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Leihmutter und Lehrerin

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FASANENAUFZUCHT

Frühe Mähtermine fordern ihre Opfer bei Fasanenhennen. Zwerghühner können dem Niederwildheger helfen, die Verluste zu kompensieren. Wie das funktioniert, beschreibt Revierjagdmeister Elmar Eickhoff.

Foto: Bildagentur Schilling

Der gewissenhafte Niederwildheger sucht die zur Mahd anstehenden Wiesen mit dem Vorstehhund ab und versucht, gefährdete Fasanenhennen zu retten und deren Gelege zu sichern. Ebenso lohnt es sich, nach der Mahd übersehene Gelege, beziehungsweise deren Überreste zu suchen, um eventuell heil gebliebene Eier für die Aufzucht der Küken zu verwenden. Anhand des Entwicklungszustands zerstörter Gelege wird der Schlupftermin ungefähr ermittelt. Sichergestellte Eier können mit einer Schierlampe durchleuchtet und so die verbleibende Brutzeit eingeschätzt werden.

Grundsätzlich sollten angebrütete Eier so schnell wie möglich weiterbebrütet werden. Selbst erkaltete Eier müssen nicht zwangsläufig absterben. Häufig schlüpfen die Küken nur später. Zum Ausbrüten dient oftmals eine Brutmaschine. Die Aufzucht mit Zwerghennen hingegen erhöht die Überlebenschancen der Fasane im Revier erheblich. Küken von
Wildfasanen bringen alle Instinkte ihrer Eltern mit – im Gegensatz zu seit Jahrzehnten aus der Zucht stammende Volierenfasane. Bei ihnen wird nur mit den verträglichsten
Tieren gezüchtet. Die natürliche Selektion spielt dabei keine Rolle mehr.

Der Vorteil, Fasanenküken mit Zwerghennen aufzuziehen, besteht darin, dass die Küken sich auf die Henne prägen, von ihr viele wichtige Verhaltensweisen lernen. Deshalb müssen die Zwerghühner so naturnah wie möglich gehalten werden. Idealerweise sind sie freilaufend und kennen von Greifvogel bis Fuchs, Marder und Katze die Feinde im Revier. Bewährte Brutrassen sind zum Beispiel Seidenhühner, das Deutsche Zwerghuhn und Zwerg-Wayndotten, wobei erstere nicht aufbaumen und dieses lebenswichtige Verhalten nicht weitergeben können. Die verschiedenen Zwerghuhnrassen können auch untereinander vermischt werden. Ein richtiger Zuchtstamm entsteht am besten, indem nur mit Naturbruten gearbeitet wird.

Die Fasane müssen ausreichend gegen Raubwild und Raubzeug geschützt werden, sonst kann die ganze Arbeit, wie im Bild, umsonst gewesen sein. Foto: Elmar Eickhoff

Bevor die ersten Fasaneneier anfallen, wird die fest gluckende Zwerghenne mit den Gipseiern in eine Aufzuchtbox gesetzt. Die Attrappen werden dann gegen die Fasaneneier getauscht. In den ersten Tagen bleibt der Auslauf verschlossen, damit die Henne nicht vom Gelege aufsteht. Futter und Wasser werden deshalb in der Box angeboten. Erst nach einigen Tagen wird der Schieber entfernt. Die Henne kann dann selbstständig fressen, schöpfen, hudern, scharren und sich lösen.

Ein Teil der Hennen wird nicht weiterbrüten, das Gelege aufgeben und sich erst zu einem  späteren Zeitpunkt wieder setzen. Erfahrungsgemäß findet sich nur eine von fünf Hennen, die zur richtigen Zeit gluckt, die untergelegten Eier ausbrütet und die Küken führt. Sind zur Brutzeit nicht genügend Glucken vorhanden oder ein Huhn gibt das Gelege auf, nachdem die Gipseier mit Fasanen eiern ausgetauscht wurden, können diese Eier parallel in einer Brutmaschine bebrütet werden. Setzt sich dann doch noch eine Henne, können die Eier aus der Maschine wieder unter die Henne gelegt werden. Ebenso ist es möglich, mit überzähligen Eiern aus der Brutmaschine ausgeschierte Eier unter den Zwerghennen zu ersetzen.

