AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Je länger man in einem Revier jagt, desto besser kennt man es. Doch das nützt nichts, wenn der Wind nicht mitspielt. Das zeigte die diesjährige Drückjagd in Obertiefenbach.
Agnes M. Langkau
Die Wettervorhersage für den 27. Oktober sah alles andere als rosig aus. Noch in der Nacht vor der Jagd wurde es fast winterlich kalt, es regnete, und der Wind blies aus Westen. Doch Petrus meinte es am Jagdtag gut mit den Schützen, Hundeführern und Treibern. Bei leichter Bewölkung und trockener Witterung begrüßte das WILD UND HUND-Team die diesjährigen Gäste zur revierübergreifenden Drückjagd im Testrevier. Darunter zwei ganz besondere Teilnehmer: Markus Becker und Reinhard Schüssler. Sie waren die glücklichen Gewinner des Online-Gewinnspiels beziehungsweise der großen Verlosung beim Abschlussevent anlässlich der WILD UND HUND-Deutschland-Tour am 19. Mai in Wertheim. Mit großer Spannung freuten sie sich auf den Jagdtag in Obertiefenbach und wurden von unseren Filmredakteuren auf den Drückjagdstand begleitet.
Das Testrevier wird schon seit 18 Jahren von der Redaktion betreut. Man kennt die Einstände von Dam-, Schwarz-und Rehwild. Doch was nützt das, wenn der Wind nicht mitspielt?
Zwei Treiberwehren kämpften sich während der dreieinhalbstündigen Bewegungsjagd durch die bekannten Dickungen des Reviers. Immer in Erwartung, dass es im nächsten Brombeerverhau richtig zur Sache geht – so wie es im vergangenen Jahr der Fall war. Damals spielte jedoch das Wetter mit: Es war trocken, sonnig und kalt. Der Wind kam aber aus Ost-Süd-Ost, sodass die Einstände nicht im Wind lagen. Doch in diesem Jahr war diese Witterung den Schützen nicht vergönnt!
Die Hunde jagten eng an ihren Führern und stießen dennoch nicht auf die erhofften Schwarzkittel. Kurzhaarteckel „Finn“ fand dafür ganz was anderes: Er klaute Petra Wenzel, Chefin vom Dienst, im Vorübergehen das Brötchen aus dem Jagdrucksack. Der Tadel seiner Führerin Alex hielt den schneidigen Rüden nicht davon ab, sich gleich wieder – jetzt ja gestärkt – in den nächsten Brombeerbusch zu stürzen. Die wenigen Schüsse ließen nichts Gutes ahnen. Sollte die Strecke dieses Jahr wirklich so gering ausfallen? Doch ein Hoffnungsschimmer keimte zum Ende der Jagd auf, als die Treiberkette auf einen sauber erlegten 80-Kilogramm-Keiler stieß. Der glückliche Schütze war der ehemalige Chefredakteur Dr. Karl-Heinz Betz.
Bei „Hahn in Ruh‘“ hatten 25 Schützen mit 18 Schuss 13 Stück Wild gestreckt: drei Sauen, sieben Rehe und drei Füchse. Wer jedoch denkt, dass das eine schlechte Strecke sei, der irrt. Bei den Drückjagden in Obertiefenbach gab es schon schlechtere. Seit an der revierübergreifenden Jagd mit sechs Revieren teilgenommen wird, waren 13 Stücke die Mindestzahl. Das Schwarzwild war am Jagdtag bei den Nachbarn im Staatsrevier und in Niedertiefenbach, die somit eine wesentlich erfolgreichere Strecke vermelden konnten. Die Gesamtstrecke aller Reviere auf etwa 1 000 Hektar belief sich auf 89 Stück.
Die beiden Gewinner der Verlosung kamen leider nicht zu Schuss, hatten dafür aber reichlich Anblick. Schüssler berichtete mit leuchtenden Augen, dass er einen starken Damhirsch gesehen hatte, der auf der Schneise breit verhoffte. Geweihte waren jedoch nicht freigegeben. Nach dem Strecke-Verblasen ging es zum traditionellen Schüsseltreiben in die Plätzer Mühle: Bratwürstel aus Obertiefenbacher Wild mit Sauerkraut warteten auf hungrige Schützen, Hundeführer und Treiber. Chefredakteur Heiko Hornung kürte seinen Vorgänger Dr. Betz zum diesjährigen Jagdkönig, der neben dem Keiler noch ein Kitz erlegt hatte. Die Majestät schloss ihre Rede mit den Worten: „Auch wenn man meint, das Revier zu kennen, ist die Jagd doch immer wieder neu.“