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Je früher, desto besser

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Jungfuchsbejagung:
„Jungfüchse am Bau schießen, das könnte ich nie!“ oder „Die sind doch noch so klein und niedlich“– niemand drängelt sich nach dieser Aufgabe. „Wir haben keine andere Wahl“, sagt Wildmeister Peter Engel und erklärt, wie und warum man dieRäuber von morgen effizient bejagen kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

 

Von Peter Engel

Kein „schönes“ jagdliches Handwerk: Das Erlegen von Jungfüchsen am Bau. Wenn wir jedoch unseren Auftrag als „Regulator“ ernst nehmen, kommen wir darum nicht herum. Würde mancher Jäger Reineke genau so intensiv bejagen wie manche Schalenwildart, dann würden unsere Streckenzahlen bei den Füchsen wahrscheinlich doppelt so hoch sein. Wie beim Schalenwild der massive Eingriff in die Jugendklasse gefordert wird, so muss es auch bei unseren Rotröcken heißen: „Jungfuchs vor Altfuchs.“ Deshalb ist es mit der reizvollen Winterjagd auf die roten Räuber, sei es beim Ansitz- oder der Bodenjagd, noch lange nicht getan.

In manchen Bundesländern darf höchstens ein Fuchs pro Falle gefangen werden

Gerade im Frühsommer muss man verstärkt nach dem Fuchs-Nachwuchs Ausschau halten. Dann sind die Welpen noch an den Mutterbau gebunden und das Bestätigen ist recht einfach. Mit der Flinte oder Büchse gelingt es jedoch nur selten, sämtliche Welpen zu erlegen. Denn die Fähe bringt bei Störungen den Rest des Gehecks schnell in Sicherheit. Die Chance, Familie Reineke dann noch einmal aufzuspüren, ist minimal. Deshalb sind Welpenfallen immer die bessere Wahl. Die Chance, das gesamte Geheck über Nacht „abzufischen“, ist sehr viel höher.

Mittlerweile gibt es mehrere Fallen-Typen für die Jungfuchsbejagung. Die bekanntesten sind die Eberswalder Jungfuchsfalle und die Welpenfalle nach Carius. Sie bestehen in der Regel aus verzinktem Casanetengeflecht mit Maschenweiten von 19×19 oder 25×50 Millimetern. Man kann diese wirkungsvollen Helfer aber auch nachbauen, zum Beispiel aus zwölf Millimeter starken Siebdruckplatten. Diese Falle ist dann allerdings deutlich schwerer und lässt sich nicht mehr so gut händeln. Dafür ist die Selbstgebaute erheblich stabiler und muss auch nicht mehr, wie die Drahtfalle, abgedeckt werden. Da die überwiegende Mehrzahl der Jäger eh im Besitz eines mehr oder weniger geländetauglichen Fahrzeuges ist, sollte der Aspekt des „Handlings“ als zweitrangig angesehen werden. Zwei bis maximal fünf Fallen je Geheckbau reichen aus, um den Nachwuchs zu fangen. Bei sehr großen Bauen mit vielen Röhren sollten die nicht mit Welpenfallen bestückten Ausgänge durch Stammabschnitte verschlossen werden.

Um die Welpenfallen möglichst effektiv einsetzen zu können, ist es sinnvoll, rechtzeitig ein „Bau-Kataster“ anzulegen. In der Revierkarte werden alle bekannten Fuchs- und Dachsbaue eingetragen. Dies erleichtert im Frühjahr die Kontrolle ungemein, und man hat schnell den Überblick, ob sie befahren sind oder nicht. Neu entdeckte Burgen oder frisch gegrabene Setzröhren werden ebenfalls in die Karte eingezeichnet.

Doch wann kann man nun wirklich mit den ersten Jungfüchsen rechnen? Halten wir fest, dass der Höhepunkt der Ranzzeit meistens in den Januar beziehungsweise Februar fällt. Nach einer Tragzeit von zirka 53 Tagen werden die Welpen gewölft – also bereits Mitte bis Ende März beziehungsweise Anfang April. Sie sind etwa bis zum 14. Lebenstag blind und werden rund drei Wochen lang gesäugt. Ab dann werden sie mehr und mehr von der Fähe entwöhnt und nehmen „Festes“ zu sich. Ein Auswürgenen vorverdauter Nahrung – wie es bei anderen Canidenarten zu beobachten ist– gibt es beim Fuchs nicht. Mit rund vier Wochen erkunden die Welpen das Röhrensystem des Baues und lassen sich ab der fünften Lebenswoche erstmals vor dem Bau blicken – Welpen, die Mitte März gewölft wurden, meist also schon in der letzten Aprilwoche. Wenn die Welpen feste Nahrung bekommen, zu zahnen beginnen, und der Spieltrieb einsetzt, verlässt die Fähe immer häufiger das Geheck. Sie entzieht sich mehr und mehr den zudringlichen Welpen. Natürlich muss sie aber auch entsprechende Futtermengen heranschaffen. Häufig verbringt sie den Tag in einem anderen Unterschlupf.

Wenn der Fuchsbau als Kinderstube genutzt wird, erkennt man das an den festgetretenen, geglätteten Einfahrten. Dort halten sich die spielenden Jungfüchse anfangs am häufigsten auf. Je älter sie werden, umso weitere Kreise ziehen sie. Dann ist das gesamte Bau-Umfeld inklusive Gräser und Stauden „platt“, und man findet Fraßreste, abgekaute Knochen und Losung.

