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Kleine Strecke, große Wirkung

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Die Drückjagdsaison ist vorüber, also widmet sich die Redaktion noch einmal der Krähenjagd mit dem freundlichen Lockbild. Erfolge müssen wir mühsam erkämpfen.

Richard Günzel

WuH-Redakteure Peter Schmitt (l.) und Tobias Thimm (r.) auf der Lauer. Im Winter ist noch gründlichere Vorbereitung und Tarnung für den Erfolg erforderlich.
Foto: Tobias Thimm

Ein Krah-Krah-Krah durchbricht die morgendliche Stille. Meine klammen Finger tasten nach dem Locker. Seit ich als Steppke kläglich an der Blockflöte gescheitert bin, traue ich meinen musikalischen Fertigkeiten nicht über den Weg. Stets quält mich die Ungewissheit, mit meinen Sirenenklängen der schwarzen Sippe bloß zur Belustigung zu dienen. Aber hier ändert der Schemen, der durch den transparenten Schirm auszumachen ist, auf den Ruf hin den Kurs. In gut 30 m Höhe nimmt die Krähe das Lockbild in Augenschein. Es soll eine reichgedeckte Tafel simulieren. Kollege Woisetschläger und ich kauern hinter dem faltbaren Schirm, den ich am Vorabend noch gründlich mit Zweigen und Gräsern verblendet hatte. Ohne Verdacht zu schöpfen, fällt der Vogel schließlich ein. Ein anderer Artgenos- se ist nicht zu sehen. „Fertig … jetzt!“ Die Krähe sieht die Bewe- gung, will abstreichen, aber zwei Schüsse fallen. Die Garben sitzen. Waidmannsheil! Terrier „Otto“ apportiert, und schon sind wir für den nächsten Anflug gewappnet.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ein so reibungsloser Erfolg war keineswegs die Regel. So spät im Jagdjahr ist die Jagd am freundlichen Lockbild ein mitunter mühsames Geschäft, das – wie immer auf der Krähenjagd – einiges an Zeit und Vorbereitung erfordert. Flugrouten, Fraßplätze und Schlafbäume wollen erkundet und die besten Positionen für den Schirm ausgemacht werden. Anders als im Sommer gibt es aber keine unbedarften Junggesellenschwärme mehr, große Strecken sind die Ausnahme. Die Krähen haben dazugelernt, sind merklich argwöhnischer geworden. Noch dazu ist weniger Vegetation und damit natürliche Deckung vorhanden. Auch die Kollegen Thimm und Schmitt hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Mal machte ihnen die Witterung einen Strich durch die Rechnung: Das Lockbild war mit Raureif überzogen, damit sind die Krähen kaum mehr zu übertölpeln. Mal war ihnen ein Güllefeld übermächtige Konkurrenz im Kampf um die Aufmerksamkeit der schlauen Luftpiraten, sodass sie die Zelte abbrechen mussten. Im Ganzen erlegte die Redaktion im neuen Kalenderjahr 29 Krähen und drei Ringeltauben als Beifang. Aber für die eher magere Strecke sind nicht allein diverse Widrigkeiten verantwortlich.

Der Umgang mit der Flinte liegt beim Autor nach einer Dekade im Waldrevier brach. Vermeidbare und peinliche Fehlschüsse waren die Folge. Jetzt heißt es trainieren. Freilich darf um diese Jahreszeit, wenn die Krähenvögel standorttreu sind und beginnen, sich zu verpaaren, jedes erlegte Stück getrost auf die Goldwaage gelegt werden. Das Niederwild wird es danken.

Bei Schneefall kann der Krähenjäger nach Hause gehen. Auch Raureif auf der Attrappe durchschauen die Corviden sofort.
Foto: Alexander Busch

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