Schmutz und Schmisse
Wenn die Nächte länger werden und sich erster Schnee ankündigt, bereiten sich die Baujäger auf die Saison vor. Da diese Jagdart handfeste Risiken für unseren vierläufigen
Jagdbegleiter birgt, muss sie gut vorbereitet werden. Wie bei anderen Jagdarten auch, gilt ebenso für die Bauarbeit: Die Hunde sollten topfit sein. Überflüssige Pfunde aus der ruhigen
Bockjagdzeit haben am Erdhund nichts zu suchen. Hierzu gilt beim Vierläufer – mehr als
bei seinem Herrchen – die einfache Devise „fdH“ (friss die Hälfte). Da Hunde keine
Kühlschranktüren öffnen können, hat es der Führer auch leicht, die entsprechende Diät zu verabreichen. Er muss lediglich stark genug sein, nicht den treuen, bettelnden Hundeaugen zu verfallen.Sinnvoll ist auch, ältere Hunde noch einmal vom Tierarzt durchchecken zu
lassen. Vor allem bei niederläufigen Rassen treten im Alter mitunter Herzprobleme auf. Gerade bei Höchstleistungen – und dazu kann es bei der Baujagd zweifelsohne kommen – führen diese manchmal plötzlich zu Kreislaufschwäche, Umfallen oder Hustenanfällen.
Vor Jagdbeginn ist ein Set für erste Hilfsmaßnahmen zusammenzustellen. Hierzu zählen Mittel zur Erstversorgung von Wunden wie Pinzette, Schere, Desinfektionslösung und Verbandsmaterial. Jeder Jagdeinsatz kann für den Hund unangenehme Folgen haben. Die häufigsten davon sind:
1. Bissverletzungen im Kopf- und Halsbereich
Unter der Erde geht es oft um Leben oder Tod. Dementsprechend heftig sind die Auseinandersetzungen zwischen Hund und Raubwild. Bissverletzungen – meist im Kopfbereich – sind dabei nicht selten. Betroffen sind regelmäßig die Lefzen, der Oberkiefer und die Behänge. Kommt der Vierläufer aus dem Bau, sollte Zeit für einen kurzen Ganzkörpercheck sein, bei dem sich der Hundeführer vom Gesundheitszustand seines Hundes überzeugt. Dazu gehört eine Inspektion der Lefzen, der Augen und Ohren, Abfühlen von Hals, Brust und Bauch, sowie Beurteilung von etwaigen Lahmheiten. Beim Abtasten ist vor allem auf Verletzungen, Schwellungen und Schmerzempfindlichkeit zu achten. Dabei ist Vorsicht geboten geboten, denn unter Schmerz beißt ein Hund mitunter auch seinen Herrn. Verletzungen im Bereich der Lefzen führen meist zu einer erkennbaren Blutung und zu einer ebenfalls deutlichen Schwellung, die dem Kopf ein asymmetrisches Aussehen verleiht. Offene Wunden müssen zunächst trocken gereinigt werden. Anschließend spült man die Wunde mit einem verträglichen Desinfektionsmittel aus.
Beim Kauf eines Desinfektionsmittels ist darauf zu achten, dass dieses auch auf Schleimhäute gegeben werden darf. Ungeeignete Desinfektionsmittel führen zu massiven Reizungen. Der Schwellung begegnet der Hundeführer durch Kühlen der Wunde. Hierfür
gibt es spezielle Kissen im Fachhandel oder in der Apotheke. Kleine Schleimhautverletzungen heilen oft innerhalb weniger Tage ab. Sind die Wunden größer
– oder ist man nicht sicher, ob die Wunde ungefährlich ist – sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Bei einer Bissverletzung werden Millionen von Bakterien übertragen. Deshalb
ist jede Bisswunde als Infektion zu sehen. Auf die beschriebene Weise kann der Jäger vor Ort alle Verletzungen behandeln. Zu beachten ist dabei lediglich, dass andere Wunden am Kopf, zum Beispiel an Oberkiefer und Hals, oft nicht so gut abheilen wie Schleimhautverletzungen. Deshalb näht sie der Tierarzt.
2. Staubbedingte Bindehautund Ohrenentzündungen
Der Schmutz und Staub, der bei den Kämpfen „unter Tage“ aufgewirbelt wird, führt häufig zu Verklebungen der Augenlider. Das kann so weit führen, dass der Vierläufer kaum mehr aus den Augen schauen kann. Erstes Gebot ist, die verklebten Organe sofort und äußerst gründlich zu reinigen, um spätere Entzündungen zu vermeiden. Bei den Augen geschieht dies mit einem feuchten, sauberen Taschentuch oder einer feuchten Kompresse. Dabei wird von den Behängen zur Nase gewischt. Heftiges Schütteln des Kopfes ist ein Zeichen für verklebte Gehörgänge. In ihnen sollte man nicht „herumbohren“, weil dadurch zusätzliche Verletzungen entstehen können. Der meiste Schmutz setzt sich im Bereich der Behänge
ab. Daher reicht es oft aus, diese ebenfalls mit einem feuchten Tuch zu reinigen.