Spätestens jetzt wird es Zeit, die Hauptröhren mit Welpenfallen zu bestücken. Je früher der Fang erfolgt, desto sicherer fängt sich das gesamte Geheck. Sind die Welpen zwischen fünf und sechs Wochen alt, „kleben“ sie noch aneinander. Je älter sie werden, umso weniger sind sie auf Geschwister und den Mutterbau angewiesen. Doch Achtung, in manchen Bundesländern darf höchstens ein Fuchs pro Falle gefangen werden. Also nur Fallen aufstellen, die sofort verriegeln, wenn ein kleiner Räuber hineingetappt ist.

Die Jungfuchsfallen müssen unbedingt fest verankert werden

Die Welpenfalle sollte mit dem Einlauf möglichst waagerecht in die Röhre geschoben werden. Darauf achten, dass der Einlauf nicht vereckt oder verkantet, denn dann kann es passieren, dass die Einlaufklappe nicht sauber schließt. Deshalb müssen störende Baumwurzeln ausgegraben oder abgeschnitten werden. Besonders große, durchmesserstarke Röhren müssen mit Holzstäben oder Steinen so verbaut werden, dass kein Fuchs der Welt sich seitlich davon durchgraben könnte.

Und noch eines: Die Jungfuchsfallen unbedingt fest verankern, zum Beispiel mit starken Holz- oder Wellgitterstäben. Die Fähe oder der Rüde werden versuchen, die Welpen aus dem Kasten zu befreien. Sämtliche Welpenfallen aus Draht müssen natürlich abgedunkelt werden – dann fällt den Jungfüchsen die künstliche Röhrenverlängerung nicht auf und sie sind vor Witterungseinflüssen geschützt. Ein weiterer wichtiger Punkt: Gefangenes Raubwild verhält sich in abgedunkelten Fallen wesentlich ruhiger, hat weniger Stress und Befreiungsversuche bleiben aus. Man kann die Drahtfallen beispielsweise mit Grassoden, Laub, Jutesäcken oder dunklen Folien abdunkeln. Dreimal pro Tag müssen die Fallen kontrolliert werden. Die Welpen sollten, falls sie in die Falle gegangen sind, nicht unnötig lange darin sitzen. Schnell wird die Fähe durch Menschen, die sich jetzt häufiger am Bau blicken lassen, vertrieben und gibt ihr Geheck auf. Dies wiederum bedeutet aber auch, dass sämtliche Welpen möglichst schnell gefangen werden müssen. Wenn man zufällig mitbekommt, dass eine Fähe in der Nähe eines bekannten Gehecks überfahren wurde, muss ebenfalls sofort gehandelt werden. Wenn die Jungfüchse dann tatsächlich in die Falle getappt sind, müssen sie schnell erlegt werden. Am wirkungsvollsten ist der gezielte Schuss auf den Kopf. Eine .22 lfb reicht dabei völlig aus.

Viele Jäger lehnen Welpenfallen und das anschließende Töten des Gehecks ab. Das ist einerseits nachvollziehbar und verständlich, andererseits sollte man nicht vergessen, dass die Füchse tierschutzgerecht der Wildbahn entnommen werden. Das Niederwild wird es uns im kommenden Jahr danken. Noch eine kurze Anmerkung zur Tollwut: Die Gegner der oralen Immunisierung sollten sich bei der derzeit enorm hohen Fuchsdichte darüber im Klaren sein, dass bei einer Einstellung der OIF (Orale Immunisierung Füchse) über kurz oder lang mit verheerenden Seuchenzügen gerechnet werden muss. Dabei kann man gar nicht oft genug wiederholen, dass die Tollwut auch auf andere Arten, wie beispielsweise Pferde, die auf Koppeln weiden, durch einen Biss übertragen werden kann. Und ehe sich der Mensch versieht, ist auch er infiziert.

Dieses Rad können wir, wenn überhaupt, nicht mal eben zurückdrehen. Denn es dürfte inzwischen auch bekannt sein, dass durch die OIF lediglich der Rotfuchs, der Tollwut-Hauptüberträger, immunisiert wird, damit die Infektionskette unterbrochen wird.

Mindestens jeder fünfte Fuchs ist nicht geimpft!

Fakt ist außerdem, dass längst nicht jeder Fuchs einen Impfköder aufnimmt, sondern nur etwa 60 bis 80 Prozent. Das bedeutet in der Praxis: Mindestens jeder fünfte Fuchs ist nicht geimpft! Doch Reineke, und das sollte man auch bei der Bejagung der Fuchs-Welpen im Hinterkopf behalten, ist auch für andere Krankheiten „gut“ – zum Beispiel Parvovirose, die Aujeszkysche Krankheit (Übertragung durch Fressen von rohem Schweinefleisch), Staupe und Räude. Besonders die Räude scheint sich immer weiter auszubreiten. Alles Krankheiten an denen auch der Jagdhund erkranken, ja sogar sterben kann. Das Bundesjagdgesetz verpflichtet uns Jäger zur Erhaltung eines gesunden Wildbestandes und zu dessen Schutz vor Wildseuchen. Dies ist ein klarer, gesetzlicher Auftrag – deshalb sollten wir auch die Jungfüchse nicht außer Acht lassen.

Doppelkammerfalle aus Siebdruckplatten Typ Engel: Der Jungfuchs hat die in der Hälfte angebrachten Klappe ausgelöst und ist gefangen. Die vordere Fangklappe ist nach wie vor geöffnet, falls noch ein Nachzügler kommt

 

(Symbolbild: Pixabay/ Schreti)


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