Beim Aufbrechen entdeckt: blutige Bläschen über dem Filet (Foto: Thomas Busse) |
Gelegentlich findet man beim Aufbrechen von Rehwild im hinteren Bereich der Hauptschlagader (Aorta dorsalis) und ihrer Aufzweigung in die beiden Darmbeinarterien (Arteria ilica communis) Knoten oder Blasen, die mit geronnenem Blut gefüllt sind. Diese Gebilde können direkt auf den großen Blutgefäßen oder auch auf der dortigen Muskulatur aufliegen. Eine solche schlagartige Blutgerinnung kann unter anderem durch akute Gewebeverletzungen und den damit verbundenen Schock beim Auftreffen des Geschosses auf den Wildkörper entstehen.
Es handelt sich also um eine plötzliche Aktivierung der physiologischen Prozesse, die normalerweise bei Verletzungen von Blutgefäßen zu deren Verschluss führen. Weshalb diese Gebilde meist ausschließlich in diesem Körperbereich entstehen, ist mir nicht bekannt. Ich habe solche Blasen bisher auch lediglich bei Rehwild beobachtet.
Beim Menschen gibt es ein entsprechendes Krankheitsbild (Disseminierte intravaskuläre Gerinnung). Wegen übermäßiger Blutgerinnung in unverletzten Blutgefäßen, ausgelöst durch unterschiedliche Faktoren wie etwa Schock, fehlen im Notfall die Gerinnungsfaktoren an der verletzten Stelle. Das führt zu nahezu unstillbaren Blutungen. Obwohl es sich bei den „blutigen Blasen“ um pathologische Gebilde handelt, ist die Genusstauglichkeit des Wildbrets in keiner Weise eingeschränkt. Vor dem Verzehr werden diese Blasen ohnehin von Filets, Keulen und Rücken entfernt.