Schieren, also das Durchleuchten der Eier mit einer Speziallampe, sollte nach der ersten und zweiten Brutwoche erfolgen. Nicht befruchtete, beziehungsweise abgestorbene Eier werden entfernt, damit sie nicht faulen. Schlüpfen in der Brutmaschine Küken, können sie einer Zwerghenne zur Adoption untergeschoben werden. Am besten funktioniert das, wenn die Küken gleich alt sind. In einen Brutkalender werden alle wichtigen Eckdaten eingetragen.

Das Schieren – hier bei einem Zwerghuhnei – erfolgt normalerweise in einem dunklen Raum. Foto: Elmar Eickhoff
Erst wenn die Henne fest in der Brutbox sitzt, werden die Eier untergeschoben. Foto: Elmar Eickhoff
Die ersten Tage bleibt die Henne mit Wasser und Futter eingesperrt, damit sie das Gelege nicht verlässt.Foto: Elmar Eickhoff

Wer sich einmal ein Fasanenei kurz vor dem Schlupf ans Ohr hält und den Locklaut der Henne nachahmt, wird feststellen, dass das Küken bereits antwortet. Henne und Küken nehmen also schon vor dem Schlupf Kontakt auf und gewöhnen sich aneinander. Das setzt sich in der Prägungszeit nach dem Schlupf fort. Locken, Warnen und viele andere lebenswichtige Verhaltensweisen lernt das Küken zu dieser Zeit. Es ist interessant zu beobachten, wie die Henne warnt, wenn ein Greifvogel über den Aufzuchtplatz fliegt und das ganze Gesperre unter ihr verschwindet oder sich versteckt.

Eine Kükentränke und ein Futterbrett ersetzen den Fress- und Trinknapf nach dem Schlupf. Wichtig ist, dass die empfindlichen Küken nicht nass werden und dadurch verklammen. Zur Fütterung dient der „Putenstarter P1“, der mit dem Hennenfutter gemischt wird. Die Glucke wird die Küken an die Tränke und an das Futterbrett heranführen. Sie müssen penibel sauber gehalten und mehrmals am Tag nachgefüllt werden.

Bei länger anhaltendem Regen wird der Auslauf mit einer Ondulineplatte abgedeckt. Weil die Küken vom ersten Tag an der Witterung ausgesetzt sind, können sie sie sich gut auf ihr Leben im Revier vorbereiten. Die Henne wird den Küken nach den Schlupf das Scharren zur Nahrungssuche zeigen. Ihre natürliche Nahrung – Insekten – verfolgen die Küken sofort. Falls möglich, sollte man den Küken Ameiseneier in ihren Auslauf schütten. Wenn das Gras im Auslauf von der Henne mit Küken „abgegrast“ ist, wird der Auslauf verlegt.

Henne mit Fasanenküken im Auslauf. Bei Regen wird der Freilauf mit einer Ondulineplatte (Hintergrund) abgedeckt. Foto: Elmar Eickhoff

Durch genaues Beobachten von Henne und Küken, gerade in den ersten Tagen, bekommt der „Züchter“ viele Einsichten in die Lebensbedingungen und Probleme der Fasane im Revier. Die Bedeutung der Witterung bei der Suche nach Insekten in großen Feldern unter den heutigen Bedingungen in der Landwirtschaft wird deutlich. Weiterhin wird klar, wie schutzlos sie der Übermacht der Beutegreifer ausgeliefert sind.

