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Baujagdundfälle

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Ist der Schuss erst aus dem Lauf …
Schusshitzigkeit und mangelnde Disziplin haben auch in der vergangenen Bodenjagdsaison zu Unfällen bei der Baujagd geführt. Eine Nachlese von CHRISTOPH BÜKER.

Parson Russell Terrier „Toska“ hat den Schrotschuss knapp überlebt. Das linke Auge der Hündin ist geschwollen und blutunterlaufen. Die Netzhaut reflektiert durch den Bluterguss rotes Licht. FOTOS: CHRISTOPH BÜRKER

Meine Parson Russell Hündin „Toska vom Forsthaus Hönnetal“ schlieft in den Kunstbau
ein. Wenige Sekunden später ist ihr giftiger Laut zu vernehmen. Zwei Minuten darauf
springt ein Fuchsrüde. Der erste Schuss lässt ihn in der Schrotgarbe verenden. Eine ebenfalls steckende Fähe macht es dem Hund nicht leicht. Schließlich ist sie gewarnt. Nach 15 Minuten sucht aber auch sie ihr Heil in der Flucht. Zwei Schüsse aus kurzer Distanz gehen fehl, der dritte trifft sie hinten. Wenige Sekunden später hat „Toska“ die Fähe eingeholt, und verbeißt sich sofort in der Betze. Die unmögliche Reaktion eines Mitjägers, der die Flinte auf das rote Knäuel aufsetzt, an dem der Hund hängt, kann ich gerade noch verhindern. Fuchs und Hund lassen voneinander ab, und Reineke flüchtet spitz von uns weg. Sofort nimmt die Hündin die Verfolgung auf.

Nach 20 Metern hat sie die Fähe fast eingeholt, als plötzlich eine Flinte hochgerissen wird. „Nicht schießen!“, schreie ich noch. Zu spät. Mit eingeklemmter Rute stoppt die Hündin und
klagt laut auf. Die Fähe schlägt einen Haken und fährt wieder in den Bau ein. Ernüchternde
Diagnose Ein Schrei noch an den Schützen, wie man denn in so einer Situation schießen kann, dann packe ich sofort meine Hündin und rase mit dem Auto zum nächsten Tierarzt.
Die Diagnose: Acht Schrote stecken im Kopf- und Brustbereich. Drei davon hatten den linken Behang durchschlagen, eines quetschte sich regelrecht am Augapfel vorbei und saß unter dem linken Auge über dem Jochbein. Durch einen Bluterguss im Augapfel konnte „Toska“ in den ersten Tagen auf dem linken Auge nichts sehen. Nach einer Operation, anschließender Behandlung mit Antibiotika und mehreren Tierarztbesuchen ist sie mittlerweile wieder geheilt. Auch der Bluterguss im Auge wurde zwischenzeitlich resorbiert.
Ob sie sich auf der Jagd vorsichtiger präsentiert, wird die Zukunft zeigen.
Erfahrung – kein Garant für Sicherheit Um ein Haar wäre dieser Schuss nach hinten losgegangen. So wie bei einem Teckel, der am 15. Januar im Rheinland am Bau sein Leben verlor. Zwei Schützen standen in einiger Distanz zum Kunstbau mit Schussbereich nach
außen. Der Hundeführer agierte direkt am Bau. Zwei Füchse sprangen, wurden aber gefehlt. Als Teckelhündin „Aggi“ aus der Röhre kam, riss einer der Jäger die Flinte hoch und erschoss die Rauhaar-Hündin. Dabei ignorierte der eigentlich erfahrene Jäger, ein ehemaliger Polizeibeamter, aktiver Jungjägerausbilder, Hundeführer und Richter, das
eindeutige Verbot in Richtung Bau zu schießen – genauso wie den Ruf „Hund“, und auch den in der Verlängerung stehenden Jäger. „Alles eine Frage der Konzentration und des überlegten Handelns!“, sagt Dieter Honsálek, Präsident des Deutschen Teckelklubs 1888 e.V. (DTK). „Jeder Unfall ist einer zuviel, aber so etwas darf einfach nicht passieren, auch
wenn die Baujagd und das Warten auf das Raubwild spannend sind, müssen die Jäger immer einen kühlen Kopf bewahren und jede Gefährdung von Mensch und Tier ausschließen“, so der DTK-Präsident.

Röntgenbilder von Terrierhündin „Toska“. Die Schrote (weiße Punkte) saßen an gefährlichen Partien des Kopfes.

