Treffersuche
Kugelschlag und Kugelriss lassen viel zu oft falsche Schlüsse auf den Treffersitz zu. Wie man diese Merkmale richtig deutet, zeigt STEFAN MAYER.
Ganz gleich, ob das Projektil auf dem Wildkörper, auf einem Baum, einem Stein oder dem
Erdboden einschlägt, ein Kugelschlag entsteht immer! Denn jeder Einschlag eines Geschosses verursacht ein Geräusch. Zudem soll nur bei sicherem Kugelfang geschossen werden. Ob der Schütze den Kugelschlag wahrnehmen kann, hängt von vielen Faktoren
ab (siehe auch WuH 16/2010). Wenn das beschossene Stück nicht liegt, ist es völlig unerheblich, ob der Jäger einen Kugelschlag gehört hat oder nicht. Denn eine Kontrollsuche muss immer erfolgen! Selbst, wenn der Jäger einen Kugelschlag vernommen hat, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass der Hund eine Wundfährte anfallen kann. Denn das Geräusch könnte auch der Einschlag der Kugel im Waldboden gewesen sein. Auch das Echo des Mündungsknalls, das an einem landwirtschaftlichen Anwesen oder einer Felswand reflektiert wird, könnte als Kugelschlag fehlgedeutet werden.
Merke: Der Kugelschlag hat keine Aussagekraft! Er liefert auch keinerlei Informationen über den Treffersitz.
Ein weiterer Mythos ist der Kugelriss.Dieser lässt sich nämlich nicht immer finden. Dies kann bei Steckschüssen vorkommen oder dann, wenn das Restprojektil im stumpfen Winkel auf den Boden auftrifft. Geht man von dem markanten Punkt hinter dem Standplatz des Wildes, wie in Teil 1 beschrieben, in Richtung des Hochsitzes, findet sich der Kugelriss
zwangsläufig zuerst. Die erste Vermutung vieler Jäger: Der Schütze hat gefehlt. Doch falsch gedacht! Der Kugelriss besagt lediglich, dass an dieser Stelle das Restprojektil (manchmal auch das Projektil oder ein starker Knochensplitter) die Bodenoberfläche aufgerissen hat. Dieser Riss ist ein wichtiger Hinweis, um später die Treffpunktlage mit Hilfe der Eingriffe und Ausrisse (Standplatz des Wildes bei Schussabgabe) genauer zu lokalisieren. Wurde der Kugelriss gefunden, muss er sofort deutlich erkennbar markiert werden. Sucht man langsam und aufmerksam in einer Line vom Kugelriss in Richtung Schützenstandort, finden sich häufig weitere Pirschzeichen. Sind diese nicht eindeutig oder werden nur Eingriffe und Ausrisse des Wildes gefunden, kann man mit einem Helfer den
Treffersitz ermitteln. Die Hilfsperson wird zu den Schaleneingriffen gestellt. Dann wird vom Beginn des Kugelrisses zu der Stelle gepeilt, an der der Gewehrlauf bei der Schussabgabe
war. Nun muss der Helfer seine flache Hand genau in diese Visierlinie bringen. Die Hand zeigt nun die Höhe des Treffersitzes auf dem Wildkörper. Ist die Größe des beschossenen Wildes bekannt (Rehwild etwa 65 bis 75 Zentimeter), ist ein weiteres Indiz im gesamten
„Anschuss- Puzzle“ gefunden.
Merke: Kugelriss immer markieren und zur Bestimmung der Treffpunktlage nutzen.