Die Küken bekommen schon nach einigen Tagen die ersten Federansätze und können wenige später flattern und kurze Strecken fliegen. Schnell wird ihnen der Auslauf zu klein und es folgt die Entscheidung, ob die Küken aus dem Garten heraus verwildern sollen, oder die weitere Aufzucht in einer Voliere erfolgt. Da nur wenige Jäger im Revier wohnen, wird oft die weitere Aufzucht in einer Voliere vorgezogen.

Sie sollte mit Gras eingesät sein. Wenn der Besatz einer Überwinterungsvoliere nicht höher als ein Tier auf zehn Quadratmeter ist, wird die Grasnarbe nicht so stark beansprucht, dass sie nachgesät werden muss. In einer Voliere mit einem Besatz von einem Jungfasan auf fünf Quadratmetern tritt bei der Zwerghennenaufzucht auch kein Federpicken auf.

Ganz oder gar nicht

Foto: Bildagentur Schilling

Wer sich die Arbeit mit der Aufzucht von ausgemähten Gelegen mit Zwerghühnern macht, sollte vor dem Auswildern der Fasane deren Lebensraum im Revier verbessern und das Raubwild scharf bejagen. Kein Bauer käme auf die Idee, sein teures Saatgut in der Wüste zu verteilen und im Herbst auf reiche Ernte zu hoffen.

An einem trockenen und warmen Tag bringt der Heger die Henne samt Gesperre in die Voliere und setzt sie in ihren gewohnten Auslauf. Am nächsten Tag wird ein Stein so unter den Auslauf gestellt, dass nur die Küken, nicht aber die Henne unter ihm hindurchschlüpfen können.

Das Gras im Umkreis des Auslaufs sollte
kurz gemäht sein. Im näheren Bereich des Aufzuchtkastens wird das Jungwild nach Nahrung suchen, sich aber immer wieder von der Henne in den Kasten zurückrufen lassen. Als Futter wird zu „Putenstarter P2“ gewechselt, der mit Weizen gemischt und in einen Napf geschüttet wird.

Wichtig ist, die Küken zu beobachten, um festzustellen, dass sie nicht unter Krankheiten leiden. Typische Jugendkrankheiten sind der Befall mit Rotwürmern und Coccidiose, die aber meistens erst nach der Aufzucht von Fasanen an einem Platz über mehrere Jahre hintereinander auftreten. Bei der Behandlung hilft ein Tierarzt.

Die Ausläufe sollten auf kurzem gemähtem Gras stehen. Alle zwei Tage werden sie verschoben. Foto: Elmar Eickhoff

Der Aktionsradius der Küken wird immer größer. Wenn die Küken nicht mehr gehudert werden und das Federkleid voll entwickelt ist, kann die Aufzuchtkiste so hoch gestellt werden, dass auch die Henne unter ihr durchschlüpft. Futter und Wasser bekommen sie dann nach und nach außerhalb des Aufzuchtkastens. Die Henne wird die Küken weiterhin führen.

Wichtig ist, dass in der Voliere Nadelbäume und Sträucher als Schutz und zum Aufbaumen vorhanden sind. Eine richtig geprägte Zwerghenne bringt den Jungfasanen diese überlebenswichtige Verhaltensweise bei.

Ab der 16. Woche können die Fasane ausgewildert werden. Eine Auswilderungsvoliere im zentralen Revierbereich ist dabei von Vorteil, aber nicht unbedingt nötig. Es reicht auch, die Fasane morgens in einer Transportkiste ins Revier zu bringen und den Schieber vorsichtig zu öffnen. Einige Stunden später die leere Kiste einfach wieder abholen. Die Fasane können dann langsam ins Freie laufen und haben den ganzen Tag Zeit, sich in ihrer neuen Umgebung zu orientieren. An der Auswilderungsstelle sollte eine mit dem gewohnten Futter gefüllte Fasanenfütterung sein.

Um die Winterverluste im Revier zu vermeiden, können die Fasane auch in einem Geschlechterverhältnis von einem Hahn zu zehn Hennen in der Voliere überwintern. Sie werden nur mit Weizen gefüttert, damit sie nicht verfetten.

