Am Heckbau kann man sich lange den Hintern platt sitzen, wenn die Jungfüchse schon längst raubmündig sind. Eine Lektion, die Peter Schmitt dieses Jahr lernen musste.
Zwei Jungfuchsrüden vom 5. Juni: Beide wogen etwa fünf Kilogramm.
Foto: Peter Schmitt
Strahlender Sonnenschein im Taunus. Es ist der 30. Mai, und dieses Wochenende will ich die Betonrohrfalle an der Blauen Lagune – ein mit Hecken durchsetzter Feldteil am Waldrand – für die anstehende Fangsaison auf Vordermann bringen. Im Schritttempo kämpft sich der Geländewagen den zugewucherten Weg entlang eines Gerstenschlags auf die Falle in einem Knick zu, als etwas Rotes über eine der Fahrspuren huscht. Im ersten Moment denke ich an eine der Katzen aus dem nahegelegenen Aussiedlerhof, doch am Schlagrand zeigt sich ein Jungfuchs – und was für ein Schlackel!
Ich bekomme ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Jeden freien Abend und wenn es die Müdigkeit zugelassen hat auch Morgen verbrachte ich an Bauen auf der Suche nach Gehecken. Aber was wäre, wenn alle jungen Rotröcke schon dieses Kaliber hätten? Dann wäre die ganze Warterei am Heckbau womöglich umsonst gewesen, während die Jungfüchse schon munter durch die Feldflur streiften.
Bereits im Mai war dieser junge Rotrock allein in der Feldflur unterwegs und fing sich in einer Betonrohrfalle.
Foto: Peter Schmitt
Ich tröste mich vorerst damit, dass der Jüngling ja aus einem unbekannten, nahegelegenen Geheck stammen könnte, und stelle die Betonrohrfalle scharf – versuchen kann man es ja mal.
Eigentlich würde ich das erst deutlich später im Jahr machen, um gegebenenfalls Altfuchs, -dachs, Marder oder Waschbär aufgrund der Schonzeit nicht freilassen zu müssen. Aber in diesem Fall rechne ich mir gute Chancen auf den Jungfuchs aus.
Tatsächlich geht am kommenden Morgen – es herrscht bereits Tageslicht – eine Fangmeldung von besagter Falle ein. Der kurze Zeit später entnommene Jungfuchs-Rüde bringt etwa vier Kilogramm auf die Waage – im Mai!
Dass dies keine Ausnahme darstellt, zeigt zwei Wochen später der Heu- sowie der zweite Siloschnitt. Innerhalb der ersten zwei Nächte versprechen frisch gemähte Wiesen nämlich stets reiche Beute für die Rotröcke und somit für den Raubwildjäger. Es bestätigt sich, dass die Jungfüchse flächendeckend früher dran sind als all die Jahre zuvor. Die 3,5 kg knacken alle erlegten, die meisten auch die 4-kg-Marke, manche sogar die von 5 kg. Zwei starke Geschwister, beides Rüden, sind darunter, die erst auf den zweiten Blick vom Altfuchs zu unterscheiden waren.
Hegeabschuss: Der Rüde hatte einen zertrümmerten, eitrigen Hinterlauf sowie eine verkrüppelte Lunte.
Foto: Peter Schmitt
Apropos Altfuchs: Drei davon müssen wir zu dieser Zeit auch entnehmen, trotz Schonzeit. Ein Elternpaar ist stark von der Räude gezeichnet und wird bei einem ausgedehnten Morgenansitz nach den Jungfüchsen direkt am Bau erlegt. Ein weiterer Hegeabschuss ist notwendig, weil ein Rüde vermutlich Bekanntschaft mit einem Auto machte: Ein Hinterlauf ist zertrümmert und eitert stark, auch die Lunte ist zerfetzt, die Kreatur stark abgekommen. Auch hier gelingt es, auf einer frisch gemähten Wiese zuvor die vermutlich zugehörigen Jungfüchse mit der Kugel zu strecken.
Insgesamt erlegen wir bis Anfang Juli 18 Rotröcke und 4 Jungdachse. Dabei zeigt sich wieder deutlich, dass Raubwildjagd nicht dem Zufall überlassen werden kann. 15 der Freibeuter sowie sämtliche Dachse kommen bei gezielten Ansitzen an Heckbauen, frisch gemähten Wiesen oder nachdem sie mit dem Wärmebildgerät bestätigt wurden zur Strecke. Lediglich drei Räuber werden bei der Jagd auf Rehwild und Feld-Sauen gestreckt – ein vergleichsweise geringer Wert, bei den regelmäßigen Ansitzen im Testrevier.