Einzelfälle nach gleichem Muster
Von unüberlegtem Verhalten am Bau kann auch der niedersächsische Baujagdspezialist
Claas Janssen berichten: „Bei einer Jagd auf Füchse im Strohlager springt Reineke
aus den Ballen, verhofft jedoch nach zwei, drei Metern. Der Schütze will vermeiden,
dass der Fuchs die Strohballen wieder annimmt und schießt übereilt. Der Fuchs sieht die Bewegung, flüchtet und anstelle des Fuchses liegt bei der Schussabgabe der nacheilende Bauhund in der Schrotgarbe. Er ist sofort tot. Das Gleiche passiert auch schnell am Kunstbau, wenn die Schützen nicht genügend Nerven beweisen und den Fuchs zu nahe am Ausgang beschießen, anstatt ihn erst einmal einige Meter laufen zu lassen. Um das zu vermeiden, stelle ich die Schützen, wenn möglich, so ab, dass sie die Eingänge der Röhren erst gar nicht sehen, und gebe Anweisung, nur vom Bau weg nach außen zu schießen.“
Doch letztlich nützen alle Anweisungen nichts, wenn Mitjäger sie nicht befolgen oder grob missachten. So erging es auch Alexander Geßler aus Ravensburg: „Trotz meiner klaren Ansage, dass in keinem Fall auf den Bau geschossen wird, hat Anfang Februar ein Schütze selbiges getan und dabei meine junge Parson Russell Hündin verletzt.“ In einem kleinen
Naturbau mit zwei Röhren in einem Steilhang sprang ein Fuchs aus der untersten Einfahrt,
um sofort wieder in der zwei Meter oberhalb liegenden Röhre zu verschwinden.
In diesem Moment krümmte ein Schütze den Finger und im Knall lag statt des Rotrocks
die klagende Hündin, die im selben Moment aus der untersten Röhre gesprungen
war. Die Hündin überlebte den Schuss nur knapp. Sieben Schrotkörner saßen auf dem
Körper des Terriers. Zwei hatten die Magenwand durchschlagen und wurden später
wieder ausgeschieden, eines steckte in der Magenwand und wurde operativ entfernt.
Weitere Schrote saßen in Brustbein und Muskulatur. Geßler hat daraus Konsequenzen
gezogen: „In Zukunft stelle ich in unmittelbarer Nähe zum Bau nur noch Hundeführer ab. Ganz gleich, welchen Hund sie führen und ob dieser mit von der Partie ist oder nicht. Denn was es heißt, wenn der eigene Vierläufer verletzt oder gar getötet wird, können oft leider
nur Hundeleute nachvollziehen. Personen, die sich nicht zügeln können, sollen lieber
zuhause bleiben. Da zählt auch kein Argument eines Jagdpächters, der sich gegenüber
seinen Mitjägern verpflichtet fühlt, sie zur Baujagd mitzunehmen. Die Jagdleitung
am Bau hat stets der Hundeführer!“

Die 10 goldenen Regeln der Baujagd

1. Die Sicherheit von Mensch und Hund muss in allen Situationen an erster Stelle stehen, daher immer Ruhe und Übersicht bewahren.
2. Der Bauhundführer ist der Jagdleiter – nur er sagt an, wer wo steht, wie vorgegangen wird und wohin geschossen wird.
3. Der Bau wird so leise wie möglich angegangen, die Schützen halten ausreichend
Abstand zu den Röhren.
4. Sicht geht vor Deckung! Die Schützen sollten sich gegenseitig sehen können, und fest zugewiesene Schussbereiche abdecken.
5. Keine hektischen Bewegungen, wenn der Fuchs aus der Röhre schaut und springen will.
6. Der Fuchs wird nur beschossen, wenn der ihm folgende Bauhund einen ausreichenden Abstand (> fünf Meter) hat, und eine sichere Schussabgabe ohne Gefahr für den
Hund möglich ist.
7. Niemals den Fuchs in oder unmittelbar vor der Röhre beschießen.
8. Am Bau selber und am Keif hat nur der Hundeführer etwas zu suchen, und gegebenenfalls zu schießen.
9. Gräben, Verwerfungen, Mauern und sonstige Deckungen weiträumig abstellen.
10. Schanzzeug und Rufnummer eines Tierarztes sollten verfügbar sein, um notfalls dem Hund schnell helfen zu können.


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