Dem niedersächsischen Wolfsmanagement drohen die Wolfsberater abhanden zu kommen. Grund sind Anfeindungen der ehrenamtlich Tätigen aus der Bevölkerung.
Landesjagdverband-Präsident Helmut Dammann-Tamke mahnte die Politik, in Sachen Wolf über den Tag hinaus zu denken. (Foto: Markus Hölzel) |
Wie der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, auf dem Landesjägertag in Hitzacker am 8. Mai erklärte, stünden die ehrenamtlichen Wolfsberater teilweise erheblich unter Druck. Die Bevölkerung stelle zunehmend Fragen zum Wolf, die Akzeptanz drohe einzubrechen. Einige Wölfe seien eben nicht scheu, wie es immer wieder von „so genannten Wolfsexperten“ kolportiert werde. „Eine streunende Hauskatze hat ein ausgeprägteres Fluchtverhalten“, so Dammann-Tamke.
Die Wolfsberater stünden der sich bedroht fühlenden Bevölkerung gegenüber und würden dafür verantwortlich gemacht, dass der Wolf da sei. Die Konsequenz seien Schmähungen und tätliche Bedrohungen. Dies tue sich im Ehrenamt niemand an, so der Landesjagdverband-Präsident. Selbst engagierte Wolfsbefürworter würden mittlerweile auf abgelegenen Höfen das unbeaufsichtigte Spielen von Kindern abraten. „Dann fallen reihenweise die Klappen bei den Leuten“, veranschaulichte Dammann-Tamke.
Der der LJN-Präsident forderte die Politik auf, den Menschen Antworten zu geben und sich dabei der wildbiologischen Realität zu stellen. Man müsse nicht nur über den Status Quo mit derzeit fünf Wolfsrudeln in Niedersachsen, sondern auch über die künftige Entwicklung mit 40 Wolfsrudeln in wenigen Jahren sprechen. Andere europäische Länder würden hier sehr viel pragmatischer agieren, verdeutlichte Dammann-Tamke. Auch sei es überholt, von der „westpolnischen“ und der „ostpolnisch-baltischen Population“ zu sprechen. Diese seien bis auf 40 Kilometer aneinander heran gerückt, was bekanntlich für einen Wolf keine nennenswerte Distanz sei.
Die Population sei also gesichert und könne auch reguliert werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht zusammenbrechen zu lassen.
Der Weg müsse sein, den Wolf vom Anhang 4 der europäischen FFH-Richtlinie in Anhang 5 und danach ins Jagdrecht zu überführen. Erst dann sei eine Regulierung möglich, wie sie in anderen europäischen Ländern schon längst erfolge.
Dammann-Tamke sieht hier nicht so sehr das Problem bei der EU, sondern in erster Linie beim zuständigen Umweltministerium der derzeitigen Bundesregierung. „Im Moment hakt es vor allem auf Bundesebene“, sagte er. „Am Ende des Tages werden wir nicht umhin kommen, den Wolf zu regulieren.“ Bis sich bei einer rasant vermehrenden Beutegreiferpopulation wie der des Wolfs in einem Land wie Deutschland mit hohen Wild- und Nutztiervorkommen die Regulierung über das Beuteangebot greife, würden mehrere Hunderttausende Menschen zumindest in den ländlichen Räumen auf der Straße stehen, warnte Dammann-Tamke.
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mh