Lässt das Kopfschütteln nicht nach, muss ein Tierarzt mit entsprechenden Instrumenten die tieferen Regionen der Gehörgänge untersuchen.
3. Ausgebrochene Zähne
In Ausnahmefällen verbeißen sich Angreifer und Fuchs so sehr, dass Zähne ausgebissen werden. Bei dieser Verletzung blutet der Vierläufer nach Verlassen des Baues aus dem Fang oder lässt durch auffälliges Zungenspiel erkennen, dass irgend etwas im Maul nicht in Ordnung ist. Ein Blick in den Fang schafft Klarheit. Sind Zähne vollständig abgebrochen,
muss ein Tierarzt klären, ob eine Füllung oder Extraktion notwendig ist, oder ob man das Ganze so belassen kann. Ist der Zahn aus dem Kiefer ausgebrochen, kann ihn ein sofortiger tierärztlicher Eingriffhäufig noch retten.
4. Erschöpfung
Manche Bauhunde verausgaben sich bei ihrer Passion derart, dass sie völlig erschöpft
wieder aus dem Bau kommen. Erkennbar ist dies an einer allgemeinen Schlaffheit. Der Hund mag meisten nicht mehr laufen, legt sich hin und ist zu nichts mehr zu bewegen.
Grund für diese Erschöpfungszustände ist ein akuter Zuckermangel. Dieser entsteht, wenn die Muskulatur bei den Kämpfen sämtliche Energieträger aufgezehrt hat. Ein weiterer Jagdeinsatz am selben Tag muss unter solchen Umständen unterbleiben, kann doch eine massive Unterzuckerung schnell zum Tod des Vierläufers führen. Deshalb gilt: sofort Zucker zuführen und umgehend einen Tierarzt aufsuchen, wenn sich der Zustand nicht in
kurzer Zeit bessert. Am besten eignet sich Traubenzucker, den man in Wasser auflöst und dem Hund vorsichtig über eine Spritze in die Lefzentasche einflößt. So wird verhindert, dass sich der Hund verschluckt. Da Traubenzucker extrem gut resorbiert wird, genügt
meist schon Stück davon, um den Hund wieder mit frischer Energie zu versorgen. Flankierend ist er in eine Decke einzuwickeln, da bei niedrigen Temperaturen zusätzlich
Energie für die Wärmebildung verlorengeht.
5. Räude
Manchmal ist die Baujagd längst vorbei und die Folgen sind trotzdem noch spürbar.
Dies gilt besonders für die Räude. Bei dieser parasitären Erkrankung graben sich die Milben in die obersten Hautschichten ein und verursachen dadurch heftigen Juckreiz. Die Krankheit ist unter Füchsen weit verbreitet, so dass die Milben bei intensivem Körperkontakt im
Bau leicht auf die Erdhunde übertragen werden. Die Folge ist ein massiver Juckreiz, der
einige Tage nach der Baujagd beginnt. Häufig sind dabei zunächst weder Hautveränderungen noch Haarausfall festzustellen. Bei einem Tierarztbesuch sollte
der Jäger den Veterinär auf die vorhergegangene Baujagd aufmerksam machen, da die Symptome oft einer Allergie ähneln. Deren Behandlung erfordert eine aufwändige Diagnostik. Der Milbenbefall dagegen lässt sich häufig durch einen einzelnen Bluttest oder die Untersuchung einer kleinen Hautprobe nachweisen und ist vom Tierarzt gut zu
behandeln.
Erste-Hilfe-Set
Behandeln am Bau
Damit Sie im Notfall Ihren Hund immer
bestens versorgen können, gibt
es im WuH-Shop ein Erste-Hilfe-Set.
Inhalt: Kompresse, Quick-, Pfoten- und
Druckverband, Rettungsdecke, Pflaster,
Hautdesinfektion, Zecken-pinzette.
Empfehlenswert ist, den Inhalt
noch um Schere, Desinfektionsspray
und eine Spritze für die Zuckerlösung
zu erweitern.
Kontakt: Kostenlose Bestell-Hotline
0800/728 57 27, Montag bis Freitag
8 bis 18 Uhr. Aus dem Ausland
+ 49 2604/9 78-777. Oder im Internet
unter www.shop.wildundhund.de