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Niedersächsische Behörden tun sich schwer mit dem Wolfsmanagement

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Ob es ein Wolf oder ein anderer „hundeartiger Beutegreifer“ war, der ein Fohlen am 18. Mai bei Bispingen im niedersächsischen Heidekreis gerissen hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Merkwürdig mutet jedoch der Umgang der zuständigen Behörden mit dem Vorfall an.

Die Überreste des gerissenen Fohlens.
Die Überreste des gerissenen Fohlens.Foto: Götz George/mh
Von dem Fohlen fand der Betreiber des Gestüts „Norderheide“ in Hörpel bei Bispingen nur noch den Kopf sowie einen Teil der Wirbelsäule. Auch die Mutter des am Vortag gesetzten Tieres wies Verletzungen auf. Das übliche Prozedere begann: Wolfsberater kamen, begutachteten den Riss und nahmen Abstriche zur genetischen Identifikation des „Täters“.
„Dass das passieren würde, war klar“, sagt der Gestütsbetreiber Götz George gegenüber WILD UND HUND. Immer wieder war es in den vergangenen Wochen zu Wolfssichtungen rund um Bispingen gekommen. Ohne Scheu zeigten sich die Wölfe am hellichten Tage. Allein die Decktaxe für das Fohlen lag bei 1 400 Euro, sein materieller Wert wird auf 5 000 Euro taxiert. Zuvor hatte George beim niedersächsischen Umweltministerium um Hilfe gebeten. „Pferde seien nicht betroffen“, habe man ihm gesagt. Fördermittel für Schutzvorrichtungen gebe es erst, wenn eine Tierart dreimal angegriffen worden sei. Dies war der erste Fall mit Pferden in Niedersachsen. Die beiden Esel, die George zum Schutz seiner Islandpferde mit auf der Weide hatte, halfen jedenfalls nicht. „Ich bin Vollerwerbslandwirt und muss mich jetzt fragen, ob ich meinen Betrieb aufrecht erhalten kann“, sagt er. Die Zucht von Islandpferden funktioniert nur mit Freilandhaltung.
Auch die Gemeinde Bispingen hatte sich in einem Brief vom 11. Mai an das niedersächsische Umweltministerium gewandt und um Maßgaben gebeten, wie mit den wenig scheuen Wölfen umzugehen sei, die sich seit Wochen in der Gemeinde sehen lassen. Im Hinblick auf eine Informationsveranstaltung am 18. Mai für die örtliche Bevölkerung hatte man um Beantwortung der Anfrage bis zum 16. Mai gebeten. Eine Antwort des Ministeriums erfolgte bis heute nicht.

Auch die Stute wurde verletzt.
Auch die Stute wurde verletzt.Foto: Götz George/mh
Die Überreste des gerissenen Islandponys verblieben bis zum Mittwoch, also deutlich länger als 48 Stunden, bei einem Tierarzt im Heidekreis. Obwohl am Montag noch reges Interesse an dem Fall seitens des zuständigen Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie des Umweltministerium geherrscht hatte, kümmerte man sich dort offensichtlich nicht um die kurzfristige Sicherung des Kadavers, der mit hoher Wahrscheinlichkeit umfangreiches Material zur Identifikation des Täters und über die Todesumstände des Fohlens hätte liefern können.
Beim NWLKN soll in Kürze die mit drei Stellen ausgestattete Anlauf und Koordinationsstelle für das niedersächsische Wolfsmanagement eingerichtet werden, womit dieses dann in erster Linie durch eine staatliche Stelle koordiniert wird. Zurzeit gibt es einen Vertrag zwischen dem Umweltministerium und der Landesjägerschaft Niedersachsen über die Durchführung des Wolfsmonitorings.
Den Kadaver brachte der Tierarzt schließlich am Mittwoch zur Tiermedizinischen Hochschule nach Hannover. Das NLWKN weiß um die Wichtigkeit möglichst einwandfreien und umfangreichen genetischen Materials. Es hatte gegenüber WILD UND HUND auf Anfrage zu dem gerissenen Fohlen geantwortet: „Genetikproben wurden genommen und sind im Auftrag des NLWKN unterwegs zur Analyse. Wann mit Ergebnissen der DNA-Untersuchungen gerechnet werden kann, ist von der Qualität und Menge des vorhandenen Speichelmaterials abhängig, dessen Untersuchung sehr viel aufwändiger und langwieriger ist als beispielsweise die Untersuchung von Gewebeproben toter Tiere.“ mh

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