AUS DEM WUH-TESTREVIER
Normalerweise eröffnen wir die Baujagdsaison früher. In diesem Jagdjahr legten wir erst Mitte November los und erlebten dabei zwei unterschiedliche Auftakte. Markus Deutsch
Konzentriert bewindet „Finn“ den durch darüber gelegte Äste etwas abgetarnten Baueingang am Limesturm. Ein Blick zurück zu seinem Führer Dr. Karl-Heinz Betz, als wollte er fragen: „Kann es losgehen?“, dann schlieft der Teckel in die Betonröhre ein. Aufmerksam horchen Karl-Heinz und ich von unserem Posten auf dem alten Grenzwall, der vor rund 2 000 Jahren das Römische Reich von Germanien trennte, in Richtung Kunstbau. Noch ist nur das Rauschen in den Fichtenwipfeln und das Prasseln der Tropfen zu hören, wenn ein stärkerer Windstoß den Tau zusammenschüttelt.
Ein leises Rascheln dringt aus dem Rohr. „Finn“ ist wieder über Tage. Der erste Anlaufpunkt unserer ersten Baujagd in diesem Jagdjahr war nicht befahren. Plötzlich ist ein Winseln zu hören. Allerdings kommt es nicht aus dem Bau, sondern aus dem Lodenrucksack von Karl-Heinz. An dem leicht geöffneten Seiteneingriff tastet sich ein kleiner schwarzer Nasenschwamm mit rotem Fellrand durch die Öffnung. Es ist der Neuzugang der Familie Betz: „Carl-Hubertus vom Brexbach“. Neugierig schiebt er das Köpfchen raus und beäugt seine Umgebung. Aber noch heißt es für den Welpen: Stallwache im Rucksack. Auch der nächste Bau im Kohlwald ist ungenutzt.
Der Baueingang am Grenzholz liegt nach einer Nacht-und-Nebel-Abholzaktion durch den Landwirt recht bloß. Aber „Finn“ nähert sich ihm aufmerksam und schlieft vorsichtig ein: ein vielversprechendes Zeichen. Wir machen uns bereit. Es dauert gefühlt eine Ewigkeit, dann erscheint der Hund wieder. Offensichtlich ist es noch nicht lange her, dass Reineke hier abgestiegen ist. „Jetzt wollen wir mal sehen, was der Embryo da macht“, höre ich den als promovierten Biologen erklärten Gegner des Kindchenschemas Karl-Heinz sagen, und schon hockt „Carl-Hubertus“ vor der Einfahrt. Kurz sondiert er die Lage, dann schnüffelt er sich zügig in die Dunkelheit. Karl-Heinz ist sichtlich stolz, dass der neue Jagdkumpan so viel Schneid besitzt. Nach kurzer Zeit erscheint die faltige Denkerstirn des Welpen wieder am Eingang, kurzer Kontrollblick, und wieder gehts in den Bau. Beim zweiten Rausblicken geht es für „Carl-Hubertus“ wieder in den Rucksack und für uns weiter.
Die nächsten Baue sind leer. Wir kommen zum vorletzten am Göttersberg. Die Röhre ist fast von Blättern zugeweht. Trotzdem ist „Finn“ sehr interessiert und gleich darin verschwunden. Keine 30 Sekunden später prescht ein Fuchs, die Lunte voran, aus dem Bau und mit einem Satz über den Eingang. Der erste Schuss verfehlt ihn vorn, weil er in dem Moment abbiegt. Auch der zweite und dritte gehen vorbei. Uns fehlt bei der Premiere heute offensichtlich noch die Übung. Der letzte Kunstbau gibt auch keine Möglicheit, die Scharte auszuwetzen: Er ist nicht befahren. Und so hinterlässt die Doppelpremiere gemischte Gefühle: Für uns Jäger war es ein mauer Saisonbeginn, für den windenden Neuzugang ein äußerst attraktiv riechender Start ins Jägerleben!