Neun der zwölf regionalen Jagdverbände von Mecklenburg-Vorpommern (MV) fordern, dass auf der nächsten Delegiertenversammlung des Landesjagdverbandes (LJV) im März dessen Präsidium komplett neu gewählt wird.
Auf Anregung des LJV-Präsidiums soll DJV-Präsident Dr. Böhnings Position beim LJV durch einen Vizepräsidenten zunächst übernommen werden.
Foto: Hans-Jörg Nagel
„Die (jagdfeindliche) Stellung des Präsidiums in dem Prozess zum Waldumbau sorgt in breiten Kreisen unserer Mitglieder für Unmut“, heißt es in einem Schreiben an LJV- und DJV-Präsident Dr. Volker Böhning von Mitte Januar wörtlich. Eine klare Positionierung des LJV zum Thema „Wald mit Wild“ werde nach wie vor vermisst. Ohne Neuorientierung würden möglicherweise „immer mehr Mitglieder das Vertrauen in den Verband verlieren“.
Die Kritik der Jagdverbände bezieht sich insbesondere auf die Zustimmung des LJV-Präsidiums Ende Oktober 2019 in einer Besprechung mit Landesforstanstalt und Waldbesitzerverband zur flächendeckenden Einführung von Mindestabschussplänen für Rot- und Damwild. Damit könnten Stücke der Altersklassen 0 und 1 sowie der weiblichen Altersklasse 2 auch ohne Beschluss der Hegegemeinschaften über die geplante Stückzahl hinaus erlegt werden. Zudem unterzeichnete der LJV im November 2019 Handlungsempfehlungen eines „Runden Tisches“, die in ein „ökologisches“ Landesjagdgesetz einfließen sollen. Der Reduktionsabschuss würde dann auch bis zu vierjährige Rothirsche, bis zu fünfjährige Muffelwidder und Rehböcke einbeziehen. Nach heftigen Protesten der Mitglieder zog der LJV seine Unterschrift zurück (WuH berichtete).
Für diese Zugeständnisse des Präsidiums, „die in wesentlichen Teilen nicht weidgerecht sind“ und gegen Grundsätze der Wildbiologie und Wildbewirtschaftung verstießen, gibt es nach Ansicht der neun Jagdverbände „keine Entschuldigung“. Zugleich weisen diese in ihrem Schreiben auf § 15 der LJV-Satzung hin, nach dem die besonders scharf kritisierten Vizepräsidenten Wilfried Röpert und Reinhard Hube auf der Delegiertenversammlung „wegen verlorenen Vertrauens der Mitglieder“ abgewählt werden könnten.
Weil der bisherige LJV-Präsident Dr. Böhning 2019 zum DJV-Präsidenten gewählt worden ist, hatte das erweiterte LJV-Präsidium angeregt, dass bis zur regulären Neuwahl des Präsidiums einer der Vizepräsidenten Böhnings Position übernehmen und ein neuer Vizepräsident kooptiert werden solle. Dreiviertel der Jagdverbände von MV machen jedoch nun gegen diesen Plan entschieden Front.
Die Geschäftsführerin des LJV MV, Kati Ebel, sagte auf WuH-Anfrage, dass für Freitag, den 24. Januar, eine Sitzung mit Vertretern der Jagdverbände anberaumt sei. Zuvor gebe es vom LJV keine Stellungnahme zu diesem Thema. roe