehin der Vergangenheit an. Objektivität und Nüchternheit, gepaart mit einer wissenschaftlich fundierten Argumentation sind gefragt, wenn es um das künftige Management von Raubtieren geht.

Noch immer gilt der Baummarder in Mitteleuropa im allgemeinen als ausgesprochener Waldbewohner. Auch wenn die ehemalige Ansicht, dass sein Vorkommen ausnahmslos an große, zusammenhängende Waldbestände gebunden sei, inzwischen revidiert werden musste. Denn schon seit Jahren werden Baummarder auch in kleineren Waldungen, Feldgehölzen und teilweise in unmittelbarer Nähe menschlicher Siedlungen beobachtet und gefangen. Dennoch hat er den Schritt zum Kulturfolger im herkömmlichen Sinne bisher (noch?) nicht vollzogen – ganz im Gegensatz zum Steinmarder. Ob er es jemals tut, sei dahin gestellt. Durch die Besiedlung halboffener Agrarlandschaften aber sollte die bisherige Einordnung des Baummarders in die typischen Kulturflüchter zumindest überdacht werden.

Nahrungsgeneralisten und -opportunisten

Wie sich die Habitatwahl des Baummarders in Mitteleuropa weiter entwickelt, bleibt offen. Denn die Fähigkeit der Art, sich an unterschiedliche Lebensräume anzupassen, scheint offenbar deutlich weiter gefasst zu sein, als bisher vermutet. So fand der amerikanische Wildbiologe Anthony P. Clevenger im Rahmen seiner Untersuchungen auf Menorca (Balearen) keinen deutlichen Unterschied in der Nutzung bewaldeter und unbewaldeter Lebensraumausschnitte. Die Baummarder nutzen auf der Mittelmeerinsel die Kiefern-Eichenwälder ebenso wie die unbewaldeten, strauchigen Küstenregionen, was Clevenger auf die dortige, relativ hohe Dichte an Kleinsäugern zurückführt.

Baummarder sind Nahrungsgeneralisten und -opportunisten. Sie passen sich dem – je nach Lebensraum – vorkommenden Beutespektrum an und nehmen das, was sie bei möglichst geringem Energieverbrauch erreichen und hinsichtlich ihrer Energiebilanz gewinnbringend nutzen können. Die größten erbeuteten Säugetiere sind Hasen und junge Rehkitze, die befiederten Beutetiere erreichen Fasanen- und Rauhfußhuhngröße. Dort, wo in ausreichend hoher Zahl verfügbar, spielen Kleinsäuger stets eine dominierende Rolle auf dem Speiseplan des Edelmarders. Hinzu kommen verschiedene pflanzliche Komponenten, die meist in Form von Baum- und Strauchfrüchten, Obst und Beeren gefressen werden.

Insgesamt gesehen variiert die Zusammensetzung lebensraum- und jahreszeitabhängig in hohem Maße. Diese nahrungsökologische Flexibilität spricht ebenfalls für die mögliche Eroberung bisher nicht oder kaum genutzter Ausschnitte unserer Kulturlandschaft. Die alte, auch unter Jägern weit verbreitete Meinung, dass der Baummarder vornehmlich „kletternd auf Bäumen“ leben würde, ist längst widerlegt. Die Tatsache, dass er in seinen Kletterkünsten von keinem anderen heimischen Raubtier übertroffen wird, bleibt davon unberührt. Doch auch der Beutefang des vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiven Baummarders geschieht überwiegend auf dem Boden.

Völlige Aufhebung der Jagdzeit auf den Baummarder

Ebenso unzutreffend ist die sich hartnäckig haltende Meinung, dass sich Gelbkehlchen in erster Linie von Eichhörnchen ernähren würde. Denn dann wäre der Baummarder hier und da, zumindest in Deutschland, wohl tatsächlich bedroht – so, wie es etliche Naturschutzverbände und auch das Bündnis 90/Die Grünen der Öffentlichkeit suggerieren wollen. Am Ende ihrer Gedanken steht – wie könnte es anders sein – die völlige Aufhebung der Jagdzeit auf den Baummarder.

Die zahlenmäßige Erfassung von Baummarderpopulationen ist – wie bei allen Marderarten – methodisch sehr schwierig, außerordentlich zeitintensiv und im Sinne eines langfristigen Monitorings folglich kaum finanzierbar. Folgerichtig liegen derartige Erfassungen zum Baummarder in Deutschland und anderswo kaum beziehungsweise nicht vor. Steigende Jagdstrecken, trotz einer großräumig extensivierten Bejagung, und die Besiedlung ehedem nicht genutzter Lebensräume sprechen allerdings deutlich gegen eine Bedrohung, geschweige denn für einen Rückgang des Edelmarders in Deutschland.

Die oft zitierte „relative Seltenheit“ des Baummarders ist demzufolge eher ein Erfassungsproblem, als tatsächlicher Ausdruck niedriger oder abnehmender Populationszahlen. Folgerichtig zeigt auch eine aktuelle Untersuchung aus Schleswig-Holstein – dem waldärmsten Land der Bundesrepublik(!) – durchgeführt von Daniel Hoffmann, Mitarbeiter des Instituts für Biogeografie der Uni Trier, Außenstelle Kiel, (s. Interview) einen deutlichen exponentiellen Aufwärtstrend der Baummarderpopulationen im Zeitraum von 1982 bis 1999. Wagt man den Blick über Deutschlands Grenzen, spricht auch dort nichts für eine Bedrohung oder rückläufige Populationen des Baummarders. Dies gilt zum Beispiel für Tschechien und Skandinavien (Schweden und Norwegen), wo die Ergebnisse des schwedischen Wildbiologen J.-O. Helldin die signifikant ansteigende Populationstrends seit 1980 zu Tage brachten.

Nadelwälder mit einem relativ hohen Altholzanteil

In sämtlichen Arbeiten zur Lebensraumwahl werden darüber hinaus strukturreiche Laub-, Misch- oder Nadelwälder mit einem relativ hohen Altholzanteil als bevorzugte Baummarderhabitate beschrieben. Die forstwirtschaftliche Abkehr von der Kahlschlagswirtschaft und monotonen Nadelholzreinbeständen kommt den Ansprüchen des Edelmarders an den Lebensraum Wald also zweifelsohne entgegen. Ein weiteres Kriterium, das ebenfalls für ansteigende Populationen und die weitere Ausbreitung des Waldmarders in Deutschland spricht.

Beschneidung der Jagd in Deutschland

Schlussendlich gibt es also kein stichhaltiges Argument für eine ganzjährige Schonzeit des Gelbkehlchens. Nichts spricht gegen eine weitere jagdliche Nutzung! Den vehementen Befürwortern einer solchen Vollschonung sei deshalb an dieser Stelle ein intensives Literaturstudium empfohlen. Bei weiterem Nachdenken könnte man allerdings darauf kommen, dass es den betreffenden Naturschutzverbänden sowie Bündnis 90/Die Grünen (wieder einmal) weniger um eine stichhaltige Argumentation als vielmehr um eine weitere, rein ideologisch begründete Beschneidung der Jagd in Deutschland geht. Und last but not least könnte oder müsste mit einer ganzjährigen Schonzeit des Baummarders (konsequenterweise) auch die Jagd auf den Steinmarder, zumindest mit der Falle, kippen. Den genannten Jagdgegnern allerdings solche Ziele zu unterstellen, wäre schon boshaft – oder…?

Holzstösse, alte Greif- und Rabenvogelhorste sowie Baumhöhlen und mit unter größere Nistkästen gehören zu den bevorzugten Ruheplätzen des Edelmarders

 


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