Juli: Die Hennen und die Fasanenküken laufen frei in der Voliere. Nahrung und Wasser werden auf Futterbrettern angeboten. Foto: Elmar Eickhoff

Ein idealer Frühjahrs-Aussetz-Zeitpunkt ist dann, wenn die Vegetation so weit fortgeschritten ist, dass die Henne im Wintergetreide Deckung findet. Ab Ende März beginnen die Fasane mit der Eiablage. In der Voliere verteilen sie oftmals ihre Eier, ohne ein Gelege zu machen. Das ist kein Zeichen dafür, dass sie im auch im Revier dieses unnatürliche Verhalten haben.

Wenn man eine Henne in der Voliere belässt, wird sie sofort ein Gelege beginnen und dieses auch ausbrüten. Es ist auch nicht nötig, einen Hahn bei ihr zu lassen, weil die Eier die nötige Zeit auch ohne ihn noch befruchtet sind. Weiterhin kann man das Geschlechterverhältnis in der Voliere auch bis auf einen Hahn auf 30 Hennen ausweiten, ohne dass die Befruchtungsrate absinkt.

Fasanengelege auf diese Art zu retten, ist eine kleine Kompensation der Verluste durch die moderne Landwirtschaft und einen oftmals zu hohen Raubwildbesatz.

Die Aufzucht im Jahreslauf

Überlebenswichtig: Die Zwerghenne bringt den Jungfasanen natürliche Verhaltensweisen, wie das Aufbaumen, bei. Foto: Elmar Eickhoff

Mai:
• Absuchen der Mähwiesen nach Fasaneneiern
• Aufzuchtwiese mähen und mit Schafzaun schützen
• Gluckende Zwerghenne mit eigenen Eiern/Gipseiern in Brutkiste setzen
• Nach zwei Tagen Eier gegen Fasaneneier tauschen
• Nach der ersten und zweiten Brutwoche Schieren der Fasaneneier
• Schlupf nach circa 24 Tagen

Juni:
• Fasanenküken mit „Putenstarter P1“- Hennenfutter-Gemisch auf Futterbrett füttern
• Kükentränke und Futterbrett penibel sauberhalten, mehrmals täglich kontrollieren
• Auslauf alle zwei Tage verlegen, bei Regen abdecken
• Nach etwa drei Wochen Henne und Küken mit Auslauf in Voliere bringen

Juli:
• Bei gutem Wetter Auslauf so hochstellen, dass nur die Küken darunter durchschlüpfen können
• Wenn die Küken nicht mehr gehudert werden, den Auslauf so hochstellen, dass auch die Henne hinausschlüpfen kann.
• „Putenstarter P2“-Hennenfutter- Gemisch in einem Futternapf neben den Auslauf stellen
• Ein Jungfasan sollte jetzt auf fünf Quadratmeter Volierenfläche kommen

August:
• Zwerghenne sollte nun mit Küken in der Voliere aufbaumen
• Ab der zwölften, besser nach der 16. Lebenswoche Auswildern der Fasane

September:
• Falls Auswildern der Fasanenhennen im kommenden Frühjahr angedacht, überzähligen Hähne auswildern, bis ein Geschlechterverhältnis von einem Hahn zu zehn Hennen in der Überwinterungsvoliere entsteht
• Ein Jungfasan sollte jetzt auf zehn Quadratmeter Volierenfläche kommen
• Fütterung der Fasane mit Weizen

Oktober bis März:
• Überwintern der Fasane in Voliere
• Bei Verlusten von Hähnen ist ein Geschlechterverhältnis von 1 Hahn zu 30 Hennen unproblematisch

April:
• Fasane aus Voliere ins Revier bringen, wenn das Wintergetreide Deckung bietet
• Voliere nach Bedarf mit Gras nachsäen
• Zwerghühner mit Legemehl und Quetschhafer und Auslauf auf Gras zum Brüten bringen
• Fasane beginnen zu legen, frühe Mähtermine können erste Eier bringen


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