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Altersbestimmung beim Schwarzwild – Verräterischer Kiefer

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Altersbestimmung beim Schwarzwild

Altersbestimmung beim Schwarzwild
Wie Sie anhand des Unterkiefers das Alter von Sauen auch über den 24. Lebensmonat hinaus feststellen, erläutern Prof. Dr. Christoph Stubbe und Prof. Dr. Karl-Willi Lockow.

Viele Meinungen, ein Blick
Die Strecke des Jagdtages ist gelegt. An einer Ecke diskutieren drei Jäger. Sie stehen vor einem starken Keiler, der ihnen Rästel aufgibt. „Der ist reif“, meint einer von ihnen. „Mir erscheint der eher mittelalt zu sein“, entgegnet der Nebenstehende. Der Dritte zuckt nur mit den Schultern. Und mit jedem Jäger der hinzukommt, gibt es eine neue Meinung. Von
viel zu jung bis reif ist alles dabei. Der Blick ins Gebrech des Stückes hätte wohl schon
weitergeholfen.

Allein anhand des zeitlichen Wechsels der Schneidezähne kann der Jäger relativ sicher zuordnen, ob es sich um einen Frischling oder einen Überläufer handelt. Das heißt, vor allem in der Zeit des Zahnwechsels und -wachstums gelingt die  Altersbestimmmung verhältnismäßig einfach. Danach wird es schon schwieriger, das Alter des erlegten Schwarzkittels exakt anzusprechen, und so macht sich so mancher erst gar nicht die Mühe. Eine grobe Altersbestimmung kann bei älteren Stücken mithilfe des  Zahnabschliffes erfolgen. Dazu vergleicht man die konkreten Unterkieferzahnreihen mit denen von markierten Sauen bekannten Alters. Während beim Rot-, Reh- und Damwild diese Methode gang und gäbe ist, wird sie für das Schwarzwild nur selten benutzt. Nach dem uns vorliegenden markierten Material zu urteilen, ist die Altersbestimmung mit Blick auf den Zahnabschliff aber auch bei Sauen gut anzuwenden und sogar noch sicherer als bei anderen Wildarten. Unser Blick gilt dabei besonders den Molaren, also den hinteren Backenzähnen. Betrachtet man diese gemeinsam, so kann das Alter der erlegten Sau schon grob eingeordnet werden. Dabei gilt: Der zweite und dritte Molar werden langsamer abgeschliffen als der erste. Auffällig ist auch, dass sie im Unter- und Oberkiefer allerdings
unterschiedlich abgenutzt werden.

Der Abschliff zeigt es
M1: Die ersten Zähne mit flächiger Zahnabnutzung findet man im Alter von zwei Jahren (gilt auch für M1 im Oberkiefer). Mit vier Jahren ist bei allen Stücken der Population eine derartige Abnutzung zu erkennen (M1 im Oberkiefer: mit sechs Jahren). Dementsprechend sind Sauen ohne diese flächige Abnutzung jünger als vier (beziehungsweise sechs).
M2: Eine flächige Abnutzung liegt zum ersten Mal ab etwa drei Jahren vor (im Oberkiefer: ab fünf Jahren). Mit spätestens sieben Jahren (im Oberkiefer: mit spätestens acht Jahren) sind sie bei allen Stücken der Population flächig abgenutzt. M3: Die ersten flächig abgenutzten dritten Molare treten im Alter von fünf Jahren auf (im Oberkiefer: ab acht Jahren). Im Alter von neun Jahren ist er bei allen Individuen des Bestandes flächig abgenutzt. (Im Oberkiefer ist er selbst bei Stücken mit 11 Jahren noch nicht in jedem Fall
flächig abgenutzt.)

Rätselraten an der Strecke: Wie alt ist der Keiler denn nun?

Es geht noch präziser
Aus der Vielzahl der gemessenen Schädel von zweijährigen und älteren Stücken wissen wir, dass zur genaueren Altersbestimmung der Unterkiefer ausreicht. Dafür muss der Jäger lediglich folgende Maße nehmen: die maximale Unterkieferbreite auf Höhe der  Eckzahnalveole (Zahnfach), die Breite der Eckzahnalveole und die Kronenhöhe verschiedener Zähne, nämlich des zweiten Molars sowie des vierten Prämolars (siehe Abbildung). Die Ergebnisse können anschließend mit den Nomogrammen verglichen
und das Alter entsprechend abgelesen werden.

So klappt‘s mit dem Nomogramm: Messen Sie die einzelnen Kriterien (siehe Abbildung Seite 25 oben). Nun ermitteln Sie den Schnittpunkt im Nomogramm von Unterkieferbreite und dem jeweiligen Kriterium (Höhe von M2, Höhe von P4 oder Breite der Eckzahnalveole). Jetzt lässt sich mit einem Blick auf die linke Achse das Alter des Stückes ablesen.
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